Offenbarung 1.4: Wir sind das Königreich Jesu Christi

 

Heinrich: Ja, es ist einer besonderen Betonung wert, dass wir zu einem Königreich vor Gott gemacht sind. Von da erhält es wohl seinen besonderen Sinn, dass es zuvor heißt, dass er Herr über die Könige auf Erden ist. Diese Könige und Priester sind wir. Jesus ist unser König. Mir geht heute ganz neu auf, dass wir zusammen mit allen Christen sein Königreich bilden.

 

Friedrich: Und wir wissen, dass dieses Königreich angefeindet ist. Und deswegen werden wir immer wieder aufgefordert, zusammen zu stehen und das Feld, das uns bereits durch Jesus Christus gehört, auch zu behalten.[1]

 

Heinrich: Unter diesem Herrn werden wir als Könige siegen. Denn diesem Herrn wird Ehre und Macht in die Zeiten der Zeiten[2] gegeben.

 

Leonhard: Und dann kommt etwas, was mit „Siehe“ eingeleitet wird und vom Zeitpunkt der Offenbarung an Johannes aus in die Zukunft weist: 7 Siehe, er kommt mit den Wolken, und es werden ihn sehen alle Augen und alle, die ihn durchbohrt haben, und es werden wehklagen[3] um seinetwillen alle Stämme der Erde[4]. Ja, Amen.“

 

Heinrich: Der mit den Wolken kommt und den (irgendwann) jeder sehen wird, auch die, die ihn durchbohrt haben. Dann werden über dessen Leiden alle Stämme des Landes[5] Israel trauern, weil sie erkennen, dass sie ihren Messias verworfen hatten. Zu dem Zeitpunkt werden die Anfeindungen dieses Königreiches, dass wir mit allen lebenden Christen bilden, ein Ende haben.

 



[1] Vgl. Epheser 6, 10-20.

[2] Griechisch: εις τους αιωνας των αιωνων (eis tous aioovas toov aioovoon) - in die Zeiten der Zeiten, also ewig. Vgl. Heinrich Langenberg, Die Apokalypse ..., S. ... Die Interlinear übersetzt: „in die Ewigkeiten der Ewigkeiten“.

[3] Griechisch: κοπτω schlagen, medial „sich an die Brust schlagen, wehklagen“ etc. Vgl. Menge-Güthling, S. 399, vor allem Bedeutung II.2.

[4] Griechisch γη – Erde, Land etc.

[5] Hier wird oft „alle Stämme der Erde“ übersetzt. Das griechische Wort γη (gä), das hier verwandt wird, bedeutet jedoch sowohl Erde als auch Land. Die, die Jesus durchbohrt haben, waren die Stämme Israels. Deswegen macht es Sinn, hier γη mit „Land Israel“ zu übersetzen. Vgl. dazu Heinrich Langenberg, Die Apokalypse ..., S.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Titelbild: Königliche Krone. Foto von alanajordan, pixabay.

 

 

Meinhard: Die ihn durchbohrt haben, sind aber schon lange tot. Wie können sie ihn sehen, wenn er kommt?

 

Heinrich: Hier ist von allen Stämmen die Rede, die ihn durchbohrt haben und sich wegen seiner an die Brust schlagen – also nicht Individuen, sondern Stämme. Und nicht alle Stämme der Erde haben ihn durchbohrt, sondern die Stämme Israels, die zur Zeit seiner Kreuzigung im Lande Israel waren.

 

Friedrich: Vielleicht in Abgrenzung zu unserer Diskussion zu Matthäus 24 ist hier nicht von der Himmelfahrt die Rede, wo Jesus durch eine Wolke von den Augen der Jünger weggenommen wird und in den Himmel fährt, sondern von seiner Wiederkunft.

 

Meinhard: Warum werden sie sich an die Brust schlagen?

 

Heinrich: Weil sie darüber wehklagen, dass sie bzw. ihre Vorfahren den durchbohrt haben, den sie als Retter brauchen. Dann wird der Wille Gottes verwirklicht, die Rettung Israels. Das betont Vers 8: „8 Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.“ Gott wird sich als der Allmächtige erweisen, der sein Volk rettet, sobald es gerettet werden will. Aber der Zeitpunkt ist noch nicht gekommen.

 

Georg: Johannes kann hier auf das zurückgreifen, was der Prophet Sacharja bereits in Sacharja, Kapitel 12, Vers 10, vorausgesagt hat: Das Haus David und die Bürger Jerusalems werden eines Tages voll des heiligen Geistes auf Gott sehen und vor ihm um den klagen und sich wegen dessen betrüben, den sie durchbohrt haben, nämlich den Messias. Das ist auch aus der Perspektive des Johannes und aus unserer Perspektive immer noch Zukunft. [1]

 

Meinhard: In Vers 8 wechselt der Text plötzlich in die Ich-Form. Was könnte der Grund sein?

 

Heinrich: Wohl, dass der Urheber der Offenbarung, nämlich Gott, sich hier noch einmal ausdrücklich hinter seinen Messias, seinen Sohn, stellt.

 

Kurt: Wer sind die „uns“, die Jesus zu einem Königreich gemacht hat? Die ganze Gemeinde, oder nur die Judenchristen, wie es 1. Petrus 1, Vers 9, nahelegen könnte, wenn man davon ausgeht, dass der Petrusbrief ausschließlich an Judenchristen adressiert ist?

 

Heinrich: Mit dem „uns“ schließt Johannes sicher sich selbst und dann alle Adressaten in den genannten sieben Gemeinden ein. Die Angehörigen dieser Gemeinden sind nicht nur Judenchristen, sondern auch Christen aus den Völkern. Die ganze Gemeinde ist das Königreich Jesu.

 

Meinhard: Und damit kommen wir zu einer weiteren Frage, die wir in der nächsten Sequenz unseres Dialoges beantworten sollten. Was ist der „Tag des Herrn“, an dem Johannes vom Geist ergriffen wurde und die Offenbarung erhielt, über die wir hier reden?

 



[1] Vgl. zu der Sacharja-Aussage insbesondere Interlinear Hebräisch-Deutsch, Band 4, S. 293 f.