Leiden 5.4: Skeptiker, Gegner und Gericht

Teilnehmer 10: Es ist jedoch die Tragik der Stunde, dass gerade diejenigen, die sich für besonders gottesfürchtig hielten, von Eifersucht geplagt sich durch den Jubel der Volksmenge in ihrem Entschluss bestätigt sahen, Jesus umzubringen. Johannes 12,19: „Die Pharisäer aber sprachen untereinander: Ihr seht, dass ihr nichts ausrichtet; siehe, alle Welt läuft ihm nach.“

 

Teilnehmer 12: Gehören wir eigentlich zu den Jubelnden oder zu den Skeptikern?[1]

 

Teilnehmer 1: Ich könnte es auch so formulieren: Singen wir mit Begeisterung: „Freude bricht sich Bahn, wenn der König kommt?“

 

Teilnehmer 2: Die Frage ist in der Tat sehr wichtig für unser Glaubensleben. Sind unsere Herzen voller Jubel, unsere Lungen voller Luft, unsere Adern voller Tatendrang, wenn wir Jesus entgegen sehen? Auch, wenn die Umstände manchmal eher dunkel sind?[2]

 

Teilnehmer 3: Jesus reitet als König des Friedens in Jerusalem ein. Jerusalem heißt „Stadt des Friedens. Der, der in wenigen Tagen als Verbrecher ans Kreuz geschlagen wird, ist der eigentliche König Israels. Er möchte der Stadt bringen, was ihr Name besagt: Frieden.[3]

 



[1] Diese Frage warf Aha auf.

[2]Vom „Dennoch“ des Glaubens zeugt eine email von Angelika Bier vom 20. Januar 2016: „... Wir sind gerade mit unsren Flüchtlingsjungs beschäftigt: einen, Habib, mussten wir gestern entsprechend des Verteilerschlüssels nach Dortmund schicken - was für uns und besonders für mich sehr schmerzlich ist nach so langer Zeit. 
Er musste die letzte Nacht dort in einem Zelt schlafen, da das Heim, wo er angemeldet war, gar nicht mehr existierte. Nun wird bis zum Wochenende und dann wohl nochmal weiter verschickt… Aber er liest seine Bibel und ist sehr tapfer. Ich bin sehr gespannt, was unser Herr mit ihm vorhat - und bin dankbar, wenn du und ihr ggf. mit für ihn betet.“ Georg Schmid: Vom Schlamassel (jiddisch Unglück) zum massel tov (jiddisch Glück).

[3] Dieses und die drei folgenden Statements gab Aha.

 

Teilnehmer 4: Auch wenn es für die meisten Augen letztlich nicht sichtbar ist, kündigt sich die Verherrlichung Christi an. Wir können in der Passion schon immer den Blick auf die Auferstehung richten. Es geht nicht darum, dass wir in der Passionszeit mit Jesus mitleiden. Jesu Passion ist Ausdruck seiner Liebe, die den Tod überwindet. Wenn wir wissen, dass seine Liebe stärker ist als der Tod, dann richtet uns die Betrachtung der Leiden Jesu auf.

 

Teilnehmer 5: Wir erkennen: In all diesen Bedrängnissen ist Jesus der, der die Not wendet und alle Leiden durchsteht als der Sohn Gottes. Jesus als der Sieger über den Tod verheißt auch uns, dass wir die Bedrängnisse unseres Lebens überwinden werden.

 

Teilnehmer 6: Die Gesinnung, mit der Jesus in Jerusalem einzieht, nämlich als König, hat nichts mit Verzweiflung zu tun, sondern seine Haltung und seine Worte zeigen uns ein aus der innersten Mitte kommendes Wollen – auch da, wo er vor der Gewalt der Schmerzen bebt. Das gilt auch für die Wehklage – mehr, als nur ein Weinen, das wir in der Lutherfassung finden - ,die Jesus über Jerusalem erhebt.

 

Teilnehmer 8: Jerusalem, die geistliche Führung, erkennt in der Tat nicht, dass dies die Stunde der letzten (gerichtlichen) Untersuchung ist, die letzte Gelegenheit, das eindeutige Zeichen zu erkennen, dass der, der den schon 4 Tage begrabenen Lazarus auferweckt hat, auf dem Eselfüllen kommt, wie in Sacharja 9,9 vorausgesagt. Jedem Schriftgelehrten hätte klar sein müssen, was die Stunde geschlagen hat. Doch sie denken an Mord. Damit haben sie sich selbst das Urteil gesprochen – es wird in 4 Jahrzehnten, in 40 Jahren, mit der Zerstörung des Tempels durch die Römer das eintreten, was Jesus hier geweissagt hat.

 

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Titelbild: Feuer, das Gebäude und Städte verwüstet - wie in Jerusalem 70 nach Christus. Foto: Adrian Schüpbach,    Röthenbach/Schweiz, zur Verfügung gestellt über pixabay.