Auferstehung 2.1:  Lehrt alle Völker  – und tauft sie? Wenn ja, mit welcher Taufe?

Teilnehmer 1: Am Tag nach der Auferstehung hat Jesus seine Jünger ja wiederholt dazu aufgefordert nach Galiläa zu gehen. Wann machten sie sich auf den Weg?

 

Teilnehmer 2: Wohl bald nach diesem Tag. Denn in Matthäus 28, 16 heißt es direkt nach dem Bericht über die Bestechung der Wachen, die vor dem Grab Jesu gewesen waren: Aber die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte[1].

 

Teilnehmer 3: Dann könnte sich die Begegnung von Jesus mit Thomas im Kreis der übrigen Jünger bereits in Galiläa abgespielt haben?

 

Teilnehmer 4: So sieht es aus. Blicken wir kurz zurück auf die Szene in Johannes 20, Verse 24-25: „24 Thomas aber, einer der Zwölf, der Zwilling genannt wird, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. 25 Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, kann ich's nicht glauben.“

 

Teilnehmer 11: Das war in Jerusalem. Dann ging es weiter in Johannes 20: „26 Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen, und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch! 27 Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! 28 Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott![2] 29 Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, darum glaubst du? Selig[3] sind, die nicht sehen und doch glauben!“

 

Teilnehmer 10: Die Situation in Johannes 20, 24-29, die erste Begegnung von Jesus und Thomas nach der Auferstehung Jesu inmitten anderer Jünger, könnte identisch sein mit der Situation, über die Matthäus in Kapitel 28, 17-20, berichtet. Vers 17: „Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten.“ Der Wortführer der immer noch Zweifelnden könnte Thomas gewesen sein.

 

Teilnehmer 5: Dann aber gibt es in Matthäus 28, 18-20, den letzten drei Versen des Matthäus-Evangeliums, wichtige Ergänzungen: „Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“

 

Teilnehmer 1: Ich finde es sehr bemerkenswert, dass hier von Taufen und Lehren, und zwar in dieser Reihenfolge, nicht aber vom Bekehren die Rede ist.[4]

 

Teilnehmer 2: Das finde ich auch sehr beachtlich. In Apostelgeschichte 2,14-36, erklärt Petrus nur, was es mit dem Reden in Zungen auf sich hat, nämlich, dass es eine Bestätigung dafür ist, dass Gott Jesus von Nazareth, den die Juden gekreuzigt haben, zum Herrn und Christus gemacht hat. Dann fragen die Zuhörer selbst, was sie tun sollen, und dann sagt Petrus ihnen, dass sie umkehren und sich auf den Namen Jesu Christi taufen lassen sollen.

 

Teilnehmer 6: Da fällt mir aber auf, dass in Matthäus 28, 19 wohl einmalig in der Bibel eine andere – wenn man so will – „Taufformel“ verwandt wird als sonst. Sonst ist immer von der Taufe im Namen Jesu oder auf den Namen Jesu die Rede.

 

Teilnehmer 7: Das stimmt. Das ist auffällig. Sehr alte Texte bezeugen denn auch, dass in Matthäus 28,19 gar nichts vom Taufen steht, sondern nur: „Machet zu Jüngern alle Völker in meinem Namen.“ Das macht auch Sinn. Wenn jemand nämlich ein Jünger Jesu ist, dann ist er damit auch schon getauft, und zwar mit heiligem Geist, den jeder erhält, der mit dem Munde bekennt und von Herzen glaubt, dass Jesus der Herr ist und Gott ihn von den Toten auferweckt hat.[5]

 

Teilnehmer 3: Bevor wir hier einen Halbsatz streichen, wäre mir allerdings ein nachvollziehbarer Beleg aus der Literatur gerade recht.

 

Teilnehmer 7: Ich biete den Nestle-Alandt an, eine anerkannte griechische Ausgabe des Neuen Testaments. [6] Hier die einschlägige Seite mit Matthäus 28, Vers 19:

Teilnehmer 5: Ich sehe nur „Krähenfüße“.

