Pfingsten 5.14: Mangel an Heilung – Mangel an Liebe und Gemeinschaft, gerade beim Abendmahl oder in der Ehe?

Teilnehmer 6: Es ist nicht Depression angesagt, wenn wir von Gott keine Gabe der Heilung erhalten, obwohl sie erfleht wird. Ebenso wenig allerdings ist die Übermittlung von Gaben der Heilungen etwas, worauf wir stolz sein sollen. Das hat Jesus klargestellt. Nachdem die ausgesandten 70 oder 71 Jünger zurückkehrten, sagte er ihnen nach Lukas 10, 20, sich nicht darüber zu freuen, dass uns die bösen Geister untertan sind, sondern darüber, dass unsere Namen im Himmel geschrieben sind. Das gilt sinngemäß sicher für alle Manifestationen des Geistes.

 

 

 

Teilnehmer 2: Gerade bei den Manifestationen des Geistes kommt es darauf an, wie wir  gesehen haben, dass wir es in Liebe tun. In 1. Kor 13, 1-2, wird dabei auch das Glauben erwähnt, das Berge versetzen kann, aber nichts ist, wenn es nicht in Liebe geschieht.

 

 

 

Teilnehmer 3: Das ist ja alles ganz wunderbar. Nur in der Realität stelle ich fest, dass weitaus mehr Gläubige ihre Krankheiten und Gebrechen behalten, als geheilt werden. Insbesondere, wenn es um schwerwiegende Krankheiten geht. Da stimmt doch etwas nicht. Das ist doch rätselhaft. Wo ist die Lösung?

 

 

 

Teilnehmer 4: Eine unserer offenen Flanken ist der Mangel an Gemeinschaft. Das spricht Paulus unmittelbar vor 1. Korinther 12 in 1. Korinther 11, 29-30, offen an: Denn wer so isst und trinkt, dass er den Leib des HErrn nicht achtet, der isst und trinkt sich selber zum Gericht. Darum sind auch viele Schwache und Kranke unter euch, und nicht wenige sind entschlafen.“[1]

 

 

 

Teilnehmer 3: Hier geht es um das Abendmahl. Und der gesundheitsrelevante Punkt ist, den Leib des HErrn zu achten. Schwachheit, Krankheit und frühzeitigen Tod führt Paulus hier darauf zurück, dass im Abendmahl der Leib des Herrn nicht geachtet wird. Aber was heißt das?

 

Teilnehmer 4: Nun, viele Christen denken dabei an die Transformation des Passamahls in das Abendmahl. Und das Passamahl, insbesondere dem ursprünglichen beim Auszug der Israeliten aus Ägypten, beschrieben u.a. in 2. Mose, Kapitel 12 und 13, steht am Anfang eines Aufbruchs für eine lange Wanderung von 600.000 Männern und wahrscheinlich mindestens ebenso vielen Frauen und noch mehr Kindern, also insgesamt vielleicht 2 Millionen Menschen, für die es auf dieser langen Wanderung keine Krankheit gab, wie Psalm 105 im Vers 37 hervor hebt.

 

Teilnehmer 5: Und natürlich ist Jesus unser Passalamm. Sich das zu vergegenwärtigen, ist mit dem Abendmahl untrennbar verbunden, und zwar sowohl in der Dimension des Blutes zur Vergebung der Schuld, dargestellt vom Wein, wie in der Dimension des Leibes für unsere körperliche Heilung, dargestellt vom Brot.

 

Teilnehmer 6: Du meinst, dass deswegen Paulus in Vers 29 davon spricht, insbesondere das Brot, das für den Leib steht, zu beachten, damit es nicht zu Schwachheit und Krankheit kommt?

 

Teilnehmer 7: Genau das. Das kommt ebenso in 1.Petrus 2,24 zum Ausdruck: der unsre Sünde selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden.“[2]

 

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[1] Vgl. dazu auch Dietrich Bonhoeffer, Gemeinsames Leben, München 1939, 10. Auflage 1961, insbesondere S. 55: „Von dreierlei Tischgemeinschaft Jesu mit den Seinen spricht die Schrift: Von der täglichen Tischgemeinschaft, von der Tischgemeinschaft des Heiligen Abendmahls, von der letzten Tischgemeinschaft im Reiche Gottes. Alle dreimal aber kommt es auf das Eine an: <Da wurden ihre Augen geöffnet und sie erkannten ihn.> Jesus Christus erkennen über den Gaben, was heißt das?“

[2] Hervorhebung hinzugefügt.

