Glücksfaktor Nr. 1: Geistliche Armut?

Teilnehmer 6: Noch einmal Matthäus 5, Vers 3:Überglücklich sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.“ Ist geistliche Armut ein Glücksfaktor?

 

Teilnehmer 7: Ich glaube nicht. Aber ich glaube, ich habe etwas begriffen. Ob ich es vermitteln kann, ist eine zweite Sache. Vielleicht wird auch mir etwas vermittelt. Wir müssen es im Dialog herausfinden.

 

Teilnehmer 8: Was hast Du denn begriffen?

 

Teilnehmer 7: Nur wer seine geistliche Armut erkennt und sich eingesteht, ist bereit für das Reich der Himmel. Das ist sein Glück. Er ist bereit, ein Bürger des Himmelreiches zu werden, wenn er die Möglichkeit dazu hat. Er sehnt sich danach. Der Glücksfaktor ist die Bürgerschaft im Reich der Himmel, die Bürgerschaft im als solchem zunächst einmal unsichtbaren Reich Gottes. Selbst empfundene geistliche Armut ist die beste Voraussetzung, sich in dieses Reich aufzumachen. Fühlt man sich dagegen bereits geistlich reich, warum sollte man sich dann aufmachen?

 

Teilnehmer 9: Mir fällt dazu Psalm 34, 19 ein: „Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.“ Das beschreibt meiner Meinung nach sehr präzise den Zustand des Menschen, der seine geistliche Armut erkennt und sich eingesteht.

 

Teilnehmer 1: Das entspricht ganz dem, was in Jesaja 66, 2b, steht: „Ich sehe aber auf den Elenden und auf den, der zerbrochenen Geistes ist und der erzittert vor meinem Wort.“[1]

 

Teilnehmer 2: In der Lutherbibel finde ich einen Verweis auf Jesaja 57, 15: „Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der ewig wohnt, dessen Name heilig ist: Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind, auf dass ich erquicke den Geist der Gedemütigten und das Herz der Zerschlagenen.“[2]

 

Teilnehmer 3: Die genannten Aspekte werden meiner Meinung nach gut in der Neuen evangelistischen Übersetzung NeÜ von Karl-Heinz Vanheiden zu Matthäus 5, Vers 3, zum Ausdruck gebracht: „3 "Wie glücklich sind die, die begreifen, wie arm sie vor Gott sind, / denn sie gehören dem Himmelreich an!“[3]

 

Teilnehmer 4: Das heißt dann doch: Aus den Armen im Geist besteht das Himmelreich.[4]

 

Teilnehmer 5: Mit einer Ergänzung: In das Reich der Himmel drängt derjenige, der seine geistliche Armut erkennt. Er drängt aber hinein, damit er in die Fülle geistlichen Reichtums kommt und damit sein Glück findet.

 

Teilnehmer 12: Die „Gute Nachricht“ übersetzt so: 3 »Freuen dürfen sich alle, die nur noch von Gott etwas erwarten – mit Gott werden sie leben in seiner neuen Welt.“

 

Teilnehmer 11: Oh. Diese Übersetzung ist nicht nur sehr, sehr frei bzw. weit vom griechischen Text entfernt. Ich halte sie auch insbesondere seelsorgerlich für problematisch. „Nur von Gott etwas erwarten“ ist sehr missverständlich, denn er hat uns ja nicht nur mit natürlichen Begabungen, sondern dazu mit seinem Geist ausgestattet, um uns zu befähigen, selbst etwas zu tun.

 

Teilnehmer 6: Vielleicht werfen wir einen Blick auf die Menschen, zu denen Jesus hier spricht. Wenn wir uns in sie hinein versetzen, verstehen wir vielleicht besser, was Jesus meint.

 

Teilnehmer 7: Dann lesen wir am besten die vorgehenden Verse in Kapitel 4, ab Vers 23.[5] Wir wissen ja, dass die Kapiteleinteilungen wie auch die Verseinteilungen zur leichteren Auffindbarkeit nachträglich eingefügt wurden und nicht immer dem Sinnzusammenhang entsprechen.

 

Teilnehmer 8: Also: „23 Und er zog umher in ganz Galiläa, lehrte in

 

 

 

 

 

ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen im Volk. 24 Und die Kunde von ihm erscholl durch ganz Syrien. Und sie brachten zu ihm alle Kranken, mit mancherlei Leiden und Qualen behaftet, Besessene, Mondsüchtige und Gelähmte; und er machte sie gesund. 25 Und es folgte ihm eine große Menge aus Galiläa, aus den Zehn Städten, aus Jerusalem, aus Judäa und von jenseits des Jordans.“

 

Teilnehmer 9: Ah.Jesu Evangelium ist das Evangelium von dem Reich. Das Evangelium von dem Reich ist der Dreh- und Angelpunkt - Priorität Nr. 1.

