Pfingsten 5.11: Das Sichtbarmachen des heiligen Geistes in Liebe

Teilnehmer 3: Ich möchte ein Geständnis ablegen. Ich habe jahrzehntelang in Zungen geredet. Das hätte mich eigentlich empfänglich machen sollen für die Weisheit des Vaters, so wie Jesus dafür empfänglich war.  Aber ich habe wichtige, nicht gerade günstige Entwicklungen in meiner Familie übersehen – sozusagen von Weisheit weit entfernt.

 

Teilnehmer 4: Das ist ein gutes – oder eher ein schlechtes – Beispiel dafür, dass es auf alle neun Beeren an der Traube ankommt. Das gilt es anzustreben und noch mehr, wie Paulus in 1. Korinther 12, Vers 31, sagt, wobei er interessanterweise von Gnadengaben spricht, und zwar von den wichtigeren oder nötigeren, halt die, die im Mangel vorhanden sind.[1]

 

Teilnehmer 5: Und Paulus nennt ein einfaches Mittel, das zu entdecken, was am nötigsten ist. Dazu hilft die Liebe, der er einen ganzen Abschnitt in seinem ersten Brief an die Korinther widmet, nämlich 1. Korinther 13. Auch das Zungenreden muss mit Liebe verbunden sein. In Vers 1 von 1. Korinther 13 heißt es: „Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.“

 

Teilnehmer 6: Das finde ich jetzt aber ziemlich verwirrend. Ich denke, Liebe ist eine Frucht des Geistes?

 

Teilnehmer 7: Eine Frucht des Geistes ist die Liebe, die ich an andere weitergebe. Es gibt aber auch die Liebe, die ich empfange, und die mich in den Stand versetzt, selbst zu lieben. Ich meine die Liebe von Gott und von Jesus zu uns. Das legt Jesus in Johannes 15 klar da. Es kommt darauf an, in der Liebe des Vaters und des Sohnes zu bleiben, damit wir geistlich empfangen, was unserer Aufgabe in Familie, Beruf, Gemeinde und Gesellschaft entspricht. Das hilft uns, selbst wahrhaft zu lieben.

 

 



[1] Das erinnert an das biologische, von Justus von Liebig entdeckte Wachstumsgesetz. Alle Nährstoffe müssen in einem bestimmten Verhältnis zueinander gegeben sein. Der Nährstoff, der nach diesen Proportionen im Minimum vorhanden ist, bestimmt das Wachstum.

 

Titelbild: "Wachstumstonne", die das Wachstumsgesetz von Justus von Liebig darstellt. Von DooFi - Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6627159. Vgl. auch die Abbildung in: Der Jungbauer, Ein Lehr- und Arbeitsbuch für die landwirtschaftlichen Berufsschulen, München/Oldenburg 1959, S. 42.

 

Teilnehmer 8: Dabei möchte ich aber nochmals betonen, dass die Liebe nicht an die Stelle der Manifestationen des Geistes tritt, sondern dass dieses Sicht- und Hörbarmachen des Geistes in Liebe geschehen soll. Es muss verbunden sein. Das gilt nach 1. Korinther 13, 2 namentlich auch für Worte der Erkenntnis und der Weisheit und das prophetische Reden wie auch für das Glauben.

 

Teilnehmer 1: Es wäre ein großer Trugschluss, wenn wir meinen, wir könnten das Glauben durch religiöse Routine ersetzen.[1]

 

Teilnehmer 9: Ich finde die Formulierung von Pater Hubertus Tommek gut, dass wir dem heiligen Geist zu arbeiten geben müssen.[2]

 

Teilnehmer 10: Auf jeden Fall kommt es darauf an, dass wir im heiligen Geist oder mit dem heiligen Geist leben, lieben und arbeiten. Wir müssen unserer geistlichen Verbindung zu Gott Raum geben.

 

Teilnehmer 2: Für mich manifestiert sich das im Reden in Zungen. Römer 8, Vers 16: „Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind.“ Wenn ich in Situationen des zweifelnden Fragens oder der Niedergeschlagenheit vielleicht 10 oder 20 Minuten in Zungen rede, dann weiß ich wieder, dass ich eine geistliche Verbindung zu Gott habe und sein Kind bin.

 

Teilnehmer 11: Ja, dann kann ich in Liebe und als Geliebte rufen: „Abba, lieber Vater.“[3] Und dann kommt es darauf an, dass ich im Geist des geliebten Kindes in den Beziehungen zu anderen Menschen rede und handle.

 

Teilnehmer 12: Ja, dieser Geist der Sohnschaft oder Kindschaft, der die Töchter einschließt, ist eine herrliche Ausgangsbasis. Ich lese mal den ganzen Vers 15 in Römer 8: „Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater!“

 



[1] Die genannten Punkte hob Heinz Hüls sehr deutlich hervor. Zu den schärfsten Kritikern religiöser Routine anstelle des Glaubens gehört im übrigen Martin Luther. Vgl. zum Beispiel seine Schrift „Von den guten Werken“, und hier zum Beispiel seine Ausführungen unter „Zum sechsten“, abgedruckt in: Martin Luther, Die reformatorischen Grundschriften in vier Bänden,  neu übertragene und kommentierte Ausgabe von Horst Beintker, dtv 1983, Bd. 1, S. 57 f.

[2] Das brachte BWL ein.

[3] Römer 8, 15b.