 

Teilnehmer 7: Wie gesagt, es geht um Vers 19. Ich ziehe Vers 19 heraus und schreibe die deutsche Bedeutung der Interlinear folgend darunter:

 

πορευθεντες  ουν  μαθητευσατε         παντα τα εθνηHingegangen   also macht zu Jüngern alle       Völker

βαπτιζοντες 

taufend              

αυτους εις το    ονομα     του  πατρος και  του  υιου  

sie        in     den Namen    des  Vaters  und  des Sohnes

και  του αγιου     πνευματος

und des heiligen Geistes

 

Teilnehmer 5: Das ist doch annähernd wie die Lutherfassung, abgesehen von der im Griechischen offenbar möglichen seltsamen Konstruktion mit „Hingegangen“, was sozusagen den Imperativ „Geht hin“ beinhaltet oder voraussetzt.

 

Teilnehmer 7: Ja, aber jetzt kommt es auf die Worte in Vers 19 an, die im Nestle-Alandt in so eigenartige schräge Klammern gesetzt sind, nämlich

 

βαπτιζοντες αυτους εις το    ονομα   του   πατρος και  του 

taufend           sie         in   den  Namen  des   Vaters  und des 

υιου       και του αγιου    πνευματος

Sohnes und des heiligen Geistes

 

Dazu steht in der dritten Fußnote zu Vers 19: εν τω ονοματι μου – „in dem Namen meiner“ oder „in meinem Namen“. Und dahinter steht „Eus“, was anzeigt, dass der Kirchenvater Eusebius[7] diesen Vers 19 vielfach in seinen Schriften in dieser Form zitierte, also: 19 Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker in meinem Namen 20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.

 

Teilnehmer 1: Das würde bedeuten, dass am Schluss des Matthäus-Evangeliums zwar ein Missionsbefehl, aber kein Taufbefehl und schon gar nicht eine Taufe im Namen des Vaters und des Sohnes und heiligen Geistes, also eine Taufe im Namen der Dreieinigkeit steht.

 

Teilnehmer 8: Genau. Und ich bin froh, dass es neben der Formulierung nach Matthäus „Mir ist gegeben alle Gewalt ... darum machet zu Jüngern alle Völker in meinem Namen und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe“ noch die Formulierung bei Markus gibt, und zwar in der Version, die Karl-Heinz Vanheiden in seiner Neuen evangelistischen Übersetzung in der Fußnote zu Markus 16,8 anführt: „Später beauftragte Jesus seine Jünger selbst, überall in der Welt die heilige und unvergängliche Botschaft von der Erlösung weiterzusagen."[8]

 

Teilnehmer 9: Was gefällt Dir daran so viel mehr?

 

Teilnehmer 8: Die Formulierung „Mir ist gegeben alle Gewalt ... darum macht zu Jünger und lehrt sie halten alles, was ich euch befohlen habe“ ist so oft missverstanden worden, indem das Evangelium mit Gewalt durchgesetzt werden sollte, was Jesus nie gemacht und nie gemeint hat. Er hat die frohe Botschaft dadurch weiter gegeben, dass er mit den Aposteln und anderen Jüngern gelebt hat, unter ihnen war, sie geheilt, getröstet, ermutigt, herausgefordert, aber nie gezwungen hat. Die „Botschaft von der Erlösung weitersagen – das ist eine Herz-zu-Herz-Botschaft.[9]

 

Teilnehmer 2: Ja, wenn wir das Wort „Gewalt“ hören, kommen leicht solche Missverständnisse auf. Die Interlinear übersetzt „Macht“. Das griechische Wort ist εξουσια (exusia). Es bedeutet in erster Linie „Können“, aber auch Recht, Berechtigung, Befugnis, Freiheit, etwas zu tun, Vollmacht" etc.[10] Jesus hat von Gott alle Vollmacht, im Himmel und auf Erden nach seinen Vorstellungen zu verfahren. Seine Vorstellung in Übereinstimmung mit dem Vater ist nicht Gewalttätigkeit, sondern Liebe. Dementsprechend hat die Lehre der Apostel für die Völker zu sein. Sein „Reich ist nicht von dieser Welt“[11], von der Ordnung oder Verfassung, wie z.B. Pontius Pilatus sie gewohnt war und sie noch heute für viele als die einzig denk- und erlebbare gilt.

