Leiden 3.2: Jesu Glaubenslehre: Glauben = Empfangen/Ergreifen

Teilnehmer 12: Als die Jünger mit Jesus an dem Feigenbaum vorbeikommen, zu dem er am Vortag gesprochen hatte, machen sie nach Markus 11, Vers 20, eine erstaunliche Entdeckung: „sahen sie, dass er verdorrt war bis[1] zur Wurzel.“

 

Teilnehmer 1: Damit begegnen wir einer Dramatik, die nicht mehr nur mit Israel, sondern mit uns selbst zu tun hat. Petrus leitet mit einer Bemerkung in Vers 21 über den Feigenbaum eine der fundamentalsten Lehren Jesu in den Versen 22-24 ein: „Und Petrus dachte daran und sprach zu ihm: Rabbi, sieh, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt.“

 

Teilnehmer 2: Die Antwort Jesu ist in der Tat bis heute eine Herausforderung: „Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt Glauben an Gott! Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berge spräche: Heb dich und wirf dich ins Meer!, und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, dass geschehen werde, was er sagt, so wird's ihm geschehen. Darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubt nur, dass ihr's empfangt, so wird's euch zuteil werden.“

 

Teilnehmer 5: Dabei möchte ich die Aufmerksamkeit auf die einleitenden Worte Jesu lenken: „Habt Glauben an Gott.“ Das, worum wir bitten, sollte nicht unabhängig von unserem laufenden Gespräch mit Gott sein.[2] Im Gebet finden wir heraus, was für uns von Gott her verfügbar ist. Meist mehr, als wir denken, denn für Ihn ist nichts zu groß oder zu klein. Er will alle unsere Bedürfnisse ausfüllen.[3]

 

Teilnehmer 2: Die Vollmacht, die Jesus uns hier gibt, finde ich beglückend. Sie hat uns gestärkt und wird uns stärken.[4] Im Zusammenhang mit der Heilung eines Gelähmten heißt es, dass das Volk darüber jubelte, dass Gott solche Macht den Menschen gegeben hat.[5]

 

Teilnehmer 3: Die Macht hatte gerade der Mensch Jesus von Nazareth ausgeübt. Er ist der Prototyp des Glaubens für uns alle. Was für  ein gewaltiger Hinweis wird uns mit dem Feigenbaum gegeben!

 

Teilnehmer 12: Allerdings muss ich auch sagen, dass ich ein Herz voller Zweifel habe. Ich kann da nur beten: „Hilf meinem Unglauben.“[6]

 

Teilnehmer 11: Es könnte ein Fehler sein, zu sehr auf das zu sehen, was in unseren Augen (noch) nicht geklappt hat – es sei denn, wir wollen daraus lernen. Es macht auch nur verzagt, die Messlatte von vornherein zu hoch zu legen.[7]

 

Teilnehmer 3: Vielleicht hilft uns eine genauere Lektüre weiter. Genau heißt es: Habt den Glauben Gottes.[8] Und: „Glaubt nur, dass ihr es empfangen habt!“[9] Oder vielleicht noch besser übersetzt: Glaubt, dass ihr es ergriffen habt!

 

Teilnehmer 10: Insgesamt kann das nur bedeuten, das zu ergreifen, was Gott uns persönlich sagt. Wenn ER es uns sagt, dann haben wir es schon. Es erinnert mich an ein Wort von Petrus: „Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen.“[10]

 

Teilnehmer 4: Ich verstehe nicht. Was soll uns das alles nützen? Und wer hat überhaupt solchen Glauben? Und wie könnte man solchen Glauben fördern? Und der verdorrte Feigenbaum – was ist da der „sittliche Mehrwert“? Wenn es wenigstens ein persönliches Problem wie bei Petrus wäre.[11]

 

Teilnehmer 5: Wenn es der Glaube Gottes ist, der von Gott geschenkte Glaube, dann sehe ich aber doch Land. 1. Korinther 12 informiert uns darüber, dass alle Gläubigen den Geist Gottes haben, und darin ist nach Vers 9 Glauben dieser Art einbegriffen.[12]

 

Teilnehmer 6: An anderer Stelle[13] redet Jesus davon, wie es wäre, wenn wir nur Glauben so groß wie ein Senfkorn hätten.[14] Das scheint mir darauf hin zu deuten, dass es nicht auf die Größe, sondern auf das Wachstum des Glaubens ankommt.

