Pfingsten 1.9:  Umkehr – wovon und wohin?

Teilnehmer 3: Die Unterscheidung von Jahwe, in der Lutherbibel mit „HERR“ wiedergegeben, und seinem Gesalbten, in den ursprünglichen Lutherbibeln als „HErr“ bezeichnet, hat eine grundlegende Klärung gerade im Zusammenhang mit Apostelgeschichte 2, Verse 34 und 35, und Psalm 110, Vers 1, gebracht, die natürlich weit über das Volk Israel hinaus geht – weswegen sich die „Völker“ der jüdischen Wurzeln sehr bewusst sein sollten.

 

Teilnehmer 9: Ja, gerade die Apostelgeschichte schildert den heilsgeschichtlichen Übergang vom Volk Israel, das aus der Perspektive im Jahre 30 ff. nach Christi Geburt demnächst für rund 2000 Jahre keinen Staat mehr haben wird, auf die weltumspannende christliche Gemeinde aus Juden und Heiden bzw. die Einpflanzung von nicht-jüdischen Völker in den Ölbaum.[1]

 

Teilnehmer 4: Aber jetzt lasst uns zu Apostelgeschichte 2 zurückkehren. Petrus beendet seine Ansprache in Vers 36 mit einer gehörigen Prise Salz: „36So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum HErrn[2] und Christus gemacht hat.“

 

Teilnehmer 10: Das ist der vom Geist Gottes inspirierte Pfeil, der sitzt: „Als sie aber das hörten, ging's ihnen durchs Herz und sie sprachen zu Petrus und den andern Aposteln: Ihr Männer, (liebe) Brüder, was sollen wir tun?“

 

Teilnehmer 11: Die Antwort ist eindeutig: „Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße und jeder von euch lasse sich taufen[3] auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen[4] die Gabe des Heiligen Geistes. 39Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird. Auch mit vielen andern Worten bezeugte er das und ermahnte sie und sprach: Lasst euch erretten aus diesem verkehrten Geschlecht!“

 

Teilnehmer 12: Ich finde es wichtig, an dieser Stelle eine konkrete Vorstellung von Buße zu haben. Das griechische Wort ist μετανοησατε (metanoäsate) – denkt um. Die alles entscheidende Voraussetzung für ihre Rettung war, Jesus nicht für einen Verbrecher, Gotteslästerer oder sonst jemanden zu halten, sondern für den, den Gott zum HErrn und Christus gemacht hat. Und dieses Umdenken war und ist eine persönliche Sache, die niemand einem anderen Menschen abnehmen kann – keine Konfession, keine Kirche, kein Ritus, keine Liturgie. Jeder ist persönlich verantwortlich.[5]

 

Teilnehmer 5: Es geht genau um das, was Paulus in Römer 10, 9-13, so umschreibt: „Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der HErr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. 10Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet. 11Denn die Schrift spricht (Jesaja 28,16): »Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.«[6] 12Es ist hier kein Unterschied zwischen Juden und Griechen; es ist über alle derselbe Herr[7], reich für alle, die ihn anrufen. 13Denn »wer den Namen des HERRN anrufen wird, soll gerettet werden« (Joel 3,5).“

 



[1] Römer 11, 11-32.

[2] Ursprüngliche lutherische Schreibweise eingefügt.

[3] Auch: Werde getauft.

[4] Λημψεσθε (lämpsesthe): Indikativ Futur von λαμβανω (lambanoo)– empfangen, nehmen, ergreifen etc.

[5] Das betonte Heinz Hüls. Tao Li Ma bekräftigte die Notwendigkeit persönlichen Umdenkens.

[6] Es ist verblüffend, dass Jesaja in dem hier zitierten Kapitel 28 bereits das Zungenreden voraussagt – und dass es lächerlich gemacht werden wird. Vgl. insbesondere die Verse 7-13. Und dann eben die Reaktion Gottes in den Versen 14-16 mit der Zusage, dass Gott in Jerusalem einen Eckstein legt – nämlich Jesus - , und dass derjenige, der an den glaubt, nicht zuschanden wird. Und so wie Petrus schon diejenigen einbezieht, die fern sind, nämlich die Völker außerhalb Israels, so tut es auch Paulus hier im Römerbrief, indem er von den Juden und Griechen spricht.

[7] „Herr“ sollte hier wohl im lutherischen Sinne groß geschrieben werden, denn es geht um Gott, da wieder Joel 3,5, zitiert wird – und darum, den im Geist anzurufen und anzubeten.

 

 

Titelbild: Umdenken - metanoia - Buße. Bild von Gerd Altmann, utm_content=4060505">Pixabay</a>

 

Teilnehmer 6: Aber muss denn nicht auch noch getauft werden?

 

Teilnehmer 7: Bei dieser Umkehr ist die Taufe inklusive. Für „jeder von euch lasse sich taufen“ steht im Griechischen –βαπτισθητω εκαστος υμιν (baptisthätoo hekastos hümin) . βαπτισθητω (baptisthätoo) ist die 3. Person Singular (jeder) Imperativ Aorist passiv – und ein jeder von euch werde (Aorist: hier und jetzt) getauft. Und dann werden sie natürlich die Gabe des heiligen Geistes ergreifen und ebenfalls in Zungen reden, wenn sie wollen.