 

Teilnehmer 10: Ok. Ich möchte noch einmal auf das Thema „Taufe“ zurückkommen. Womöglich zu der gleichen Situation, die wir gerade nach dem Matthäus-Evangelium besprochen haben, heißt es in Markus 16,15-16: „15 Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur. 16 Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig[12] werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.“

 

Teilnehmer 1: Und das lässt der HErr nicht ohne Hinweis darauf, an was man den gläubig Gewordenen erkennen kann. Markus 16, 17-18: 17 Die Zeichen aber, die folgen werden denen, die da glauben, sind diese: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, in neuen Zungen reden, 18 Schlangen mit den Händen hochheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird's ihnen nicht schaden; Kranken werden sie die Hände auflegen, so wird's gut mit ihnen.“

 

Teilnehmer 2: Oh je, bin ich da überhaupt gläubig?

 

Teilnehmer 1: Wer wollte daran zweifeln? Es heißt nicht, dass jedem Gläubigen alle diese Zeichen folgen. Eins könnte genügen. Und es heißt auch nicht, dass diese Zeichen permanent bei einem Gläubigen auftreten. Ab und zu könnte reichen. Und vielleicht mag der eine oder die andere auch ohne äußere Zeichen auskommen. Was eher schwer sein mag.

 

Teilnehmer 3: Sehr interessant in diesen Monaten 2020 der Corona-Krise, was Markus da schreibt.

 

Teilnehmer 11: Zurück zum Thema Taufe. Man beachte die Reihenfolge: Erst glauben, dann taufen. Das machen die Baptisten mit ihrer Erwachsenentaufe denn doch wohl richtig.[13]

 

Teilnehmer 12: Da hätte ich aber doch eine Ergänzung. Wer an den Auferstandenen glaubt, ist nach Römer 10, 9-10, gerettet. Das heißt, er hat das ewige Leben. Und das heißt, dass er heiligen Geist bekommen hat oder mit oder in heiligem Geist getauft ist. Es ist alles in dem einen Akt des Glaubens eingeschlossen – er ist uno actu getauft.

 

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1) Vgl. Matthäus 28, Vers 12.
2)Das bedeutet nicht, dass Thomas in Jesus den Schöpfergott sieht oder ihn für den himmlischen Vater  hält. Vgl. diverse andere Hauskreisdialoge.
3) Μακαριοι (makarioi) – glücklich.
4) Darauf wies Oliver Wurl hin.
5) Römer 10, 9-10: Glauben, dass Gott Jesus von den Toten auferweckt hat = gerecht, gerettet. Johannes 17,3: Gott und seinen Gesandten Jesus Christus erkennen = ewiges Leben. Epheser 1, 13: gläubig werden = versiegelt werden mit dem heiligen Geist.
6) Novum Testamentum Graece cum apparatu critico curavit, Eberhard Nestle novis curis elaboraverunt Erwin Nestle et Kurt Aland, Editio vicesima quinta (25. Auflage), Württembergische Bibelanstalt Stuttgart 1963, S. 83, wiedergegeben im Anhang dieses Dialogs. Mehrere Kirchenväter zitieren Matthäus 28,19 ohne die Taufformel: Aphraates von Nisibis um 340 nach Christus, Eusebius, der um 340 starb, 18 Mal, auch Justin, der um die Mitte des 2. Jahrhunderts lebte. Vgl. Fred C. Conybeare, The Eusebian form of the Text Matth. 28,19, in: Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde des Urchristentums, 1901, S 275-288, und eine Reihe weiterer Arbeiten zu diesem Thema.

[7] Eusebius von Caesarea lebte in der Zeit von 260/64 bis 339 oder 340. Er hatte offenbar Zugang zu alten Texten des Neuen Testaments, die in späteren Zeiten verschollen sind. Vgl. zu seinem Werk und seinen Quellen die Seite „Eusebius von Caesarea“ in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 20. Januar 2020, 17:03 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Eusebius_von_Caesarea&oldid=196011140 (Abgerufen: 24. April 2020, 06:43 UTC).

[8] Das sagte Aha.

[9] So erläuterte Aha ihre Wahrnehmung dessen, was Jesus am Herzen lag.

[10] Vgl. Menge-Güthling, S. 252.

[11] Griechisch in Johannes 18, Vers 36: κοσμος (Kosmos), was vor allem „Ordnung, Verfassung, Bauart, Einrichtung“ bedeutet. Vgl. Menge-Güthling, S. 401.

[12] „Selig“ im Sinne von „gerettet“ oder „heil gemacht“, nicht von „glücklich“.