 

Teilnehmer 7: Auch fügt Gott über Bitten und Verstehen hinzu.[15]

 

Teilnehmer 8: Das ist beruhigend. Jesus sagt, dass er tut, was er den Vater tun sieht.[16] Und der wird es in der Tat gut machen. Woher will ich denn wissen, ob ich hundertprozentig den Glauben Gottes habe und hundertprozentig seinem Willen gemäß bitte?[17] Jesus glaubte in der Sache mit dem Feigenbaum vollkommen. Bei uns ist es doch oft so, dass wir unsicher darüber sind, was Gott durch uns getan haben will.

 

Teilnehmer 9: Da möchte ich doch daran erinnern, dass Christus in uns ist, also der gleiche Geist Gottes, der in Christus ist, auch in uns ist. Und Glauben ist eine Frucht des Geistes.[18] Ich gebe aber zu, dass wir bei den vielen Dingen, die in unser Leben hineinwirken, Gott nur zu oft gar nicht oder ganz unscharf wahrnehmen. Da helfen wohl nur Stille im Gebet, Harren auf Gott und üben, üben, üben.

 

Teilnehmer 10: Unser ganzes Gebetsnetzwerk konnte Annkes Tod nicht verhindern – nur zusammen mit der Medizin vielleicht 10 Monate, 10 wertvolle Monate hinauszögern.

 

Teilnehmer 11: Ja, mehr konnte Gott wohl nicht für uns tun, als uns in dieser Zeit bis zuletzt mit Hoffnung zu erfüllen und uns dann zu trösten, als der Tod doch eintrat. ER trauert mit uns[19] und wir wissen, dass der Tod erst als der letzte Feind überwunden wird.[20]

 

Teilnehmer 1: Und was den „sittlichen Mehrwert“ der Verfluchung des Feigenbaums angeht, könnten wir es mal so sehen: Dass Jesus dem Feigenbaum als einem Bild, einem Symbol für den Status von Israel sagt, dass er keine Frucht mehr bringt, ist eigentlich für ihn niederschmetternd, hat er doch immer wieder betont, dass er für Israel gekommen ist. Doch er lässt sich auch davon nicht zu Boden werfen, sondern nutzt die Gelegenheit zu dieser ebenso fundamentalen wie kurzen Lehre über die Kraft des Glaubens.

 

Teilnehmer 12: Aber hat denn schon jemand von uns Berge versetzt?

 

Teilnehmer 1: Das wird noch nicht einmal von Jesus berichtet. Da sind wohl eher die Sorgenberge gemeint. Außerdem könnte es sich um eine überspitzende Redefigur handeln.

 

Teilnehmer 2: Aber von Jesus wird ganz eindeutig berichtet, dass er die Materie beeinflusst hat. Man denke nur an die Stillung des Sturms und die Beruhigung des Sees Genezareth.

 

Teilnehmer 3: Ich kenne leider nur wenige Kinder Gottes, die diese Art Glauben haben. Und auch ich hätte gern mehr davon.

 

Teilnehmer 4: Ich bete zwar, und manchmal auch im Glauben, aber ich mache nahezu gleichzeitig auch andere Dinge, die meinen Zweifel zeigen.

 

Teilnehmer 5: Mehr vom vollmächtigen Glauben hätte ich auch gerne. Aber es ist doch sicher auch nicht so, dass wir nichts in dieser Richtung erlebt haben. Tragen wir doch einige Beispiele zusammen.

