Pfingsten 2.9: Zusammenwirken in der Gemeinde – und nicht Wirken zur eigenen Ehre

Teilnehmer 6: Der Rest von 1. Korinther 12 scheint mir weniger schwierig oder verstellt zu sein. Hier können wir doch gleich mit dem Luthertext 1984 vor Augen unmittelbar in die erweiterte Übersetzung gehen oder es bei dem Luthertext belassen.

 

Teilnehmer 7: Dann beginne ich mal mit den Versen 12 und 13: „Die verschiedenen Arten und Ausprägungen der Manifestation des Geistes bei den einzelnen Gläubigen wirken zusammen. Denn wie der Leib einer ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obwohl sie viele verschiedene sind, doch ein Leib sind, so auch Christus.

 

Teilnehmer 1: Und der folgende Vers betont noch einmal, dass die verschiedenen Manifestationen alle aus dem gleichen Geist fließen: (13)Denn wir sind durch (in) einen Geist, dem einen Medium der einen christlichen Taufe, alle zu einem Leib (in einen Leib hinein) getauft, egal, ob wir seien Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt.“

 

Teilnehmer 2: Das ist eine gewaltige Aussage. Es ist zum einen eine Aussage darüber, was die für den Christen entscheidende Taufe ist. Es ist zum anderen eine Aussage darüber, dass wir alle mit dem gleichen Geist ausgestattet sind, ja, mit ihm durchtränkt sind. Und wie Reinhard Bonnke sagt: „durchtränkt ist durchtränkt“. Keiner hat weniger als der andere Gläubige, und mehr gibt es nicht. Keiner kann sagen: Warum habe ich die Gabe nicht? Vielmehr gilt, da wir alle mit einem Geist durchtränkt sind: „All the nine all the time.“

 

Teilnehmer 12: Dennoch fühlen sich etliche Brüder und Schwestern ziemlich auf dem Trockenen.[1]

 

Teilnehmer 11: Hoffentlich finden wir dann in Epheser 5, Vers 18, den Ausweg: „18Und sauft euch nicht voll Wein, woraus ein unordentliches Wesen folgt, sondern lasst euch vom Geist erfüllen.“[2]

 

Teilnehmer 3: Aber wenn wir unterschiedliche Glieder sind, dann haben wir doch auch unterschiedliche Gaben?

 

Teilnehmer 4: Ja, das stimmt, aber eher in einem natürlichen als in einem geistlichen Sinne. Die göttliche Gabe ist für jeden derselbe göttliche Geist. Aber was Gott dem einzelnen Gläubigen über diesen einen Geist zu tun gibt im Interesse des gesamten Leibes Christi, also der gesamten Gemeinde Christi, ist unterschiedlich.

 

Teilnehmer 5: Doch manchmal mögen wir bestimmte Berufungen nicht.

 

Teilnehmer 6: Das stimmt. Mose mochte seine auch nicht. Doch da machte Gott ihm klar, dass er schon jemanden ausersehen hatte, um ihn zu unterstützen. Und gemeinsam gingen sie ans Werk.[3]

 

Teilnehmer 8: Ich fahre fort mit den Versen 14-20: „Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele. (15) Wenn aber der Fuß spräche: Ich bin keine Hand, darum bin ich nicht Glied des Leibes, sollte er deshalb nicht Glied des Leibes sein? 16 Und wenn das Ohr spräche: Ich bin kein Auge, darum bin ich nicht Glied des Leibes, sollte es deshalb nicht Glied des Leibes sein? 17 Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör? Wenn er ganz Gehör wäre, wo bliebe der Geruch? 18 Nun aber hat Gott die Glieder eingesetzt, ein jedes von ihnen im Leib, so wie er gewollt hat. 19 Wenn aber alle Glieder ein Glied wären, wo bliebe der Leib? 20 Nun aber sind es viele Glieder, aber der Leib ist einer.“

 

Teilnehmer 1: Das ist ja eine ungeheuer aktuelle Predigt gegen alles Vergleichen.[4] Jeder hat seinen Platz.

 

Teilnehmer 2: Ja, gegen das Vergleichen hat sich schon Jesus gewandt. Als Jesus eine Voraussage über den weiteren Weg des Petrus machte, fragte dieser, was aus einem anderen Jünger wird. Die Antwort Jesu war deutlich: „... was geht es Dich an? Folge Du mir nach!“[5]

 

Teilnehmer 3: Aber wir brauchen doch einen Maßstab für richtig und falsch.[6]

 

Teilnehmer 4: Den brauchen wir sicherlich. Aber den gewinnen wir nicht daraus, dass wir vergleichen, wer welche Aufgabe im Leib hat und wer daher auf welche Weise den Geist manifestiert. Die Frage ist vielmehr, zu welcher Aufgabe Gott mich im Leib Jesu berufen hat. Darauf wird er meine Ausprägungen der neun Manifestation des heiligen Geistes ausrichten, wenn ich das will und zulasse.

