Das Glück des Grenzübertritts - grundzüge des Reiches Gottes

Teilnehmer 3: Wenn ich nun das Wort, die belebende, die befreiende, erlösende Kunde nach Römer 10, 9-10, dass es einen HErrn, einen Ersten der Menschen und der Welt gibt, den Gott von den Toten  auferweckt hat, in meinem Mund und in meinem Herzen da sein lasse, indem ich es mit dem Munde bekenne und mit dem Herzen glaube, dann gehöre ich zu denen, denen das Himmelreich gehört? Dann habe ich die (unsichtbare) Grenze zum (jetzt noch unsichtbaren) Reich der Himmel überschritten?

 

Teilnehmer 4: Ja.

 

Teilnehmer 5: Und was bedeutet das?

 

Teilnehmer 6: In aller Kürze fällt mir keine bessere Erklärung ein als die schon zitierte des Paulus in Römer 14,17: „Denn das Reich Gottes[1] ist nicht Essen und Trinken,[2] sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem Heiligen Geist. 18 Wer darin Christus dient, der ist Gott wohlgefällig und bei den Menschen geachtet.“

 

Teilnehmer 7: Das klingt ganz so, als ob die Bürger des Himmelreiches nicht nur bei Gott im Himmel oder im Unsichtbaren wohlgefällig sind, sondern auch bei den Menschen auf der Erde geachtet.

 

Teilnehmer 8: Ja, die Bürger des Himmels stehen (noch und immer wieder) mit beiden Beinen auf der Erde, wenn auch zunächst sozusagen als Extraterritoriale. Als solche wenden sie sich dem Erdreich zu. Epheser 2, 19-22: „19So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, 20erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, 21auf welchem der ganze Bau ineinander gefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn. 22Durch ihn werdet auch ihr mit erbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist.“

 

Teilnehmer 9: Wie viel Himmelreich auf Erden es jetzt schon gibt, hängt demnach maßgeblich von uns ab. Jesus hat ja auch gesagt, nachzulesen am Ende des Matthäus-Evangeliums, dass wir alle Völker zu seinen Schülern oder Nachfolgern machen sollen. Und Paulus spricht in Römer 11, 13-14, davon, dass er sein Amt als Apostel der Völker preist, damit er durch das Gewinnen der Völker für Christus schließlich auch Israel dazu reizen kann, durch die Annahme von Jesus ihr Herz beschneiden zu lassen.

 

 

 



[1] Die Ausdrücke „Reich der Himmel“ und „Reich Gottes“ werden in der Bibel synonym verwandt.

[2] Das heißt nicht, dass im Reich Gottes nicht gegessen und getrunken wird – im Gegenteil, die Tischgemeinschaft ist ein wichtiger Teil und das Abendmahl sowieso. Im Kontext geht es darum, dass es nicht eine Frage des Reiches Gottes ist, was wir zu essen und zu trinken pflegen. Und in dem Zusammenhang steht eine wichtige Feststellung zu unserem Glück in Röm. 14, 22b: „Selig (makarios - überglücklich) ist, der sich selbst nicht zu verurteilen braucht, wenn er sich prüft.“ Interlinear: Selig ist der nicht Richtende sich selbst in dem, was er billigt. Zu unserem Glück gehört ein gutes Gewissen in allem, was wir tun und sagen und zu denken pflegen.

 

Teilnehmer 10: Das führt zu einer weiteren Dimension unseres Glücks, nämlich, nach Epheser 2, Vers 12, Teilhaber des Bürgerrechts Israels zu sein und des Bundes der Verheißung, der noch nicht erfüllt ist und auf den wir hoffen. Das Leben im heiligen Geist jetzt ist ja schließlich nach Epheser 1, Vers 14, lediglich das Unterpfand unseres Erbes in der Zukunft.

 

Teilnehmer 11: Etwas konkreter bitte.

 

Teilnehmer 7: Ich sage es mal wieder mit Samuel Keller: „Wir dürfen uns an einem Punkt durch das Gerede der Feinde nicht irre machen lassen. Sie sagen: Weil wir jetzt vom Sieg Christi so wenig spüren, verschöben wir alles in die unsichere herrliche Zukunft der ewigen Vollendung. Das ist nicht die ganze Wahrheit. Man kann kein Herz mit solcher Zukunftszahlung wahrhaftig trösten, das nicht schon jetzt etwas Wirkliches und Spürbares von Jesu Macht und Liebe erfahren hat. Erst die Einzigartigkeit des gegenwärtigen Trostes und die Erquickungsstunden, die wir hier im Frieden Jesu staunend und heimlich erschauernd genossen haben, weiten unser Herz und unseren Blick für die große Herrlichkeit, die uns einst geoffenbart werden soll. Ohne solchen Maßstab und ohne solche Abschlagszahlungen hätten wir gar keine Möglichkeit, uns vorzustellen, wie Jesu Zukunft für uns sein wird.“[1]

 

Teilnehmer 12: Das Reich der Himmel oder das Reich Gottes in seiner ganzen Schönheit, das Jesus predigt,[2] ist jedoch letztlich die Erfüllung der Verheißung an Abraham, Isaak und Jakob sowie an den König David, dass Jesus von Nazareth von Jerusalem aus die Erde regiert und wir mit ihm - und zwar dann als Unsterbliche. Das ist entscheidend. Nur so kann das Reich Gottes das Friedensreich sein,[3] dass seit dem Sündenfall nach 1. Mose 3,15 im Kommen ist – und wir sind Teil dieses Kommens und Werdens, Handelnde in der Geschichte.

 

Teilnehmer 1: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

 

Teilnehmer 2: Nach 1. Korinther 13, 13 stirbt sie gar nicht. Wir nehmen sie notfalls wie die Erzväter Israels und wie David mit ins Grab und sie wird erfüllt werden in der Auferstehung.

