Auferstehung 7.5: Den heiligen Geist aktiv ergreifen und nutzen

Teilnehmer 2: Ohne Frage rückt Jesus am Beginn der Apostelgeschichte dem Zeugnis von Lukas nach zwei Dinge ins Zentrum: Dass in Kürze der heilige Geist auf die Apostel kommen wird und dass sie Kraft empfangen. In unserem Dialog zum „Grenzübertritt“ haben wir bereits herausgearbeitet, dass jeder, der von Herzen glaubt und mit dem Mund bekennt, dass Jesus der HErr ist und Gott ihn von den Toten auferweckt hat, ins Himmelreich gewechselt hat, in heiligem Geist getauft ist, wiedergeboren ist etc.

 

Teilnehmer 3: Da ist mir aber vieles unklar oder unscharf. Am Ende des vorigen Abschnitts stand die Frage, warum Jesus zu Beginn der Apostelgeschichte den Aposteln sagt, dass sie heiligen Geist in Kürze empfangen sollen, obwohl sie längst bekannt haben, dass Jesus der Christus ist und sie damit eigentlich schon heiligen Geist haben müssten.

 

Teilnehmer 12: Sie und ca. 5 Dutzend weitere Jünger sind sogar von Jesus ausgesandt worden, um Kranke zu heilen und Wunder zu tun. Doch das alles war noch nicht die Wiedergeburt aus Gott oder aus Seinem Geist, sondern von dem leibhaftig anwesenden Jesus transferierte Vollmacht. Wiedergeburt und Vollmacht im Namen des nicht mehr leibhaftig auf der Erde anwesenden Jesus konnten daraus erst werden, nachdem Jesus auferstanden war und die Apostel und Jünger glaubten, dass er auferstanden war – und durch seine Himmelfahrt nicht mehr leibhaftig auf der Erde anwesend war.

 

Teilnehmer 4: Für die Wiedergeburt, die Geburt von oben, musste in der Tat erst der Pfingsttag kommen. Selbst wenn die Apostel schon glauben, dass Jesus der Christus ist, ist die Wiedergeburt noch nicht möglich, weil der heilige Geist für die Wiedergeburt noch nicht zur Verfügung steht. Voraussetzung dafür war nach Johannes 16, Vers 7, dass Jesus die Erde verlässt und hier nicht mehr als Mensch aus Fleisch und Blut sichtbar ist.

 

Teilnehmer 5: Ja, das gehört zu Gottes Gerechtigkeit. Jesus kann die volle Kraft des heiligen Geistes, in der er gewandelt ist, und größere als diese[1] nur dann an seine Apostel und danach an alle Gläubigen transferieren, wenn er nicht mehr sichtbar auf Erden ist. So wie Jesus auf Gott geschaut hat und getan hat, was er den Vater tun sieht,[2] so sollen nun wir als viele Millionen Christusse (Christus in Euch, die Hoffnung der Herrlichkeit[3]) auf Erden auf Gott schauen und tun, was wir ihn tun sehen, damit das Reich Gottes auf Erden Gestalt gewinnt.

 

Teilnehmer 1: Wir sollten darüber hinaus die Interlinear-Übersetzung von Dietzfelbinger heranziehen: „aber ihr werdet empfangen Kraft, wenn gekommen ist der heilige Geist auf euch, und ihr werdet sein meine Zeugen sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samarien und bis ans Äußerste der Erde.“ „Nicht lange nach diesen Tagen“, wie Jesus nach Apg. 1,5 sagte, wird also zweierlei geschehen: Erstens wird der heilige Geist auf sie kommen. Sie werden getauft in heiligem Geist. Sie werden wiedergeboren. Und zweitens werden sie Kraft empfangen.

 

Teilnehmer 5: Hier ist das Wort „empfangen“ bedeutsam. Im Griechischen gibt es dafür zwei Worte, nämlich δεχομαι (dechomai) und λαμβανω (lambanoo). Während dechomai ein passives Empfangen beschreibt – ich erhalte ein Geschenk, ohne damit notwendigerweise etwas zu machen - , bezeichnet lambanoo[4] ein sehr aktives Empfangen, ein Ergreifen.[5] Ebenso ist zu beachten, dass das griechische Wort für Kraft an dieser Stelle dynamis ist.[6] Dynamis ist innewohnende potentielle Kraft, Dynamit, das noch nicht gezündet ist. „Nicht lange nach diesen Tagen“ werden die Apostel 1. dynamis empfangen und 2. auch zünden!

