Auferstehung 1.7: Die Frauen glauben den Engeln

Teilnehmer 4: Nachdem Maria von Magdala von der Begegnung mit Jesus berichtet hat, geht sie wieder mit den anderen – noch nicht glaubenden - Frauen zum Grab, die nach wie vor vorhaben, Jesus richtig einzubalsamieren, da sie von der Aktion des Nikodemus nichts wussten und Maria von Magdala sie nicht überzeugen konnte, dass er schon auferstanden ist.

 

Teilnehmer 5: Fahren wir fort mit Markus 16,1, der davon berichtet, dass die Frauen am Tag nach dem hohen Passasabbat die Spezereien kaufen. Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria von Magdala und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben.“

 

Teilnehmer 6: Dann halten sie den wöchentlichen Sabbat über Ruhe, um schließlich am ersten Tag der Wochen, genauer am ersten Tag der Sabbate,[1] ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Vers 2 in Markus 16: „Und sie (die Frauen einschließlich Maria von Magdala gemäß Markus 16,1) kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging ... . Und Lukas 24, 1b ergänzt: „und trugen bei sich die wohlriechenden Öle, die sie bereitet hatten[2].

 

Teilnehmer 1: Bitte noch einmal. Warum kamen die Frauen erst am vierten Tag nach der Kreuzigung, um Jesus zu salben?[3]

 

Teilnehmer 2: Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen war das Grab für drei Tage bewacht und von daher eine Salbung nicht möglich. Zum anderen folgte auf die Kreuzigung ein hoher Sabbat, nämlich der Tag, an dem des Passas in Ägypten gedacht wurde und keine Arbeit erlaubt war. Dann kam ein Werktag, an dem die Frauen die Spezereien kauften und zubereiteten. Dann folgte der wöchentliche Sabbat, an dem ebenfalls nicht gearbeitet werden durfte. Und an dem darauf folgenden Tage, dem ersten Tag der Woche oder genauer der Sabbate, war damit zu rechnen, dass die Wachen abgezogen waren, und es durfte wieder gearbeitet werden. Die Salbung mit den zubereiteten Spezereien konnte in Angriff genommen werden.

 

Teilnehmer 1: Mir ist bekannt, dass nach Matthäus 27, 63-65, die Hohenpriester und Pharisäer eine römische Wache für das Grab für drei Tage verlangten. Sie konnten sich dabei auf den Ausspruch von Jesus in Matthäus 12,40 beziehen. Ist es nicht erstaunlich, dass sie über das, was Jesus gesagt hatte, so genau informiert waren?[4]

 

Teilnehmer 2: Es ist nicht so erstaunlich, wenn man weiß, was in Israel zu tun war, wenn es eine messianische Bewegung gab. Sie musste „vom Sanhedrin in zwei Schritten untersucht werden. Die erste Phase war die Phase der Beobachtung. ...  War diese Bewegung wichtig oder unwichtig? ... Falls die Bewegung als „wichtig“ eingestuft wurde, kam die zweite Stufe der Untersuchung, die man die Phase der Befragung nannte.“[5]

 

Teilnehmer 1: Aber hätten die Frauen nicht mit den römischen Wachen reden können, um für die Bestattung mit Grabtüchern und Gewürzen in das Grab hineingelassen zu werden?[6]

 

 

 



[1] Wörtlich: Am ersten Tag der Sabbate. Das genaue Lesen von Adolf Knoch, Geheimnis der Auferstehung, führt zu einer bemerkenswerten Vertiefung des Verständnisses. Zwei Mal ist von Sabbaten im Plural im Zusammenhang mit der Auferstehung die Rede. Beim ersten Mal sind die zwei Sabbate, nämlich der hohe und wöchentliche Sabbat gemeint, während derer Jesus im Grab ist. Beim zweiten Mal sind die sieben wöchentlichen Sabbate gemeint, die von der Auferstehung zu Pfingsten führen.

[2] Lukas 24,1: Aber am ersten Tag der Woche sehr früh kamen sie zum Grab und trugen bei sich die wohlriechenden Öle, die sie bereitet hatten. 2Sie fanden aber den Stein weggewälzt von dem Grab 3und gingen hinein und fanden den Leib des Herrn Jesus nicht.

[3] Die Frage stellte Klaus-Peter Witt.

[4] Die Frage stellte ebenfalls Klaus-Peter Witt.

[5] Arnold G. Fruchtenbaum, Das Leben des Messias, 5. Auflage Hünfeld 2010, S. 33 f. Sehr erhellend ist der ganze Abschnitt „Die Lehre Jesu und der Konflikt mit den Pharisäern“, a.a.O., S. 23-82.