 

Teilnehmer 6:  Ja, hier ein Beispiel: Plötzlich hatte ich das Gefühl, für meine Frau beten zu sollen. Später habe ich sie gefragt, was zu dieser Zeit geschah. Sie sagte, dass sie gerade zu dieser Zeit mit ihrem Auto von der Autobahn abkam und geradewegs auf den Wald zufuhr. Doch irgendwie kam sie auf die Autobahn zurück.[21]

 

Teilnehmer 7: Mir fuhr ein Lkw in die Beifahrertür. Ich konnte nur das kürzeste Gebet der Welt schreien: „Jesus!“ Mein schwaches Auto schleuderte gegen eine Betonwand. Alle drei Insassen und zusätzlich zwei Katzen und Meerschweinchen, die ich wegen Dreharbeiten zu meiner Mutter bringen wollte, blieben unverletzt.[22]

 

Teilnehmer 8: Mit 40 Jahren habe ich mich entschieden, zusammen mit meiner Frau und unserem siebenjährigen Sohn in ein Evangelisationsjahr, ein sogenanntes Botschafterjahr zu gehen. Ich kündigte meinen Arbeitsplatz und damit meine bisherige wirtschaftliche Existenz, wir vermieteten unser Haus und zogen mit zwei weiteren Gläubigen von Mexiko City an die US-amerikanische Grenze. Wir trafen eine Entscheidung, und Gott segnete uns. Ich ließ meine 50 aus Brasilien nach Mexiko importierten Sorten Orchideen hinter mir, weil ich begriff, dass mein Leben einen höheren Sinn hat als Orchideen. Der Segen war mir gewiss. Glauben zeigt sich im Erfolg. Sonst reden wir vielleicht über Glauben, praktizieren ihn aber nicht.[23]

 

Teilnehmer 9: Was war denn das „Botschafterjahr“?

 

Teilnehmer 8: Das „Botschafterjahr“ war ein Evangelisationsjahr, das gleichzeitig der persönlichen Einübung in glaubendes und damit empfangendes Beten diente. Dabei spielten „vier Ds“ eine Rolle: Decision, Desire, Details, Deliverance. Wir fokussieren uns im Gebet auf ein Ziel, z.B. auf eine Wohnung bestimmten Zuschnitts und bestimmter Ausstattung, das unseren Bedürfnissen und Wünschen (desire) und dem Willen Gottes für uns entspricht. Oftmals begeistert uns auch Gott für ein Ziel oder zeigt uns, was möglich ist – insbesondere etwas, an das wir gar nicht gedacht haben.

 

Teilnehmer 10: Wo wir unsicher sind, brauchen wir vielleicht eine Offenbarung – zum Beispiel bei Heilungen und Wunder wie im Falle des Feigenbaums. Wir treffen eine Entscheidung (decision) für das Ziel und betrachten im verstehenden Gebet die Details, die zur Erreichung dieses Ziels gehören. Wir unterscheiden dabei im Gebet, also in Gemeinschaft und Gespräch mit Gott, was dabei unsere Aufgabe ist zu tun und was Gott hinzu tut (göttliche Arbeitsteilung): I do my best, God gives the rest. Ich gebe mein Bestes, Gott gibt den in der Regel viel größeren Rest. Wir sehen und erleben bereits im Gebet das Erreichen des Ziels, ohne es schon in Wirklichkeit zu sehen. Die Wirklichkeit zieht nach: Deliverance (Befreiung, Errettung, Erlösung von einem Mangel oder Makel; Erreichen des Ziels).

 

Teilnehmer 11: Wir tun das alles in Liebe zu Gott, zu uns und den Nächsten, um nicht zu einer klingenden Schelle zu werden.[24] Ein solches Glauben funktioniert aber im Prinzip für Christen wie Nicht-Christen. Mahatma Gandhi hat ein solches Glauben praktiziert und Indien ohne Waffengewalt aus der Kolonialherrschaft geführt. Hermann Hesse lässt ähnlichen hinduistisch geprägten Glauben in persönlichen Dingen in Siddhartha anklingen. In Deutschland dürfen wir uns vor allem an die von protestantischen Kirchen ausgehenden Montagsdemonstrationen erinnern, die zur deutschen Wiedervereinigung und zur Auflösung der DDR führten. Und das Leben christlicher Gläubiger ist voll von Erlebnissen gläubigen Empfangens, wie schon in unserem Kreis hier und jetzt rasch und deutlich bezeugt wird.