 

Teilnehmer 5: Dazu fällt mir eine Geschichte ein, die mir jüngst Eva P. zugesandt hat: Jemand beschwert sich, dass sein Wasserkrug ein Loch hat und er im Vergleich zu seinem Kollegen immer nur mit der Hälfte Wasser im Krug ankommt. Doch ein anderer macht ihn darauf aufmerksam, dass er gerade dadurch eine besondere Funktion erfüllte: Am Rande seines Weges blühten aufgrund des „verlorenen“ Wassers die schönsten Blumen.[7]

 

Teilnehmer 3: Wenn wir alle den gleichen Geist haben, ist das dann so ähnlich wie in der DDR, wo alle den gleichen Lohn bekamen?

 

Teilnehmer 7: Nein, nein. Lassen wir mal die Frage beiseite, ob der Lohn tatsächlich gleich war. Hier geht es um die geistliche Ausstattung, die jeder aus Gnade erhält und die für jeden gleich ist. Über den Lohn dafür, was er mit dieser Ausstattung macht, reden wir ein andermal.

 

Teilnehmer 1: In Vers 31 heißt es: „Strebt aber nach den größeren – oder wichtigeres, weil Mangel daran besteht – Gaben.“ Wir sind aufgefordert, sie mit Eifer zu begehren. Ob wir sie bekommen, hängt also zu einem entscheidenden Teil von uns selbst ab.[8]

 

Teilnehmer 9: Damit zurück zum Text der Reihe nach. Genau so, wie es unsinnig ist, dass ein Glied sich minderwertig fühlt, weil es gerade nicht so den Geist manifestiert wie ein anderes Glied, so ist es unsinnig, wenn aus dem gleichen Grund ein Glied sich über ein anderes erhebt: 21 Das Auge kann nicht sagen zu der Hand: Ich brauche dich nicht; oder auch das Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht. 22 Vielmehr sind die Glieder des Leibes, die uns die schwächsten oder unwichtigsten zu sein scheinen, die nötigsten; 23 und die uns am wenigsten ehrbar oder uns vernachlässigbar zu sein scheinen, die umkleiden[9] wir mit besonderer Ehre; und bei den unanständigen (oder uns unanständig erscheinenden?) achten wir besonders auf Anstand, (wir respektieren sie und erziehen sie auf diese Weise?); 24 denn die anständigen brauchen's nicht. Aber Gott hat den Leib zusammengefügt und dem geringeren(, dem momentan benachteiligten?) Glied höhere Ehre gegeben,[10] 25 damit im Leib keine Spaltung sei, sondern die Glieder in gleicher Weise füreinander sorgen.

 

Teilnehmer 10: 26 Und wenn ein Glied leidet, zum Beispiel, weil es für unanständig, verachtenswert oder schwach gehalten wird oder weil es angegriffen wird, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit.

 



[1] Das sagte Georg Schmid im Jahr 2020.

[2] Auf Epheser 5,18, wies Hans Steinbakke im Jahr 2020 hin. Der Vers besagt, dass wir entscheiden, wie sehr uns der heilige Geist Gottes durchdringt.

[3] 2. Mose 4, 13-16.

[4] Das bemerkte Beate Wurl.

[5] Johannes 21, 18-23.

[6] Diesen berechtigten Einwand machte Klaus-Peter Witt.

[7] Das erzählte Aha.

[8] In die Richtung äußerte sich Georg Schmid im Jahr 2020.

[9] Georg Schmid weist auf die Badehose hin. Vielleicht wird der Ausgleich zwischen Ehre und „Unanständigkeit“ besonders deutlich an den hochgeschätzten Sexualorganen Scheide und Penis, die gleichzeitigen der übel riechenden Ausscheidung des Urins dienen. Ähnlich wirkt der Hintern einerseits wegen seiner Kurven sexuell attraktiv, dient aber andererseits der Ausscheidung übel riechender Überreste des Verdauungsprozesses.

[10] Sollte dies heißen, dass die hochgeehrten Apostel, Hirten und Lehrer so viel Ehre bekommen, weil sie geringere Glieder sind?

 

Teilnehmer 11: 27 Ihr aber seid der Leib Christi und jeder von euch ein Glied. 28 Und Gott hat in der Gemeinde eingesetzt erstens Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer, dann Wundertäter, dann Gaben, gesund zu machen, zu helfen, zu leiten und mancherlei Zungenrede. Das ist eine Aufzählung. Es ist keine Rangordnung. Und die Aufzählung ist auch nicht erschöpfend.

 

 

 

Teilnehmer 12: Und dann stellt der Apostel eine rhetorische Frage: „Sind alle Apostel? Sind alle Propheten? Sind alle Lehrer? Wirken alle als Wundertäter? 30 Haben alle die Gabe (die Gnadengaben), gesund zu machen? Reden alle in Zungen? Legen alle aus? Die Antwort lautet natürlich „nein“. Zum einen sind nicht allen die Ämter für die Gemeinde wie Apostel, Propheten oder Lehrer gegeben. Zum anderen möchte gar nicht jeder bei jeder Gelegenheit den Geist in ihm in der einen oder anderen Form sichtbar machen, die ihm nach den Versen 7-10 zur Verfügung steht.