 

Teilnehmer 10: Und dabei dürfen wir im Sinn behalten, dass das Reden in Zungen der für uns selbst besonders leicht zu erkennende Beweis ist, dass wir heiligen Geist und damit ewiges Leben in uns haben. Jesus selbst hat ja schon in Johannes 16, 7-15, gesagt, dass es zu unserem Nutzen ist, dass wir ihn, Jesus, nicht mehr sehen können, weil das die Bedingung dafür ist, dass der Tröster, griechisch der παρακλητος (paraklätos), der Helfer, Fürsprecher, Verteidiger, Interessenvertreter[1] zu uns kommt, weil Jesus ihn dann von Gott erhält und zu uns sendet bzw. uns darin tauft.

 

Teilnehmer 8: Es ist für alle der Übergang von der Taufe des Johannes mit Wasser zu der Taufe mit heiligem Geist?

 

Teilnehmer 9: So sieht es aus. Es spricht ja nichts gegen die Wassertaufe als Taufe des öffentlichen Bekenntnisses und persönlichen Erlebens und dass wir sie im Namen des HErrn und auf den Namen des HErrn durchführen. Aber der HErr selbst tauft mit oder in Geist. Und im Grunde nimmt seine eigene Taufe in Matthäus 3, 13-17, es schon vorweg: Als Johannes ihn in Wasser tauft, tauft Gott ihn mit heiligem Geist. So ist nun die Wassertaufe zum Bekennen nützlich, aber entscheidend ist nicht das Wasser,[2] sondern unser Bekennen des HErrn mit Herz und Mund, das mit der Taufe im Geist beantwortet wird. Auch hier vollzieht sich ein Übergang.

 

Teilnehmer 1: Die Wirkung des Aufrufs von Petrus zum Umdenken war jedenfalls enorm: „Die nun sein Wort[3] annahmen, ließen sich taufen[4]; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen.“

 

Teilnehmer 12: Dass es etwa dreitausend Menschen sind, die an diesem Tag zum ewigen Leben kommen, ist alles andere als zufällig. Es waren auch an die 3000 Menschen, die starben, als das Gesetz des Mose eingeführt wurde. Die Entsprechung wird auch noch dadurch unterstrichen, dass nach jüdischer Tradition die Tora zu Pfingsten gegeben wurde, auch wenn das so nicht im Alten Testament steht. Die Entsprechung der ca. 3000 Menschen, die am "erfüllten" Pfingsten wiedergeboren wurden, zeigt, dass im Neuen Testament auch auf  die jüdische Tradition positiv Bezug genommen wird, solange sie nicht den Absichten Gottes fundamental widerspricht.[5]

 

Teilnehmer 6: Zahlen sind in der Bibel oft nicht nur Quantitäten, sondern untermalen auch die Qualität eines Ereignisses. Um die Qualität geht es auch in den folgenden Versen.

 



[1] Auf diese Funktionen des heiligen Geistes wies Hans Steinbakke hin. Zur Bedeutung des griechischen Wortes παρακλητος (paraklätos) vgl. Menge-Güthling, Seite 521.

[2] Vgl. in Luthers Kleinem Katechismus: „Wasser allein tut´s freilich nicht ...“.

[3] Tov λογοv αυτου (ton logon autou) – sein Wort.

[4] Wurden in dem Moment getauft; 3. Person Plural Indikativ Aorist passiv. Vielleicht auch mit Wasser, jedenfalls aber im Geist. Für eine Vorstellung von dieser „Massentaufe“ gilt es zu bedenken, dass sie unmöglich dort stattgefunden haben kann, wo Petrus predigte – im Tempel, auf dem Tempelberg, wahrscheinlich in der Halle Salomos. In ganz Jerusalem gibt es keinen Fluss und keinen See. Das spricht für eine Taufe ausschließlich im Geist. Roger Liebi, Der Messias im Tempel, S. 153, weist jedoch darauf hin, dass eine Wassertaufe der ca. 3000 Menschen in den – relativ kleinen – Ritualbädern „auf dem Ophel, d.h. auf dem Südabhang des Tempelberges vor der Schönen Pforte“ dann wohl nach und nach und parallel stattgefunden haben könnte.

[5] 2. Mose 32, 28: „28 Und die Söhne Levis machten es, wie ihnen Mose gesagt hatte, und an jenem Tag fielen vom Volk an die 3000 Männer.“ Auf diese Entsprechung wies Kurt Fuß hin. 2. Mose 32,28 zitiert nach der Schlachter-Bibel. Apostelgeschichte 2, 41 in der Schlachter-Bibel: „41 Diejenigen, die nun bereitwillig sein Wort annahmen, ließen sich taufen, und es wurden an jenem Tag etwa 3000 Seelen hinzugetan.“ Die Gegenüberstellung erinnert an Römer 8, 1-4: „1 So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. 2 Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. 3 Denn was dem Gesetz unmöglich war, weil es durch das Fleisch geschwächt war, das tat Gott: Er sandte seinen Sohn in der Gestalt des sündigen Fleisches und um der Sünde willen und verdammte die Sünde im Fleisch, 4 damit die Gerechtigkeit, die das Gesetz fordert, in uns erfüllt werde, die wir nun nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist.“ - Kurt Fuß wies weiter darauf hin, dass bei jeder Bibelkommentierung und bei jeder Bibelübersetzung zu beachten ist, was die Motivation oder die „hidden agenda“ ist. Er bedauerte, dass zum Beispiel der messianische Jude David Stern, der der Auffassung ist, dass das Gesetz des Mose auch heute noch zu halten ist, nicht die ca. 3000 Toten bei der Einführung des Gesetzes kommentiert.