 

Teilnehmer 9: Die Entschiedenheit (decision) scheint in der Tat Hand in Hand mit unserer Vollmacht zu gehen. In einer meditativen Veranstaltung tanzten wir mit geschlossenen Augen – jeder für sich. Plötzlich berührten meine Fingerspitzen die Finger einer anderen Person. Ich hatte den Impuls, für diese Frau zu beten. Später kam sie auf mich zu und sagte, dass in jenem Moment ihr Rheuma verschwunden sei. So wird unser vollmächtiges Gebet über Bitten und Verstehen beschenkt.[25]

 



[1] Im Griechischen steht das Wort „ek“: aus der Wurzel heraus oder von der Wurzel her. Normalerweise werden Bäume von der Spitze her trocken. Dieser Baum vertrocknete von der Wurzel an.

[2] Georg Schmid betonte in diesem Zusammenhang die persönliche Beziehung zu Gott am 18.3.2020.

[3] Vgl. Philipper 4,19.

[4] Das betonte Oliver Wurl.

[5] Matthäus 9,8.

[6] Dahingehend äußerte sich Aha. Tao Li Ma pflichtete dem bei. Vgl. auch die Jahreslosung 2020 aus Markus 9,24. BWL brachte dazu bildliche Darstellungen von Sieger Köder und anderen ein.

[7] Das gab Oliver Wurl zu bedenken.

[8] Darauf wies Georg Schmid hin. Es handelt sich hier allerdings sicherlich nicht um einen Genitivus subjektivus, sondern um einen Genitivus objektivus.

[9] Griechisch: ελαβετε. 2. Person Plural Indikativ starker Aorist aktiv von λαμβανω – vgl. Guillemette, S. 131, Ziffer 6440. Das Wort λαμβανω ist ein Schlüsselwort für das Glaubensleben. Es ist sehr aktivisch und bedeutet nicht nur „empfangen“, sondern vor allem „ergreifen“.

[10] Lukas 5,5.

[11] In diesem Sinne äußerte sich Heinz Hüls.

[12] Georg Schmid wies auf 1. Kor. 12,9 hin. Das sollte in den Dialogen nach Pfingsten aufgegriffen werden.

[13] Matthäus 17,20. Der Zusammenhang ist die Heilung des mondsüchtigen Jungen. Auch hier spricht Jesus vom „Berge versetzen“.

[14] Das betonte Heinz Hüls.

[15] Darauf machte Tao Li Ma aufmerksam. Vgl. Epheser 3,20.

[16] Johannes 5,19. Das heißt wohl, dass Jesus nachvollzieht oder öffentlich proklamiert, was Gott schon tut.

[17] In dem Sinne fragte Aha.

[18] Gal. 5,22.

[19] Psalm 116, 15.

[20] 1. Korinther 15, 26. Zum Beistand Gottes im Tod gibt im übrigen Franz Werfel in seinem Roman „Die 40 Tage des Musa Dag“ eine bemerkenswerte Schilderung. Das sagte Heinrich Höfer, der das Sterben seiner Frau in tiefem Frieden miterlebt hat.

[21] Ein Beispiel aus dem Leben von Georg Schmid.

[22] Ein Beispiel aus dem Leben von Tao Li Ma.

[23] Ein Beispiel aus dem Leben von Heinz und Yola Hüls.

[24] 1. Kor. 13, 1-3.

[25] Ein Beispiel aus dem Leben von Aha.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Titelbild: Ergreifen wie ein Kind. Foto: Pixabay. Ergreifen - Griechisch: Λαμβανω. Siehe die Übersetzungsmöglichkeiten dieses Wortes aus dem Menge-Güthling in der nebenstehenden Spalte unten.