 

Teilnehmer 6: Nur so kann sich das Reich Gottes auf Erden ausbreiten, nur so kann Jesus regieren, und nur dann kann er mit seiner Rückkehr die Herrlichkeit auf Erden vollenden.[7]

 

Teilnehmer 2: Am Tag der Pfingsten kommt tatsächlich der heilige Geist auf die Apostel und sie empfangen damit großes Potential. Aber sie empfangen es nicht nur, sondern sie ergreifen es auch, sie zünden es auch - in einem einzigen Akt. Ist das immer so?

 

Teilnehmer 3: Als Petrus in Apostelgeschichte 10 beim Hauptmann Kornelius predigte, war es auch so. Und wenn Paulus in 1. Korinther 14,5 schreibt,  dass er will, dass alle Gläubigen in Zungen reden, könnte das der Standard sein. Aber es wird in der Apostelgeschichte berichtet und klingt in 1. Korinther 12, 30 an, dass das längst nicht immer der Fall ist. Manchmal geht das passive und vielfach unbewusste Empfangen des heiligen Geistes sogar mit der Wassertaufe einher wie in Apostelgeschichte 19, 1-7. Das aktive und bewusste Empfangen kam später.

 

Teilnehmer 6: Aha. Jetzt verstehe ich. Es geht darum, dass uns Gott mit heiligem Geist ausstattet, was auch als Taufe im Geist bezeichnet wird. Damit liegt potentielle Kraft, dynamis, in uns. Dann geht es aber darum, dass wir diese Kraft ergreifen und etwas damit machen, damit sie sich entfaltet und nicht nur potentielle Kraft bleibt. Mit der Vorbereitung der Apostel auf dieses Ergreifen, dieses Nehmen hat Jesus nach Johannes 20,22 schon am Abend des ersten Tages nach seiner Auferstehung begonnen.[8]

 


[1] Johannes 14,12.

[2] Johannes 5,19.

[3] Kolosser 1,27.

[4] An dieser Stelle sei den Persönlichkeiten gedankt, die uns ermöglichen, die Bedeutung der griechischen Worte recht genau aufzuspüren, auch wenn wir diese Sprache nicht beherrschen. Das schließt nicht nur die Autoren, sondern auch die Verleger dieser Werke und ggf. die Finanzierer und Sponsoren der Verlage mit ein. Namentlich sei hier stellvertretend für viele Friedhelm Loh genannt. Der Interlinearübersetzung Griechisch-Deutsch des Neuen Testaments von Ernst Dietzfelbinger, Hänssler 1986, S. 512, können wir die genaue Form von λαμβανω in Apostelgeschichte 1, 8 entnehmen, nämlich λημψεσθε. Und mit Hilfe der „Analyse des griechischen Neuen Testaments“ von Pierre Guillemette, Hänssler, 2. Auflage 1999, hier S. 257, können wir feststellen, dass es sich um die 2. Person Plural Indikativ Futur handelt. Auch der Herren Menge und Güthling sei hier gedacht – vgl. die nachfolgende Fußnote.

[5] Darauf wies Aha hin. Vgl. in der folgenden Spalte den Auszug aus dem „Menge-Güthling“, Enzyklopädisches Wörterbuch der griechischen und deutschen Sprache, Erster Teil Griechisch-Deutsch, Langenscheidt, 19. Auflage 1965, S. 415.

[6] Darauf wies Hans Steinbakke hin.

[7] Vgl. dazu Bruno Zimmerli, Um Himmels willen, Gemeinde in der Endzeit – Sieg oder Flucht?, 2. Auflage Hanau 2009, in den Hauskreis gelangt durch Georg Schmid zum 13.12.2014.

[8] Darauf wies Georg Schmid hin.

 

Teilnehmer 8: Es scheint mir in der Tat der Hauptpunkt oder die Quintessenz der ganzen Betrachtung von Apostelgeschichte 1 zu sein, dass wir den heiligen Geist ergreifen[1] - eine Vorstufe davon, dass Jesus bei seiner Rückkehr mit den Gläubigen zusammen das Königreich Gottes vollendet.