[13] Diese Auffassung vertrat Klaus-Peter Witt.

 

Titelbild: Ausschnitt aus der oben gezeigten S. 83 der 25. Auflage des Nestle-Alandt mit dem hier relevanten Teil von Vers 19.

 

Teilnehmer 9: Das zeigt der zweite Halbsatz von Vers 16: „wer aber nicht glaubt, der wird verdammt oder verurteilt werden“. Hier wird „taufen“ gar nicht wiederholt, da das Glauben an den Auferstandenen automatisch die Taufe mit heiligem Geist einschließt. Oder anders herum: Wer nicht glaubt, hat auch nicht das ewige Leben. Die Wassertaufe allein, das sagt schon Luther, bringt nicht das ewige Leben. Sie ist weder eine notwendige noch eine hinreichende Bedingung. Gott selbst tauft durch Jesus Christus mit heiligem Geist.[1]

 

Teilnehmer 1: Dem muss ich widersprechen. In Apostelgeschichte 2,38 sagt Petrus eindeutig: „Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes.“ Also: 1. Buße oder Umkehr 2. Taufe 3. Heiliger Geist.[2]

 

Teilnehmer 12: Ich gehe auch davon aus, dass Petrus die Wassertaufe auf den Namen Jesu Christi für wichtig hielt. Dennoch ist mit der Umkehr zu Jesus – ihn als Herrn und Messias anerkennen – bereits das Empfangen des heiligen Geistes im Sinne von ewigem Leben oder Taufe im heiligen Geist verbunden. Wobei zuzugeben ist, dass manche unter „Taufe in heiligem Geist“ eher das aktive Ergreifen des heiligen Geistes in ihnen verstehen – es von innen auf die Oberfläche, ans Tageslicht bringen.

 

Teilnehmer 10: Genau das ist gemeint, wenn Petrus sagt: „so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes. Denn für das Wort „empfangen“ steht in Apostelgeschichte 2, Vers 38, im Griechischen das Wort λαμβανω (lambanoo), das besser mit „ergreifen“ übersetzt wird. Was passiv schon da ist, wird jetzt aktiv genutzt.

 

Teilnehmer 11: Wenn die Wassertaufe nicht notwendig ist, frage ich aber doch, warum sie denn im Neuen Testament praktiziert wird.[3]

 

Teilnehmer 3: Lesen wir Apostelgeschichte 10, 44-48: 44 Da Petrus noch diese Worte redete, fiel der Heilige Geist auf alle, die dem Wort zuhörten. 45 Und die gläubig gewordenen Juden, die mit Petrus gekommen waren, entsetzten sich, weil auch auf die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde; 46 denn sie hörten, dass sie in Zungen redeten und Gott hoch priesen. Da antwortete Petrus: 47 Kann auch jemand denen das Wasser zur Taufe verwehren, die den Heiligen Geist empfangen haben ebenso wie wir?48 Und er befahl, sie zu taufen in dem Namen Jesu Christi. Da baten sie ihn, dass er noch einige Tage dabliebe.“ Nach diesem Text ist die Wassertaufe nicht notwendig, um den heiligen Geist zu empfangen und zu ergreifen.[4] Petrus ließ erst mit Wasser taufen, nachdem Glauben und passives und bewusstes aktives Empfangen des heiligen Geistes schon geschehen waren.

 

Teilnehmer 1: Hier ging es um Nicht-Juden. Und darum, auf die Diskussion vorbereitet zu sein, die dann in Apostelgeschichte 11 geschildert wird.[5]

 

Teilnehmer 11: Das unterstreicht eher, dass man auch ohne Wassertaufe gerettet wird. Aber es ist ein Gehorsamsschritt. Bei amerikanischen Missionaren habe ich gesehen, dass sie Neubekehrte auf dem Breitscheidplatz gleich in dem dortigen Brunnen tauften.[6]

 

Teilnehmer 1: Genau. Die Wassertaufe ist ein Schritt öffentlichen Bekennens und der öffentlichen Aufnahme in die Gemeinde und nicht der Rettung. Bei dem Schächer am Kreuz, der mit Jesus (und uns) im Paradies sein wird, bestand auch kaum Gelegenheit, ihn mit Wasser zu taufen.