 

Teilnehmer 10: Als wir mit ähnlicher Entschiedenheit wie Yola und Heinz in das „Botschafterjahr“ in Deutschland gingen, hatten wir keine Kinder dabei. Nach zehnjähriger kinderloser Ehe war es unser sehnlichster Wunsch, Kinder zu bekommen. Das Glauben entfachten viele, unter anderem zwei Freundinnen, Ellen und Helen. Letztere gab mir oft ihren kleinen Sohn in den Arm. Und es wurde mein Job, Ultraschallgeräte zu Frauenärzten zu bringen, bei denen ich immer wieder viele schwangere Frauen sah. Unser ältester Sohn wurde noch im Botschafterjahr geboren.[1]

 

Teilnehmer 6: Ein weiteres Beispiel aus meinem Leben. In einer wirtschaftlichen Krise entschied sich mein Arbeitgeber, ein großes IT-Unternehmen amerikanischen Ursprungs, viele Mitarbeiter gegen schmale Abfindungen freizusetzen. Das war für mich in meinem Alter eine ernste Bedrohung für meine Familie mit 4 Kindern. Zwei Kollegen mit ähnlichen finanziellen Problemen stürzten sich vom Hochhaus. Ich setzte mein Vertrauen auf Gott, widersetzte mich sanftmütig der Abfindung und durch viele Fügungen kam eine Invalidenrente heraus, mit der die Versorgung gesichert war.

 

Teilnehmer 11: Der Schlüssel ist „Christus in uns“. Daran erinnert uns das Abendmahl, bei dem wir uns im übertragenen Sinne Christus einverleiben.[2] Drei Tage vor der Kreuzigung und in der Gewissheit seiner Ablehnung durch die judäische Führung ist unserem Herrn Jesus Christus die Sache mit dem Glauben und dem Beten im Glauben diese drastische Betonung durch die Verfluchung des Feigenbaumes wert. Bedienen wir uns des Glaubens Gottes, den wir von Jesus und von unserem himmlischen Vater, enthalten im Geist Gottes, geschenkt bekommen haben, damit wir mit den beiden, mit dem Vater und dem Sohn, eins sind.

 

Teilnehmer 6: So habe ich laut von Gott gehört, einen Sommerurlaub lang mit OM[3] in Belgien, Frankreich und Österreich zu evangelisieren. Später waren Afrika und China dran – aber der Eindruck kam lautlos. Gott nutzt alle unsere Wahrnehmungsmöglichkeiten für seine Botschaften.

 

Teilnehmer 1: Jetzt möchte ich aber doch auf die aktuelle Situation in diesem März 2020 zu sprechen kommen, nämlich auf die ganze Entwicklung, die mit SARS-CoV-2 zusammenhängt und die quasi zum Stillstand des Landes führt und unser Hauskreis teilweise als „vermeidbarer sozialer Kontakt“ angesehen wird. Was sagt Gott dazu? Müssen wir das hinnehmen oder dürfen wir auf Gott vertrauend dagegen anbeten?[4]

 

Teilnehmer 2: Vor allem dürfen wir uns von der ganzen Berichterstattung nicht „ins Bockshorn jagen“ lassen. Ich wundere mich, wie reibungslos und selbstverständlich eine fast schon totalitäre Überwachung der Bürger eingeführt wird – dem Modell Chinas, dem Ursprungsland der Seuche folgend.

 

Teilnehmer 3: Wir müssen dagegen angehen, denn die schweren Folgen vor allem für die kleinen selbständigen Unternehmen und Praxen liegen auf der Hand – vielleicht sind sie sogar das beabsichtigte Opfer zugunsten großer Unternehmen.

