Auferstehung 4.4:  Jesu Christi Vorwegerleben Seiner Auferstehung

Teilnehmer 7: Romano Guardini beschreibt „Die Menschenfreundlichkeit unseres Gottes“[1] anhand der drei Auferweckungen von den Toten durch Jesus, die in den Evangelien berichtet werden. Die erste Auferweckung ist die des Jünglings zu Na-in[2]; die zweite die der Tochter des Synagogenvorstehers Ja-irus[3]; und die dritte die von Lazarus[4]. Zu dieser dritten Auferweckung schreibt Guardini: "Im Tod des Freundes wirft Er sich selbst dem Tod  entgegen. … Hier, im Kampf um die Zurückrufung des Freundes, ist Christus mit dem Tod selbst im Kampf und nimmt den Sieg seiner eigenen Auferstehung voraus.“

 

Teilnehmer 8: Ja, mit dem Tod im Kampf. Der Tod ist unser Feind – 1. Korinther 15,26.[5]

 

Teilnehmer 9: Alle drei Auferweckungen zeigen Jesus auf der Seite des Lebens im Kampf mit dem Tod. Vor der Auferweckung der Tochter des Ja-irus sagte einer von den Leuten des Vorstehers der Synagoge: „Deine Tochter ist gestorben; bemühe den Meister nicht mehr.“ Doch der Evangelist Lukas fährt fort: „Als aber Jesus das hörte, antwortete er ihm: Fürchte dich nicht; glaube nur, so wird sie gesund!“[6]

 

Teilnehmer 10: Ebenso warf sich Jesus in die Bresche beim Jüngling zu Na-in: „11 Und es begab sich danach, dass er in eine Stadt mit Namen Nain ging; und seine Jünger gingen mit ihm und eine große Menge. 12 Als er aber nahe an das Stadttor kam, siehe, da trug man einen Toten heraus, der der einzige Sohn seiner Mutter war, und sie war eine Witwe; und eine große Menge aus der Stadt ging mit ihr. 13 Und da sie der Herr sah, jammerte sie ihn, und er sprach zu ihr: Weine nicht! 14 Und trat hinzu und berührte den Sarg, und die Träger blieben stehen. Und er sprach: Jüngling, ich sage dir, steh auf! 15 Und der Tote richtete sich auf und fing an zu reden, und Jesus gab ihn seiner Mutter.“[7]

 

Teilnehmer 11: Es jammert Jesus, dass eine Witwe ihren einzigen Sohn verliert und damit in die Einsamkeit gestoßen wird. Und er schreitet zur Tat. Guardini schreibt dazu: „ die zehn Jahre Verlassenheit, die die Witwe vielleicht noch vor sich hat, wiegen vor Gott schwerer als alle Zeit, die Sonnensysteme brauchen, um sich aufzubauen und zu zerfallen. … Auf jeden von uns blickt Gott so, wie auf die Frau hinter der Bahre. Jeder von uns soll überzeugt sein, dass Gott sein Dasein für wichtiger ansieht als Sirius und Milchstraße.“[8]

 



[1] Romano Guardini, Der Herr. Betrachtungen über die Person und das Leben Jesu Christi, a.a.O., S. 116-121.

[2] Lukas 7, 11-17.

[3] Lukas 8, 40-56.

[4] Johannes 11. Vgl. den Hauskreisdialog „Leiden 1“.

[5] Vgl. den Hauskreisdialog „Auferstehung 3“.

[6] Lukas 8, 49-50.

[7] Lukas 7, 11-14.

[8] Guardini, a.a.O., S. 120-121.

 

Teilnehmer 12: Und wenn es Gott, Jesus und seinen Nachfolgern nicht möglich ist, einen Gläubigen hier und jetzt noch länger vor dem Zerfall seines irdischen Körpers und dem Tod zu bewahren, bleibt die Gewissheit der Auferweckung und Auferstehung zum ewigen Leben, das jetzt schon in uns ist – gegründet auf den Glauben an den einzigen schon für die Ewigkeit auferstandenen Menschen, Jesus von Nazareth.

 

Teilnehmer 1: Warum eigentlich ist es Gott nicht möglich, den Gläubigen schon jetzt Unsterblichkeit zu geben?

 

Teilnehmer 2: Um das wenigstens andeutungsweise zu ergründen, müssen wir wohl auf den Sündenfall zurückgehen. „Der Tod ist der Sünde Sold“[1] und der Teufel, die Schlange, hat immer noch Macht, den Tod zu bringen – wenn auch nur als Durchgangsstadium, da Jesus bei seiner Rückkehr die Toten auferwecken wird. Und darüberhinaus wird die todbringende Macht des Teufels sehr eingeengt und eingeschränkt durch den Schutz des Höchsten für Seine Gläubigen.[2] Sie wird nicht zuletzt eingeschränkt durch göttliche Gaben der Heilungen einschließlich der Auferweckung von den Toten für eine weitere Zeitspanne hier und jetzt.[3]

 

Teilnehmer 3: Und damit stehen auch wir wie Jesus in seinem Leben auf Erden vor 2000 Jahren im Spannungsfeld von Herrschen und Leiden. „Der Knecht ist nicht größer als sein Herr ...“.[4] Doch dazu mehr im nächsten Abschnitt unseres Dialogs.

 



[1] Römer 6, 23.

[2] Siehe z.B. Psalm 91.

[3] Vgl. z.B. 1. Korinther 12, 9; Markus 16, 18; Matthäus 10,8.

[4] Johannes 13, 16 Mittelteil.

 

 

 

 

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Titelbild: Berliner Gedenktafel für Romano Guardini (Straße des 17. Juni 152, Ostseite; ehemals Sophienstraße 4) in Berlin-Charlottenburg. Foto von Doris Antony, Berlin, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1436148.