 

Teilnehmer 3: Abgesehen von der Taufe als Säugling habe ich auch erst den heiligen Geist empfangen und ergriffen, bevor ich als Erwachsener mit Wasser getauft wurde.[7]

 

Teilnehmer 1: Ich weise noch einmal darauf hin, wie wichtig es nach Apostelgeschichte 10, 47-48, dem Petrus war, diejenigen, die den heiligen Geist empfangen hatten, auch mit Wasser zu taufen.[8]

 

Teilnehmer 12: Da sticht dann aber doch der Vers 16 in Apostelgeschichte 11 merkwürdig hervor: „16 Da dachte ich an das Wort des Herrn, als er sagte: Johannes hat mit Wasser getauft; ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden.“ Damit macht Petrus klar, dass ihm vollkommen bewusst ist, dass jetzt die Taufe im heiligen Geist entscheidend ist.

 

Teilnehmer 6: Dann stellt sich um so schärfer die Frage, warum ihm im Anschluss daran die Wassertaufe so wichtig ist. Geht es bei der Wassertaufe vielleicht doch darum, die Reinheit nach jüdischen Vorstellungen herzustellen? Oder galt sie dem Petrus und anderen als Ritus, um in die Gemeinde aufgenommen zu werden? War sie eben eine Bekenntnistaufe oder ein Aufnahmeritus? Jedenfalls macht Petrus deutlich, dass die von ihm angeordnete Wassertaufe der Rettung folgt und nicht zur Rettung führt.

 

Teilnehmer 4: Ich lese gerade Vers 15 in Apostelgeschichte 11: Als ich aber anfing zu reden, fiel der Heilige Geist auf sie ebenso wie am Anfang auf uns.“ Es wird nirgendwo berichtet, dass die Apostel, die zu Pfingsten heiligen Geist empfingen, anschließend noch einmal mit Wasser getauft wurden, obwohl sie ja nur mit der Taufe des Johannes getauft waren.[9]

 

Teilnehmer 11: Vielleicht müssten wir mal alle Stellen über die Taufe lesen.[10]

 

Teilnehmer 2: Lesen wir doch Apostelgeschichte 19, 1-7: „1 Es geschah aber, als Apollos in Korinth war, dass Paulus durch das Hochland zog und nach Ephesus kam und einige Jünger fand. 2 Zu denen sprach er: Habt ihr den Heiligen Geist empfangen (aktiv ergriffen),[11] als ihr gläubig wurdet? Sie sprachen zu ihm: Wir haben noch nie gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt. 3 Und er fragte sie: Worauf seid ihr denn getauft? Sie antworteten: Auf die Taufe des Johannes. 4 Paulus aber sprach: Johannes hat getauft mit der Taufe der Buße und dem Volk gesagt, sie sollten an den glauben, der nach ihm kommen werde, nämlich an Jesus. 5 Als sie das hörten, ließen sie sich taufen auf den Namen des Herrn Jesus. 6 Und als Paulus ihnen die Hände auflegte, kam der Heilige Geist auf sie und sie redeten in Zungen und weissagten. 7 Es waren aber zusammen etwa zwölf Männer.“

 

Teilnehmer 1: Hier ist doch offensichtlich, dass Paulus die Gläubigen in Ephesus noch einmal mit Wasser auf den Namen Jesu taufte, nachdem sie schon mit der Taufe des Johannes getauft worden waren. Ich frage: Haben Petrus, Paulus, Philippus einen Fehler gemacht, wenn sie Gläubige mit Wasser auf den Namen Jesu tauften?[12]

 

Teilnehmer 12: Ich glaube nicht, dass sie mit der Wassertaufe einen Fehler gemacht haben – wobei in Apostelgeschichte 19 bei Paulus kein Wasser erwähnt wird. Aber wie dem auch sei: die Wassertaufe auf den Namen Jesu war für viele eine Befestigung der Buße, d.h. der Umkehr, Jesus als den Auferstandenen und HErrn der Welt anzuerkennen – für den Täufling selbst, aber auch für die ganze Gemeinde und sogar für den Rest der Gesellschaft. Wenn Paulus in 1. Korinther 15, 29, davon spricht, dass sich einige für die Toten taufen ließen, dann glaube ich, dass sie das taten, um öffentlich an die Stelle derer zu treten, die den Märtyrertod gestorben waren.[13]

 