 

Teilnehmer 4: Verschwörungstheorien liegen in der Luft. „12 Ihr sollt nicht alles Verschwörung nennen, was dies Volk Verschwörung nennt, und vor dem, was sie fürchten, fürchtet euch nicht und lasst euch nicht grauen,“[5]

 

Teilnehmer 5: Mein Gebet ist, dass die Krise Erweckung bringt, denn „Not lehrt beten“.[6] Im übrigen habe ich schon Anfang des Jahres zu meinen Kindern gesagt, dass sie sich auf wirtschaftlich-finanziell schwierige Entwicklungen einstellen und zum Beispiel einen Hausbau schneller zu Ende führen sollen, um die Doppelbelastung von Miete und Bedienen des Kredits zu beenden. Manchen schien das zu düster.

 

Teilnehmer 6: Die Beendigung der Doppelbelastung ist sicher ein gutes Ziel. Aber die Verquickung von Krise und Erweckung scheint mir auch zu düster zu sein. Das Evangelium ist doch eine frohe Botschaft. Wollen wir etwa sagen, dass Gott die Krise schickt, damit Erweckung kommt?

 

Teilnehmer 5: Das wollen wir nicht, aber es ist nun einmal so, dass manche Erweckung in der Krise geschah, so in Wales 1904/5.[7] Darüber hinaus möchte ich auf Maleachi 3, 14-18, hinweisen: „14 Ihr sagt: »Es ist umsonst, dass man Gott dient; und was nützt es, dass wir sein Gebot halten und in Trauer einhergehen vor dem HERRN Zebaoth? 15 Und nun preisen wir die Verächter; denn die Gottlosen gedeihen, und die Gott versuchen, bleiben bewahrt.«

 

16 So redeten die Gottesfürchtigen untereinander. Der HERR merkte auf und hörte es, und es ward vor ihm ein Gedenkbuch geschrieben für die, welche den HERRN fürchten und an seinen Namen gedenken. 17 Sie sollen, spricht der HERR Zebaoth, an dem Tage, den ich machen will, mein Eigentum sein, und ich will mich ihrer erbarmen, wie ein Mann sich seines Sohnes erbarmt, der ihm dient. 18 Dann sollt ihr wieder sehen, was für ein Unterschied ist zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient. 19 Denn siehe, es kommt der Tag, der brennen soll wie ein Ofen. Da werden alle Verächter und Gottlosen Stroh sein, und der kommende Tag wird sie anzünden, spricht der HERR Zebaoth, und er wird ihnen weder Wurzel noch Zweig lassen. 20 Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln.“

 

Teilnehmer 7: Die Textpassage ist meines Erachtens auf die gegenwärtige Situation nicht anwendbar. Es geht nach Vers 23[8] um den „großen und schrecklichen Tag des HERRN“, den Gerichtstag, an dem sich Gott derer erbarmt, die ihm dienen, an dem er aber für die Verächter nichts tun kann. Doch bis dahin regnet es und scheint die Sonne über Gerechte wie Ungerechte, sagt Jesus.[9]

 

Teilnehmer 5: Der Hinweis auf das Gericht hat immer den Sinn, dass die Verächter sich bekehren, also Erweckung kommt.

 

Teilnehmer 8: Und gegenwärtig sollten wir „der Stadt Bestes“ suchen[10] und besser das Versammlungsverbot befolgen, zumal ein Herd für SARS-CoV-2 im Elsass eine christliche Fastenfreizeit war.

 

Teilnehmer 1: Also scheint doch das Gebot der Stunde zu sein, ohne Angst Vorsicht walten zu lassen und gleichzeitig mit der geballten Gebetsmacht SARS-CoV-2 entgegenzutreten mitsamt allen bösen geistlichen Mächten, die dahinter stecken, eingedenk der Ermahnung in Epheser 6, 10-13, dass wir nicht gegen Fleisch und Blut kämpfen.

 

Teilnehmer 2: Dabei sollten wir uns nicht nur äußerlich ruhig und furchtlos zeigen, sondern entsprechend den Aussagen in Psalm 91 auch innerlich in Seinem Frieden leben. Falls es Christen gibt, die dort noch nicht ankommen sind: Denen wünsche ich einfach viel größeren Glauben.