 

 

 

Teilnehmer 1: Und dann kommt ein Satz, der das Aktivwerden der Gläubigen in den hier betrachteten geistlichen Angelegenheiten betont: 31 „Strebt aber nach den größeren Gaben! Und ich will euch einen noch besseren Weg zeigen“. Was sind die größeren Gnadengaben?

 

 

 

Teilnehmer 5: Die Übersetzung scheint mir nicht optimal zu sein. Das Wort für „größer“ ist im Griechischen der Komparativ von μεγας, und das bedeutet eben nicht nur „größer“, sondern auch „wichtiger, bedeutender“ etc.[1] Und bedeutender oder wichtiger ist immer das, was im Mangel vorhanden ist.

 

 

 

Teilnehmer 6: Und was ist der bessere Weg?

 

 

 

Teilnehmer 7: Der bessere Weg, als etwas einfach zu erstreben, was größer erscheint, ist, darauf zu achten, was unter dem Gesichtspunkt der Liebe nötig ist. Darauf werden wir kommen, wenn wir uns mit 1. Korinther 13 beschäftigen.

 

 

 

Teilnehmer 8: Hier finde ich in der Tat die nachträglich eingefügte Kapiteleinteilung sehr störend. Kapitel 13, das sogenannte Hohe Lied der Liebe, ist hier unbedingt als Anleitung zu sehen, wie wir mit unseren geistlichen Fähigkeiten umgehen sollen – nämlich sie in Liebe anwenden. Im Bewusstsein der Gegenwart Jesu.[2] Und nicht in Ehrsucht.

 

 

 

Teilnehmer 9: Ich fasse zusammen. Bis jetzt wissen wir: Der Geist ist jedem von uns gegeben, damit der Leib Christi, die Gemeinde, in Liebe erbaut und gestärkt wird. Und dazu müssen wir die Gnadengaben in Erscheinung treten lassen. Wir müssen sie hörbar und sichtbar machen.[3]

 

 

 

Teilnehmer 3: Wir müssen sie hörbar und sichtbar machen – das scheint mir ein geistlich entscheidender Punkt zu sein. Medium im Sinne der Esoterik oder mündiger Freund und Bruder Jesu Christi? Kanal beziehungsweise Werkzeug oder Gefäß? Wir sind zur Mündigkeit berufen. Und Mündigkeit setzt auch Verstehen voraus. Dazu vielleicht 20 Fragen zu 1. Korinther 12, mit deren Hilfe jeder sein Verständnis dieses Kapitels testen kann.[4]

 



[1] Menge-Güthling, S. 438.

[2] Das betonte Aha.

[3] Vgl. dazu auch Sven Schönheit, Besser gemeinsam als einsam!, in: Geistesgegenwärtig, Zeitschrift für Erneuerung in der Kirche, Geistliche Gemeinde-Erneuerung in der Evangelischen Kirche, Juni 2014, S. 12: „Wenn wir als Gemeinden oder Gruppen vor Ort tatsächlich der Leib des auferstandenen Christus sind, geht es letztlich um die Frage, wie effektiv sich Jesus durch uns bewegen kann. Stehen ihm durch uns Auge und Ohr, Hände und Füße zur Verfügung, damit er durch uns lieben und handeln kann? ... Durch unsere Beziehung zu ihm und zueinander wird der ganze Leib zusammengefügt und gefestigt.´ Mit meiner besonderen Begabung habe ich die Möglichkeit, andere zu fördern und mit ihnen gemeinsam Christus groß zu machen. Eine großartige Perspektive!“ – – Zur Ausrichtung auf das Haupt Jesus Christus kann die Betrachtung des Bildes „Christus in Emmaus“ von Rembrandt dienen. Ebenso sei auf die Tafel 11 des Rupertsberger Scivias-Codex hingewiesen, auf die uns Markus Hoffmann aufmerksam gemacht hat. Sie zeigt unseren himmlischen Vater als rundes Gold mit blutrot durchwirkten Kreisen, aus dem Jesus mit den Nägelmalen hervorgeht und von dem aus der Geist Gottes in vielen den Rahmen des Bildes durchbrechenden golddurchwirkten Kreisen in die sich ausweitende Gemeinde fließt. Die Tafel wird betitelt mit „Die wahre Dreiheit in der wahren Einheit“.

[4] Nützlich in diesem Zusammenhang auch https://www.youtube.com/playlist?list=PLPmDl353WB-Rot3cu2krVggyJhj1JJ-Ve.

 

 

Titelbild: Europa-Flagge. Foto von GregMontani. https://pixabay.com. Die Europa-Flagge wird mit dem Motto "In Vielfalt geeint" (lat. Übersetzung: „In varietate concordia“) in Verbindung gebracht. Um dieses Ziel geht es auch in der Gemeinde Jesu. Vgl. Seite „Europamotto“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 10. Juli 2020, 21:40 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Europamotto&oldid=201761707 (Abgerufen: 28. Juli 2020, 15:38 UTC).