[6] Auch diese Frage stellte Klaus-Peter Witt.

 

Titelbild: Die Frauen und die Engel im Grab Jesu. Ausschnitt aus einem Gemälde von William Brassey Hole, Edinburgh 1870-1917.

 

Teilnehmer 2: Wir müssen bedenken, dass nach Matthäus 27, 66 das Grab versiegelt war. Und keiner der römischen Soldaten mit dem Auftrag der Bewachung würde es wohl riskiert haben, das Siegel zu brechen. Das war für die Frauen sicher kein Weg. Wir dürfen uns auch in Erinnerung rufen, was sie durchgemacht hatten. Sie mussten erleben, wie der geliebte Herr und Meister in einem unsäglichen Prozess zum Tode verurteilt wurde, sie begleiteten ihn auf dem Weg nach Golgatha, sie standen unter dem Kreuz und sahen ihn sterben. Da entstand in ihnen die Sehnsucht, wenigstens dem toten Körper eine letzte Wohltat zu erweisen – und die erste Möglichkeit eröffnete sich ihnen an diesem ersten Tag der Woche oder der Sabbate.

 

Teilnehmer 3: Und weiter in Markus 16, die Verse 3 und 4: Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß.“[1]

 

Teilnehmer 7: Und weiter mit einer aufeinander abgestimmten Mischung von Markus und Lukas. Markus 16,5a: Und sie gingen hinein in das Grab“. Und Lukas 24 3b: „und fanden den Leib des Herrn Jesus nicht“. Und Markus 16 5b-7: „und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich. Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten. Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. Und dazu Matthäus 28, 7b: „Siehe, ich habe es euch gesagt“.[2]

 

Teilnehmer 8: Ein Engel reicht aber nicht, um die Frauen zu überzeugen – außer Maria von Magdala, die längst überzeugt war durch ihre Begegnung mit dem Auferstandenen. Lukas 24 4-8: „Und als sie darüber bekümmert waren, siehe, da traten zu ihnen zwei Männer mit glänzenden Kleidern. Sie aber erschraken und neigten ihr Angesicht zur Erde. Da sprachen die zu ihnen: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden. Gedenkt daran, wie er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war: 7Der Menschensohn muss überantwortet werden in die Hände der Sünder und gekreuzigt werden und am dritten Tage[3] auferstehen. Und sie gedachten an seine Worte.“

 

Teilnehmer 9: Das finde ich sehr bemerkenswert und vor allem tröstlich. Wie so oft im Leben von uns Menschen braucht Gott mehrere Anläufe, um begreiflich zu machen, was geschehen ist oder geschehen wird. Die Frauen brauchen nicht nur eine Erscheinung und Rede von einem Engel, sondern eine zweite von zwei Engeln, damit sie glauben, dass das, was Jesus zuvor über seine Auferstehung gesagt hat, hier offensichtlich eingetreten ist.

 

Teilnehmer 10: Dann aber sind eine Riesenehrfurcht zusammen mit einer Riesenfreude die Folge. Markus 16,8: „Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten[4] niemandem etwas; denn sie fürchteten sich.“ Und dazu Matthäus 28, 8: „Und sie gingen eilends weg vom Grab mit Furcht und großer Freude und liefen, um es seinen Jüngern zu verkündigen“.

 


[1] Maria von Magdala wusste natürlich schon, dass der Stein weggewälzt war, aber die anderen Frauen glaubten ihr ja nicht.

[2] Sonst ohne zusätzliche Informationen zu diesem Abschnitt Matthäus 28, 5-7: 5Aber der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. 6Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht die Stätte, wo er gelegen hat; 7und geht eilends hin und sagt seinen Jüngern, dass er auferstanden ist von den Toten. Und siehe, er wird vor euch hingehen nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt.

[3] Die Formulierung „am dritten Tage auferstehen“ wird auch dafür in Anspruch genommen, dass Jesus an einem Freitag gekreuzigt wurde, der dann als erster Tag gezählt wird, am Samstag im Grab war als dem zweiten Tag und am Sonntag, dem dritten Tag, auferstand. Diese Ansicht ignoriert die „drei Tage und drei Nächte“ von Matthäus 12,40 und auch 16,4. Merkwürdigerweise wird in der Großen Konkordanz zur Lutherbibel, Stuttgart/Calw 1979, Matthäus 12,40 unter dem Stichwort „drei“ nicht aufgeführt.

Anders herum passt aber die Formulierung „am dritten Tage auferstehen“ mit den drei Nächten und drei Tagen: Der Auferstehungstag ist soeben noch der Samstag – der dritte Tag nach der Kreuzigung.

[4] Auf dem Weg zu den anderen Jüngern.