 

Teilnehmer 3: Ob es hilft, wenn wir Geschwistern einen größeren Glauben wünschen? Sollten wir vielleicht eher überlegen, was das eigene Gottvertrauen und das Gottvertrauen der Geschwister stärkt?

 

Teilnehmer 2: Dazu müssten wir wissen, wie das denn genau geht. Diese Frage bringt mich zu Lukas 17, Vers 5: <Die Apostel baten alsdann den HErrn: „Mehre uns den Glauben!“> Auch ich bete immer wieder dieses "HErr, mehre mir den Glauben!“ Denn wenn jene Apostel um dieses baten und der HErr sie nicht korrigiert hat, kann es ja nicht total falsch gewesen sein! Eigentlich möchte ich mehr bzw. näher zu diesem 'habt den Glauben Gottes' kommen, und noch mehr Seine guten Lösungen in meinem Leben erleben! Offensichtlich bin ich auch noch nicht dort angekommen; aber ich möchte schon dorthin.

 

Teilnehmer 4: Unser HErr Jesus wird eine solche Bitte sicher nicht unerhört lassen. In Lukas 22, 32 sagt er zu Petrus: „Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre!“

 

Teilnehmer 5: „Den Glauben mehren“ einerseits und „dass der Glaube nicht aufhöre“ andererseits scheinen mir aber zwei verschiedene Dinge zu sein. Bei ersterem geht es tatsächlich darum, Machttaten zu tun. Es geht nämlich in Lukas 17 weiter mit Vers 6: „Der HErr aber sprach: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so würdet ihr zu diesem Maulbeerfeigenbaum sagen: Entwurzele dich und pflanze dich ins Meer! Und er würde euch gehorchen.“ Eben wieder ein Feigenbaum wie beim dritten Tag vor der Hinrichtung. Darum sollten solche Aktionen von Jesus wie die Verfluchung des Feigenbaums unseren Glauben mehren. Und natürlich das „Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit!“

 

Teilnehmer 6: Und was ist mit dem Glauben in Lukas 22?

 

Teilnehmer 5: Da sind wir bei der Verleugnung des Petrus, die Jesus ankündigt und die Petrus weit von sich weist. Es geht nicht um Glauben für spezifische Taten, sondern es geht generell darum, standhaft zu sein im Glauben an unserer Retter und das kommende Reich Gottes. Das macht der Kontext klar: „31 Der Herr aber sprach: Simon, Simon! Siehe, der Satan hat euer begehrt, euch zu sichten wie den Weizen.[11] 32 Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du einst zurückgekehrt bist, so stärke deine Brüder!“

 

Teilnehmer 6: Noch eine Frage: Wie verhält es sich mit 1.Kor.12:29C 'Nicht alle tun Machttaten'?

 

Teilnehmer 7: Nun ja, nicht alle tun, aber alle könnten – im Prinzip. Darauf sollten wir nach Pfingsten gründlicher eingehen. Ebenso, dass Paulus in 1. Korinther 13, 1-3, darauf hinweist, dass alles Reden in Zungen und alles Glauben und sogar alle Selbstaufopferung nichts nützt, wenn die Liebe fehlt.

 

Teilnehmer 8: Das ist mir ein bisschen viel der Exkurse auf einmal. Ich versuche, zusammenzufassen:

1. Unser Ausgangspunkt ist die Glaubenslehre Jesu anhand des  

    Feigenbaums: Glauben =   Empfangen (oder besser noch:

    Ergreifen).

2. Dazu haben wir Beispiele eigenen Erlebens

    zusammengetragen.

3. Und dann haben wir gefragt, wie wir uns auf der Grundlage des

    Glaubens zu SARS-CoV-2 einstellen.

Dazu kam der Einwurf, dass diese Krise Erweckung bringen möge, und wir haben festgestellt, dass Maleachi 3 nicht anwendbar ist. Es wird noch nicht die Spreu vom Weizen getrennt, und unsere Solidarität ist gefragt.