 

Teilnehmer 8: Das ist die Erfüllung der Voraussage in Jesaja 53,5: „Aber er ist um unsrer Missetat  willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“[1]

 

Teilnehmer 1: Es wäre vielleicht nicht schlecht, noch einen zweiten Blick auf die Aussagen zu werfen. Könnte es sein, dass die Heilung der Wunden nach Jesaja 53,3 mit Vergebung und innerem Frieden verbunden ist? Oder damit, nach 1. Petrus 2,24 der Gerechtigkeit zu leben, also in dem Bewusstsein zu leben, durch Jesu Blut gerecht geworden zu sein?

 

Teilnehmer 2: Ein Zweitblick ist selten verkehrt. Da gibt es vielleicht auch noch eine weitere Dimension in 1. Korinther 11, 29. Steht nicht die ganze Darlegung des Abendmahls hier in dem Zusammenhang, wie es in der Zusammenkunft eines Hauskreises zugehen soll? Sozusagen ab Vers 17 in Kapitel 11 bis zum Ende von Kapitel 14? Geht es also nicht nur um den Körper Jesu Christi vor knapp 2000 Jahren, wie er unsäglich gefoltert wurde, sondern ebenso um den Leib Christi heute, also die Gemeinde und ihre Wertschätzung und ihren Zusammenhalt, wie es schließlich in jedem Hauskreis zum Ausdruck kommt?

 

Teilnehmer 4: Hm – dass würde dann ja ziemlich konkret werden.

 

Teilnehmer 5: Die gesundheitsfördernde innige Gemeinschaft zwischen Christus und der Gemeinde und der einzelnen Gemeindeglieder untereinander – schließlich ist nach Epheser 4, 15-16, der ganze Leib von Christus aus zusammengefügt und ein Glied hängt am anderen. Und dieser Leib baut sich selbst auf in der Liebe.

 

Teilnehmer 11: Natürlich, es macht Sinn, dass die Einheit dieses Leibes A und O der Gesundheit ist. Es gibt ja auch manche Beobachtungen darüber, dass „ein Fleisch“ in der Ehe, also eine Ehe einschließlich gelingender Sexualität, sehr gesundheitsfördernd ist.[2]

 

Teilnehmer 6: Das erinnert mich an Sprüche 17, 22: „Ein fröhliches Herz tut dem Leibe wohl; aber ein betrübtes Gemüt lässt das Gebein verdorren.“ Eine innige fröhliche Gemeinschaft, sei es nun in der Ehe einschließlich Sexualität oder in der Gemeinde ausschließlich Sexualität, fördert die Gesundheit.

 

Teilnehmer 12: An dieser Stelle möchte ich doch eine mich persönlich beunruhigende Beobachtung aussprechen. Ich höre immer wieder, dass der eine oder andere von uns nicht im Hauskreistreffen ist, weil es ihm körperlich oder seelisch nicht gut geht. Das ist genau der falsche Weg. Gerade wenn es uns nicht gut geht, sollten wir im Hauskreis sein, damit uns die anderen Glieder unterstützen können. Wir werden nirgendwo aufgefordert, solche Dinge allein mit Gott auszumachen – im Gegenteil, Gott will uns durch unsere Gemeinschaft unterstützen.[3]

 

Teilnehmer 1: Dazu möchte ich Jakobus 5,14-18, zitieren: Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, dass sie über ihm beten und ihn salben mit Öl in dem Namen des Herrn. Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden. Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, dass ihr gesund werdet. Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist. Elia war ein schwacher Mensch wie wir; und er betete ein Gebet, dass es nicht regnen sollte, und es regnete nicht auf Erden drei Jahre und sechs Monate. Und er betete abermals, und der Himmel gab den Regen und die Erde brachte ihre Frucht.“

 



[1] Hervorhebung hinzugefügt.

[2] Vgl. Eric Berne, Spielarten und Spielregeln der Liebe, Psychologische Analyse der Partnerbeziehung, Original „Sex in Human Loving“, New York 1970, deutsch rororo Sachbuch 6848, Reinbek 1974, insbesondere S. 163-171.

[3] Dieses flammende Plädoyer hielt Heinz Hüls zum wiederholten Male.

 

Titelbild: Szene vom letzten Abendessen Jesu vor der Kreuzigung: HErr, bin ich´s? Wandgemälde im Restaurante Fratelli., Berlin-Steglitz, nachempfunden dem berühmten Wandgemälde Leonardo da Vincis, 1494 bis 1497.  Foto: H.H.