Teilnehmer 1: Und die Zuhörer sind Menschen, die eine Menge Heilungen durch Jesus selbst erlebt oder gesehen oder davon gehört haben. Zum Teil haben sie dazu beigetragen, die Kranken zu Jesus zu bringen. Sie haben nicht nur das Evangelium von dem Reich gehört, sondern auch etwas davon geschmeckt. Sie wollen mehr davon, deswegen folgen sie Jesus auf Schritt und Tritt. Sie sperren Mund und Ohren auf und saugen die Worte dessen auf, der die Wunder getan hat. Der hat ihre Hilfsbedürftigkeit gesehen und sagt ihnen das Himmelreich zu – von geistlicher Armut zu geistlichem Reichtum.

 

Teilnehmer 10: Das würde ich gerne heilsgeschichtlich einordnen. Wer sich zu der Zeit, als Jesus dieses sagte, bereits für geistlich reich hielt, ohne Jesus zu kennen, war kaum für das von ihm gepredigte und ermöglichte Himmelreich empfänglich. Wer aber weiß, dass er geistlich arm ist, wird für das Wort Jesu offen sein und die Bürgerschaft im Himmelreich empfangen – spätestens an Pfingsten.

 

Teilnehmer 11: Das sehe ich auch so. In Matth. 10, 7, fünf Kapitel nach dem Beginn der Bergpredigt, heißt es noch: „Geht und verkündet: ›Das Himmelreich ist nahe.‹“ Paulus aber schreibt nach Pfingsten in Röm. 14,17: „Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken,[6] sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem Heiligen Geist. 18 Wer darin Christus dient, der ist Gott wohlgefällig und bei den Menschen geachtet.“

 

Teilnehmer 12: Das Himmelreich ist also da? Gekoppelt an den heiligen Geist, in dem Gerechtigkeit und Friede und Freude möglich sind?

 

Teilnehmer 1: Ja. Jedenfalls hat es begonnen, sichtbar zu werden. Jesus sagte noch in Joh. 3,3: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.“ Diese Wiedergeburt aus dem Geist ist der Eintritt in das Reich Gottes. Sie steht seit dem in Apostelgeschichte 2 beschriebenen Pfingstfest allen Menschen, die sie begehren, zur Verfügung.

 

Teilnehmer 2: Das entspricht dem, was Johannes in seiner großen Offenbarung am Ende der Bibel schreibt: „Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse an der Bedrängnis und am Reich und an der Geduld in Jesus, war auf der Insel, die Patmos heißt, um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses von Jesus.“[7] Wir haben inzwischen nach Pfingsten heiligen Geist empfangen und sind Mitgenossen des Reiches Gottes.

 

Teilnehmer 3: Ja, nach 2. Petrus 1,4 sind wir Teilhaber der göttlichen Natur. Deswegen können wir überglücklich sein. Auch, wenn derjenige, der Mitgenosse oder Bürger des Reiches der Himmel oder des Reiches Gottes ist, auch Mitgenosse von Bedrängnissen oder Konflikten ist.

 

Teilnehmer 4: Mitgenosse im Reich der Himmel durch Wiedergeburt oder Empfangen des heiligen Geistes - wie geht das konkret? Wie gelangen wir in das Reich der Himmel?

 


[1] Auf die Stelle wies Georg Schmid hin.

[2] Der Hinweis kam von BWL.

[3] So zitierte Aha Matthäus 5, Vers 3.

[4] Das sagte Georg Schmid.

[5] Das schlug Georg Schmid vor.

[6] Das heißt nicht, dass im Reich Gottes nicht gegessen und getrunken wird – im Gegenteil, die Tischgemeinschaft ist ein wichtiger Teil und das Abendmahl sowieso. Im Kontext geht es darum, dass es nicht eine Frage des Reiches Gottes ist, was wir zu essen und zu trinken pflegen. Und in dem Zusammenhang steht eine wichtige Feststellung zu unserem Glück in Röm. 14, 22b: „Selig (makarios - überglücklich) ist, der sich selbst nicht zu verurteilen braucht, wenn er sich prüft.“ Interlinear: Selig ist der nicht Richtende sich selbst in dem, was er billigt.“ Zu unserem Glück gehört ein gutes Gewissen in allem, was wir tun und sagen und zu denken pflegen, weil wir uns in dem - weiten - Rahmen bewegen, den Gott in diesen Dingen gezogen hat.

[7] Offenbarung 1,9. Hervorhebung hinzugefügt.

 

Titelbild: Der Mensch, die Himmel und die Erde. Quelle: pixabay.: