Pfingsten 1.8:  „Der HERR“ des Alten Testaments ist nicht „der HErr“ des Neuen Testaments

Teilnehmer 11: Die Aussage von Petrus in Apostelgeschichte 2, Vers 34, ist überaus dramatisch. Damit rührt Petrus an eine Begebenheit, in der Jesus wenige Tage vor seiner Kreuzigung die Pharisäer in den Senkel stellte. Lesen wir Matthäus 22, Verse 41-46: „41Als nun die Pharisäer beieinander waren, fragte sie Jesus: 42Was denkt ihr von dem Christus? Wessen Sohn ist er? Sie antworteten: Davids. 43Da fragte er sie: Wie kann ihn dann David durch den Geist HErr nennen, wenn er sagt (Psalm 110,1): 44»Der HERR sprach zu meinem HErrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde unter deine Füße lege«? 45Wenn nun David ihn HErr nennt, wie ist er dann sein Sohn? 46Und niemand konnte ihm ein Wort antworten, auch wagte niemand von dem Tage an, ihn hinfort zu fragen.“

 

Teilnehmer 12: Ja, und Petrus rührt nicht nur an diese Frage, die die Pharisäer nicht beantworten konnten und mit der Jesus sie stehen ließ. Jetzt ist die Zeit gekommen, die Antwort offen auszusprechen. Ein Geheimnis in den Augen der Juden wird gelüftet. Nach der Auferstehung wird der Nachkomme Davids auch Davids HErr sein, weil dieser Nachkomme auch David auferwecken wird. Der Sohn Davids ist der HErr Davids, der ihn von den Stricken des Todes befreit.

 

 

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Titelbild: Jehus fußfällige Unterwerfung vor Salmanassar - Jehu betet Salmanassar an, die übliche Form der Proskynes im Orient vor einem höherstehenden Menschen. Jehu-on-black-obelisk, British Museum. Von Original uploader Willis: I took this photo and am releasing it to Wikipedia for its use. Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1438526.

 

 

 

Teilnehmer 1: Das wird dadurch unterstrichen, dass das Hebräische in dem sowohl von Matthäus bzw. Jesus im Evangelium wie von Lukas bzw. Petrus in der Apostelgeschichte zitierten Psalm 110, 1 zwei verschiedene Worte für Herr verwendet. Wenn der HERR Zebaoth oder Gott gemeint ist, ist es JHWH, wenn der Messias gemeint ist, ist es Adoni, mein HErr.[1]

 

Teilnehmer 7: Luther hat ursprünglich drei Schreibweisen des Wortes „Herr“ unterschieden. Er schrieb HERR, wenn Gott, JHWH, gemeint ist. Er schrieb „HErr“, wenn Jesus gemeint ist. Und er schrieb Herr, wenn sonstige Herren gemeint sind. Die neueren Lutherfassungen haben das nur für das Alte Testament und nur für HERR = JHWH beibehalten.[2] Das sehen wir u.a. in eben dem Psalm 110, Vers 1, in den aktuellen Lutherfassungen.

 

Teilnehmer 2: Also anders ausgedrückt: Der HERR des Alten Testaments, also JHWH oder auch Adonai, ist Gott. Er ist der Schöpfer, der HERR der Schöpfung und der HERR der Heerscharen. Er ist Jesu himmlischer Vater und unser himmlischer Vater. Dieser Gott hat Jesus von den Toten auferweckt. Dieser Jesus ist der HErr, adon, der neutestamentlichen Gemeinde und untersteht selbst dem HERRgott. Ja, der HERRgott selbst hat Jesus zum HErrn der Gemeinde und zum Messias gemacht. Ihn, Jesus, als HErrn zu erkennen und anzuerkennen, ist die entscheidende Umkehr oder Buße.

 



[1] Vgl. Sir Anthony F. Buzzard, Charles F. Hunting: Die Lehre von der Dreieinigkeit Gottes, Linz 2001, S. 47-57.

[2] Vgl. Lutherbibel 1984, S. 6*.