Teilnehmer 4: Ich möchte doch noch etwas tiefer graben. Wie verstehen wir denn Apostelgeschichte 1,5, wenn Jesus sagt: „5 denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen.“ Da setzt er doch eindeutig die Taufe im heiligen Geist von der Taufe mit Wasser ab, und damit wird etwas völlig Neues bewirkt, nämlich dass wir Gott, dessen Geist wir nun haben, mit „Abba, lieber Vater“ anreden können als seine Kinder.[14] Gottes Wort, sein Same, ist von uns empfangen worden – quasi wörtlich im Sinne von Empfängnis – zu einem unvergänglichen Leben.[15]

 

Teilnehmer 3: Das möchte ich mit Hesekiel 36, 26-27, unterstreichen: „26 Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. 27 Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun.“[16]

 

Teilnehmer 4: Genau. Es geht darum, dass die Taufe im heiligen Geist etwas bewirkt, was die Wassertaufe niemals bewirken kann, nämlich dass wir vom Geist Gottes durchtränkt ein völlig neues Wesen erhalten können und damit eine völlig neue Voraussetzung im Verhältnis zu Gott und den Menschen geschaffen wird.[17]

 

Teilnehmer 11: Der heilige Geist tritt ja praktisch an die Stelle von Jesus, der nicht mehr sichtbar da ist. Wir müssen den heiligen Geist nur einladen. [18]

 

Teilnehmer 12: Na, das mit dem Einladen ist eine Formulierung von Wolfhard Margies und anderen. In der Bibel lese ich eine solche Formulierung nicht. Da geht es eben darum, dass wir den heiligen Geist, der uns gegeben ist, auch ergreifen, nutzen, anwenden. Wir selbst, ausgestattet mit dem heiligen Geist, treten zusammen als Gemeinde Jesu oder Leib Jesu an die Stelle Jesu sichtbar hier auf Erden.[19]

 

Teilnehmer 1: Aber die Umkehr bleibt die Voraussetzung für die Taufe im heiligen Geist.[20]

 

Teilnehmer 12: Ja, die Umkehr nach Römer 10, 9-10.[21]

 

Teilnehmer 3: Ich weise auf 2. Chronik 7, Vers 14, hin: „14 und dann mein Volk, über das mein Name genannt ist, sich demütigt, dass sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen.“ Das ist zu Israel gesagt, aber es gilt entsprechend auch für uns.[22]

 

Teilnehmer 4: Der Punkt ist: Bei der Wassertaufe muss ich mit meiner Kraft umkehren. Bei der Taufe mit dem heiligen Geist ist es total anders. Es kommt was Neues in mich hinein, mit dem ich begreifen kann. Die „Vorhaut unseres Herzens“ wird beschnitten, Gottes Geist, der Geist des Schöpfers, kommt in unsere zerbrochenen Herzen, ich spüre die neue Voraussetzung: das gläubige Ausrichten ohne Anstrengung.

 

Teilnehmer 3: Die Früchte des Geistes nach Galater 5.[23]

 

Teilnehmer 2: Ich komme gerade von einem Gespräch mit einer Freundin zurück, die mir einen Traum erzählte: Sie ging im Wasser unter, aber dann kam sie wieder hoch. Und dann fragte mich die Freundin: Was bedeutet Wasser?[24]

 

Teilnehmer 1: Was hast Du ihr gesagt?

 

Teilnehmer 2: Ich habe ihr erklärt, dass das Untergehen den Tod bedeutet und das Wiederhochkommen die Auferstehung. Und dann habe ich sie, obwohl sie Christin ist, gefragt, ob sie an die Auferstehung glaubt.

 

Teilnehmer 1: Und was hat sie geantwortet?

 

Teilnehmer 2: Sie sagte: Natürlich glaube ich, dass Jesus auferstanden ist. Aber dann habe ich sie gefragt, ob sie auch an die eigene Auferstehung glaubt. Da hat sie mich ganz erstaunt angesehen. Daran hatte sie offensichtlich noch nie gedacht.

 

Teilnehmer 1: Wie kann man sich denn das erklären?

 

Teilnehmer 2: Das weiß ich nicht. Sie lebt in einer Wohngemeinschaft mit einer Buddistin und einer weiteren eher indifferenten Person. Vielleicht lässt das manches verschwimmen. Jedenfalls scheint klar, warum Gott ihr diesen Traum schickte – und mich und alle Beteiligten auf dem Weg zu ihr in einem Auffahrunfall, verursacht durch eine unaufmerksame Radfahrerin, mitsamt Auto und Fahrrad unversehrt ließ.