 

Teilnehmer 9: Und doch möchte ich noch etwas zu Maleachi 3 äußern. Über Vers 23, den Tag des HERRN, kommen wir zum 3. Tag vor dem Schlachten des Passalammes bzw. der Kreuzigung Jesu zurück. In Markus 13 nämlich spricht Jesus über den Tag des HERRN, der den Tempel und den Tempeldienst in Jerusalem beendet, nachdem die Judäer nicht auf „den Propheten Elia“ gehört haben, mit dem hier Jesus gemeint ist. Und Markus 13 gehört noch zu diesem 3. Tag vor der Kreuzigung. Wir diskutieren Markus 13 später in diesem Kapitel „Leiden 3“ unter Leiden 3.11.

 

Teilnehmer 10: Aber eins sollten wir schon vorwegnehmen. In Markus 13 spricht Jesus vom Gericht über Juda, Jerusalem und den Tempel. Das dürfen wir nicht vorschnell mit sogenannten Endzeitkatastrophen vermischen. Der Rückkehr Christi müssen nicht unbedingt Katastrophen vorausgehen. Die Rückkehr Christi ist schließlich der Schlussstein der Erlösung vom Tod.

 

Teilnehmer 11: Diese Feststellung ist sehr wichtig. Denn auch für die Frage „Katastrophe oder nicht“ oder „Begrenzung der Katastrophe“ gilt das „Gesetz“, das Jesus uns mit dem Verdorren des Feigenbaums einprägt: Glauben = Empfangen. Das heißt: Wenn wir glauben, dass Katastrophen kommen, werden sie kommen. Das wiederum zeigt etwas von der Verantwortung des Leibes Jesu Christi auf dieser Erde. Die ganze Schöpfung harrt darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden.[12]

 

Teilnehmer 12: Und so können wir wohl voll einstimmen in die Ziele des weltweites Gebets[13] gegen SARS-CoV-2:

1. Stopp der Ausbreitung

2. Wiederherstellung von Infizierten

3. Frieden/Trost für Familien, die Angehörige verloren haben

4. Wiederherstellung der Volkswirtschaften dieser Welt

5. Weisheit für die Regierungen, so dass sie mit den Folgen der 

    Seuche gut umgehen. 

 

Teilnehmer 1: Und damit können wir zu den nächsten Versen von Markus 11 übergehen. Da kommt Jesus meiner Meinung nach völlig unvermittelt kommt auf das Thema Vergebung zu sprechen. Das kommt mir völlig zusammenhanglos vor, wie ein Bruch im Text. Kann mir da jemand höhere Einsicht vermitteln?

 



[1] Ein Beispiel aus dem Leben von Aha und Heinrich Höfer.

[2] Das betonte Aha.

[3] Operation Mobilisation.

[4] Eindeutig für Letzteres plädierte MP am 21.3.20 telefonisch aus Heidelberg und beklagte, dass davon in den Medien nichts zu hören sei. Es fehle an Mut machenden Stimmen aus den Kirchen.

[5] Jesaja 8,12.

[6] In diesem Sinne äußerte sich Georg Schmid.

[7] Diese Krise scheint eher eine Krise durch starke dynamischen Veränderungen, Wohlstandsgewinne und Entkirchlichung gewesen zu sein. Vgl. Seite „Erweckungsbewegung von Wales 1904/05“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 9. November 2019, 17:06 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Erweckungsbewegung_von_Wales_1904/05&oldid=193902130 (Abgerufen: 22. März 2020, 11:53 UTC).

[8] 23 Siehe, ich will euch senden den Propheten Elia, ehe der große und schreckliche Tag des HERRN kommt.“

[9] Matthäus 5,45. Der Vers steht im Zusammenhang mit der Feindesliebe, die Jesus in der Bergpredigt als Teil der Vollkommenheit des himmlischen Vaters darstellt.

[10] Jeremia 29,7.

[11] Das ist anscheinend ein Recht Satans, jedenfalls vor Jesu Kreuzigung. Vgl. Hiob 1,6-12.

[12] Römer 8, 19.

[13] Übermittelt von Georg Schmid.