Allein durch Glauben – sola fide

Teilnehmer 7: Ja, niemand, kein einziger Mensch, steht seit dem Sündenfall gerecht da vor Gott, auch nicht durch noch so viele so genannte gute Werke. Es gibt nur einen Weg, den Hunger und den Durst nach der Gerechtigkeit vor Gott zu stillen: 21Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten. 22Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben.“

 

Teilnehmer 8: Im Griechischen steht hier: δια πιστεωσ Ιησου Χριστου εισ παντασ τουσ πιστευοντασ. Das kann auch übersetzt werden: Durch den Glauben (oder die Treue oder das Vertrauen Jesu Christi zu allen, die glauben (oder vertrauen).[1]

 

Teilnehmer 9: Dass wir nur durch unser Glauben, unser Annehmen des Opfers Jesu Christi und damit durch den Glauben von Jesus vor Gott gerecht werden, diese Wiederentdeckung durch die Protestanten, zusammengefasst in den lateinischen Wörtern sola fide, zu deutsch „nur durch Glauben“, unterstreicht Paulus mit den folgenden Sätzen: „Denn es ist hier kein Unterschied: 23sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, 24und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist.

 



[1] Darauf wies Georg Schmid hin. Der Punkt ist: Ursächlich ist das Glauben oder das Vertrauen von Jesus Christus auf Gott, das ihn durch die Kreuzigung hindurch zur Auferstehung gehen ließ. An diesen Glauben oder dieses Vertrauen heften wir uns an. Vgl. zum griechischen Wort πιστισ auch Menge-Güthling, S. 556.

 

Teilnehmer 6: Und weiter: „25Den hat Gott für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, indem er die Sünden vergibt, die früher 26begangen wurden in der Zeit seiner Geduld, um nun in dieser Zeit seine Gerechtigkeit zu erweisen, dass er selbst gerecht ist und gerecht macht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus[1].“

 

Teilnehmer 10: Bedeutet das Wort „früher“ in Vers 25, dass der „Gerechtigkeitszähler“ Gottes erneut zu laufen beginnt, nachdem wir Jesus Christus als unseren Erlöser akzeptiert haben?

 

Teilnehmer 11: Nein, das bedeutet es nicht. Johannes stellt in seinem ersten Brief, Kapitel 1, Vers 9, ganz klar fest, dass Gott uns auch jetzt alle Schuld vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.

 

Teilnehmer 1: Die Voraussetzung ist aber, dass wir unsere Schuld bekennen. Es gibt jedoch Schuld, die uns bewusst ist, und Schuld, die uns unbewusst ist. Schuld, die uns bewusst ist, müssen wir vor Gott bekennen, um von ihm Vergebung zu erlangen. Schuld, die uns nicht bewusst ist, wird er uns bewusst machen, wenn wir fragen und es an der Zeit ist oder es an der Zeit ist und wir uns bereit halten.

 



[1] aus dem Glauben an Jesus: Griechisch: εκ πισεως Ιησου – wörtlich: aus (dem) Glauben Jesu. Vgl. Interlinear, S. 665, die allerdings übersetzt „aus (dem) Glauben an Jesus (Lebenden).

 

Titelbild: Luther steht für "sola fide". Foto: H.H., Ausschnitt des Luther-Standbildes vor der Marienkirche in Pirna.