 

Teilnehmer 1: Und ich werde an Römer 6, Verse 3-4, erinnert: „3 Oder wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? 4 So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf dass, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in einem neuen Leben wandeln.“ Und eine weitere Dimension der Wassertaufe als Erwachsenentaufe tut sich durch den Traum Deiner Freundin auf: Es ist nicht nur eine Bekenntnistaufe, es ist auch eine Erlebnistaufe – ein sinnliches Erleben dessen, dass unser alter Mensch mit Christus gestorben ist und wir von Grund auf gereinigt und erfrischt in einem neuen Leben wandeln können.

 

Teilnehmer 4: Dann fasse ich unsere Diskussion zusammen: Die Wassertaufe auf den Namen Jesu Christi ist wichtig als Bekenntnis- und Erlebnistaufe. Sie ist nicht heilsnotwendig. Das ewige Heil liegt in unserem Glauben an den auferstandenen HErrn Jesus Christus, mit dem die Taufe in heiligem Geist unverbrüchlich verbunden ist. Das ist wichtig, damit die Wassertaufe uns nicht in trügerische Sicherheit wiegt.

 

Teilnehmer 3: Amen dazu. Ich möchte noch einmal auf den Schlusssatz des Matthäus-Evangeliums zurückkommen: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Im Griechischen steht hier: και ιδου εγω μεθ υμων ειμι πασας τας ημερας εως της συντελειας του αιωνος αμην.[25] (kai idu ego met hümoon eimi pasas tas hämeras eoos täs süntele-ias tu aioovos amän). Es kommt mir auf εως της συντελειας του αιωνος (eoos täs süntele-ias tu aioovos - bis an der Welt Ende) an. συντελειας (süntele-ias – Ende) kann mit Ziel übersetzt werden, αιωνος (aioovos – Welt) kann mit Zeitalter übersetzt werden.

 

Teilnehmer 4: Dann lautet der Schlusssatz: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ziel des Zeitalters.“ Und wenn das Ziel erreicht ist, dass alle Völker Jünger Jesu sind, kommt Jesus leibhaftig zurück. Das macht Sinn im Zusammenhang mit dem Auftrag, in Sanftmut und Liebe mit dem Evangelium alle Völker zu Jüngern Jesu Christi zu machen.

 

Teilnehmer 5: Und damit weiter von der zweiten Begegnung einer Versammlung von Aposteln mit Jesus zu einer dritten.

 



[1] Diese Auffassung vertrat Heinrich Höfer.

[2] Diese Auffassung vertrat Georg Schmid.

[3] Die Frage stellte Klaus-Peter Witt.

[4] Das erklärte Hans Steinbakke.

[5] Das sagte Georg Schmid.

[6] Das schilderte Klaus-Peter Witt.

[7] Das bekannte Hans Steinbakke.

[8] Das hob noch einmal Georg Schmid hervor.

[9] Das bemerkte Aha.

[10] Vgl. dazu auch die Dialoge Auferstehung 3 und 4.

[11] Λαμβανω (lambanoo) – aktiv ergreifen.

[12] Die Frage stellte Georg Schmid.

[13] Das erklärte Heinrich Höfer unter Bezug auf entsprechende Hinweise im Internet zu 1. Korinther 15,29. Vgl. den Hauskreisdialog "Auferstehung 3" zu 1. Korinther 15.

[14] Das hob Aha hervor unter Bezug auf Römer 8, 15-16.

[15] Vgl. 1.Petrus 1,23.

[16] Darauf wies mit Leidenschaft Hans Steinbakke hin.

[17] So vertiefte Aha ihren Punkt.

[18] Das bekräftigte Klaus-Peter Witt.

[19] Das hob Heinrich Höfer hervor.

[20] Das betonte erneut Georg Schmid.

[21] Darauf wies erneut Heinrich Höfer hin.

[22] Der Hinweis kam von Hans Steinbakke.

[23] Zuruf von Hans Steinbakke.

[24] Das erzählte Jutta Richter am 22.4.2020.

[25] Textus Receptus und Byzantine Majority Text. Vgl. www.Textus Receptus Bibles.