 

Teilnehmer 3: Wann wird das Sterben aufhören?

 

Teilnehmer 4: Dann, wenn auch die Sexualität und damit das Gebären aufhören wird.[4] Bis die Vollzahl der Menschen für das Reich Gottes bereit steht[5], wird es nicht aufhören, dass Menschen geboren und wiedergeboren (von oben geboren) werden, wobei eben die Wiedergeburt den Grenzübertritt bedeutet.[6]

 

Teilnehmer 12: Ich bin mir nicht sicher, ob auch das Gebären aufhören wird, wenn die Sexualität aufhört. In Jesaja 11 werden der Messias und sein Friedensreich beschrieben. Dabei ist auch von „kleinen Knaben“ (Luther) die Rede, von Säuglingen und entwöhnten Kindern.[7] Aber vielleicht kommen sie auf andere Weise als durch Sex und Gebären auf die Welt.

 

Teilnehmer 11: Ich hätte noch einen anderen Gedanken dazu. Wenn wir in der zukünftigen Welt mit Christus regieren oder genauer gesagt dienen, dann dienen wir ja vielleicht nicht nur uns untereinander, also die Auferstandenen und Verwandelten der Gemeinde Jesu untereinander, sondern vielleicht dienen wir als Auferstandene oder Verwandelte auch den Völkern auf dieser Erde, die bei der Rückkehr Christi existieren und im Gegensatz zu den Auferstandenen weiter als sexuelle Wesen leben, Kinder bekommen und sich für Christus und das Reich der Himmel entscheiden können.

 

Teilnehmer 5: Wie dem auch sei: Es ist ein wesentliches Kennzeichen des Reiches Gottes, dass seine Bürger die Unsterblichkeit, das ewige Leben, gewinnen. Noch sind die Bürger der Sterblichkeit unterworfen. Doch die Auferstehung zu einem Leben in Unsterblichkeit ist ihnen gewiss.[8]

 

Teilnehmer 6: Vielleicht können wir an dieser Stelle ein altes Kirchenlied gemeinsam singen:

 

Such, wer da will, ein ander Ziel,

die Seligkeit zu finden;

mein Herz allein bedacht soll sein,

auf Christus sich zu gründen.

Sein Wort sind wahr, sein Werk sind klar,

sein heilger Mund hat Kraft und Grund,

all Feind zu überwinden.[9]

 

Teilnehmer 7: Wir haben aber auch schon über ein paar andere Charakteristika des Reiches Gottes gesprochen. Ein ganz wesentliches ist, dass Befehle nicht mehr nötig sind, da „die Herzen beschnitten“ sind und Regieren ausschließlich Dienen bedeutet. Eine so innige Gemeinschaft, wie sie heute wohl nur Mann und Frau in der Ehe haben können, wird dann zwischen Christus und der Gemeinde Wirklichkeit sein.[10]

 

Teilnehmer 8: Schon jetzt ist das – derzeit immer noch weithin verborgene - Reich Gottes ein Reich der Gemeinschaft der Gläubigen.

 



[1] Eingebracht von Herbert Witzel am 3. Juli 2019.

[2] Zur zentralen Bedeutung des kommenden Reiches Gottes in den Reden Jesu vgl. Sir Anthony Buzzard, Das kommende Königreich des Messias. Was Jesus lehrte, aber die Kirche nicht verkündigt, Originaltitel: The Coming Kingdom of the Messiah, A Solution to the Riddle of the New Testament, verdienstvoll übersetzt von Jürgen Laub 2014, www.restorationfellowship.org. Vgl. auch derselbe, Die erstaunlichen Absichten und Ziele von Jesus. Was Sie in der Kirche nicht gelernt haben, Originaltitel: The Amazing Aims and Claims of Jesus. What you didn´t learn in church, hervorragend übersetzt von Andreas C. Fischer, Backnang 2018.Vgl. auch Papst Franziskus, Freut euch und jubelt, Apostolisches Schreiben „Gaudete et exsultate“ über den Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heute, Herder 2018, hier insbesondere Ziffer 68 auf Seite 61.

[3] 1. Korinther 15, 26: Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod. Dass der Tod unser Feind ist, beschreibt ganz hervorragend Dirk Peitz, Ein Leben ohne Sterben, Zeit online, 21. Juli 2019, 10.56 Uhr. Dafür, dass die Unsterblichkeit nicht mit dem Grauen behaftet ist, das Dirk Peitz auch anspricht, wird die Herrlichkeit Gottes sorgen, die nicht von allen ertragen werden kann.

[4] Vgl. Matthäus 22, 23-33; Lukas 20, 27-40. In unseren Zeiten ist die Sexualität ein sehr schönes vitales bewegendes Element. Wenn es wegfällt, wird garantiert noch Schöneres, Kraftvolleres, Bewegendes an seine Stelle treten.

[5] Römer 11, 25.

[6] Vgl. Johannes 3, 1-21, insbesondere die Verse 3 und 5.

[7] Jesaja 11, 6-8.

[8] Vgl. 1. Korinther 15, insbesondere die Verse 35-49. Vgl. auch Sir Anthony Buzzard, Die erstaunlichen Absichten und Ziele ..., a.a.O., u.a. S. 7-15, der als wesentliches Merkmal des Reiches Gottes die Unsterblichkeit betont, die ohne Jesus nicht zu erlangen ist.

[9] Text: Georg Weissel 1623; Melodie: Johann Stobäus 1613.

[10] Vgl. unter vielem anderen Epheser 5, 32; Anthony Buzzard, Der erstaunlichen Absichten ..., S. 131 ff.

 

 

Titelbild: Heide im Glück. Fotos: Markus Schwerdtner. Fotomontage: H.H..