 

Teilnehmer 5: Aber ist denn Apostelgeschichte 1,8 überhaupt an uns adressiert? Jesus richtet sich doch hier nach Apostelgeschichte 1,4 ff. ausdrücklich an die Apostel, der er erwählt hatte.[2]

 

Teilnehmer 2: Das stimmt. Das Futur in λημψεσθε gilt nur für die Apostel, die noch 10 Tage zu warten hatten, bis die Taufe im heiligen Geist zu Pfingsten erfolgte und sie den heiligen Geist auch sicht- und vor allem hörbar ergriffen, indem sie in Zungen redeten. Nach diesem in Apostelgeschichte 2, 1-4, beschriebenen Ereignis wird jeder, der glaubt, dass Jesus der Herr ist und Gott ihn von den Toten auferweckt hat,[3] in dem Moment in heiligem Geist getauft und kann den heiligen Geist auch ergreifen, wenn er will, wie wir in den vorhin von Teilnehmer 3 genannten Bibelstellen nachlesen können, also zum Beispiel in Apostelgeschichte 10; 1. Korinther 14; 1. Korinther 12 und Apostelgeschichte 19.

 

Teilnehmer 7: Genau. Aber dieses Ergreifen oder Nehmen ist natürlich auch ein  Empfangen. Gott hilft uns, damit in rechter Weise umzugehen. Wir werden zu bestimmten Dingen befähigt, die zum Beispiel Markus im 16. Kapitel in den Versen 15 bis 18 beschreibt: „Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur. Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig[4] werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden[5]. Die Zeichen aber, die folgen werden denen, die da glauben, sind diese: In meinem Namen werden sie böse Geister austreiben, in neuen Zungen reden, Schlangen mit den Händen hochheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird's ihnen nicht schaden; auf Kranke werden sie die Hände legen, so wird's besser mit ihnen werden.“

 

Teilnehmer 8: Aha. Ich habe mich schon oft gefragt, warum der, der glaubt und getauft wird, gerettet[6] wird, dann aber nur noch vom Glauben die Rede ist, wenn es um die geht, die verurteilt werden, die also ins Zorngericht müssen. Offenbar ist der, der glaubt, dass Jesus der Herr ist und Gott ihn von den Toten auferweckt hat, wie es in Römer 10, 9 und 10, heißt, damit auch in heiligem Geist getauft und gerettet. Das heißt, dass er ewiges Leben hat.[7] Und der, der nicht glaubt, kann auch nicht in heiligem Geist getauft sein, selbst wenn er die Wassertaufe empfängt.

 

Teilnehmer 1: Und nachdem Jesus den Aposteln noch einmal gesagt hat, dass in Kürze der heilige Geist auf sie kommen wird und sie seine Kraft ergreifen werden, fährt Jesus als bisher einziger Mensch auf in den Himmel und setzt sich zur Rechten Gottes. Was das für uns bedeutet, dazu im nächsten Abschnitt.

 



[1] Dies stellte Oliver Wurl fest.

[2] Diese Frage stellte Heinz Hüls.

[3] Römer 10, 9-10.

[4] Σωθησεται. 3. Person Plural passiv von σωζω – retten. Vgl. auch Markus 16, 16 in der Interlinear.

[5] Dass in dem zweiten Halbsatz das Taufen nicht wiederholt wird, lässt darauf schließen, dass es auf das Glauben ankommt, mit dem die Taufe im heiligen Geist „automatisch“ verbunden ist.

[6] Das griechische Wort für „selig“ an dieser Stelle ist σωζω, genauer σωθησεται, 3. Person Singular Indikativ Futur passiv, dass nach heutigem Sprachgebrauch im Deutschen konkreter mit „wird gerettet werden“ übersetzt wird. Das Futur macht klar, dass es sich um die Rettung vor dem zukünftigen Zorngericht handelt. Vgl. zur Wortbedeutung Menge-Güthling, a.a.O., S. 670.

[7] Zu dem Zusammenhang „Rettung“ und „ewiges Leben“ vgl. u.a. Johannes 3,16-18.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Titelbild: Λαμβανω = Ergreifen. Pixabay.