Leiden 3.8: Die ernstgemeinte Frage nach dem höchsten Gebot und der einzige Gott

Teilnehmer 3:28Und es trat zu ihm einer von den Schriftgelehrten, der ihnen zugehört hatte, wie sie miteinander stritten. Und als er sah, dass er ihnen gut geantwortet hatte, fragte er ihn: Welches ist das höchste Gebot von allen? 29Jesus aber antwortete ihm: Das höchste Gebot ist das: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein[1], 30und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften« (5.Mose 6,4-5). 31Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3.Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese.

 

Teilnehmer 4: Bemerkenswert die entschiedene Interpretation, die der Schriftgelehrte zum Shma Israel gibt: „32Und der Schriftgelehrte sprach zu ihm: Meister, du hast wahrhaftig recht geredet! Er ist nur einer, und ist kein anderer außer ihm; 33und ihn lieben von ganzem Herzen, von ganzem Gemüt und von allen Kräften, und seinen Nächsten lieben wie sich selbst, das ist mehr als alle Brandopfer und Schlachtopfer.“

 



[1] Gott, der Vater Jesu Christi, ist der HERR allein. Da ist keiner mit ihm Gott. Auch der Sohn ist ihm untertan. Und der Geist Gottes ist keine Extra-Person, sondern der Geist Gottes – wie der Geist eines Menschen keine Extra-Person ist, sondern der Geist dieses Menschen. Die Lehre von einem dreieinigen Gott passt nicht in das Shma Israel.

 

Titelbild: Erster Abschnitt des Schma Jisrael. In den meisten Manuskripten und gedruckten Ausgaben sind im ersten Satz im ersten Wort das Ajin (ע) und im letzten Wort das Dalet (ד) größer dargestellt, so dass der Vers optisch aus dem übrigen Text herausgehoben wird. Beide Buchstaben bilden zusammen das Wort hebräisch עד ‘ed, deutsch ‚Zeuge‘. Durch das Aussprechen dieses Satzes bezeugt ein Jude öffentlich, dass Gott die Welt regiert. Foto:BuickCenturyDriver (talk) (Uploads) - Picture taken from a Mezuzah or Tefillin, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=49311807.

 

Teilnehmer 5: Und Jesus bestätigt die Antwort: 34Als Jesus aber sah, dass er verständig antwortete, sprach er zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und niemand wagte mehr, ihn zu fragen.

 

Teilnehmer 6: Und so, als ob Jesus für alle kommenden Zeiten klar machen wollte, was zu seiner Zeit vollkommen klar war, legt er in diesem Zusammenhang den Unterschied zwischen Gott, dem HERRN und Schöpfer der Himmel und der Erde, und sich selbst dar: „35Und Jesus fing an und sprach, als er im Tempel lehrte: Wieso sagen die Schriftgelehrten, der Christus sei Davids Sohn? 36David selbst hat durch den Heiligen Geist gesagt (Psalm 110,1): »Der Herr[1] sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde unter deine Füße lege.« 37Da nennt ihn ja David selbst seinen Herrn. Woher ist er dann sein Sohn? Und alles Volk hörte ihn gern.“

 

Teilnehmer 12: Warum hörte das Volk ihn gern? Er beantwortet ja die selbst gestellte Frage gar nicht.

 

Teilnehmer 11: Vielleicht, weil sie selber merken, dass die Schriftgelehrten, die vorgeben, alles zu wissen, sprachlos sind und als Aufschneider entlarvt werden. Und genau das untermauert Jesus direkt im Anschluss an seine „Fangfrage“.

 



[1] In Psalm 110 wie im gesamten Alten Testament wird HERR in der Lutherfassung Luther folgend in Großbuchstaben geschrieben, wenn Gott, der Schöpfer, gemeint ist, und in „normaler“ Schreibweise, wenn ein anderer Herr gemeint ist. Wenn die Lutherfassung den gleichen Vers im Neuen Testament zitiert, lässt sie diese – wesentliche – Unterscheidung weg. In der Schriftfassung der Dialoge des Hauskreises soll nach und nach die ursprüngliche Luthersche Schreibweise verwandt werden: HERR für Gott, HErr für Jesus und Herr für alle anderen Herren.