Leiden 6.2: jesus Wartet auf den richtigen Zeitpunkt

Teilnehmer 10: Ich beginne, Johannes 11 zu lesen: 1Es lag aber einer krank, Lazarus aus Betanien, dem Dorf Marias und ihrer Schwester Marta. 2Maria aber war es, die den Herrn mit Salböl gesalbt und seine Füße mit ihrem Haar getrocknet hatte.[1] Deren Bruder Lazarus war krank. 3Da sandten die Schwestern zu Jesus und ließen ihm sagen: Herr, siehe, der, den du lieb hast, liegt krank[2]. 4Als Jesus das hörte, sprach er: Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern zur Verherrlichung Gottes, damit der Sohn Gottes dadurch verherrlicht werde. 5Jesus aber hatte Marta lieb und ihre Schwester und Lazarus. 6Als er nun hörte, dass er krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er war;“

 

Teilnehmer 1: Das ist dramatisch. Der Freund ist so ernstlich erkrankt, dass er zu Hilfe gerufen wird – von zwei Schwestern, die er liebt, zu einem Bruder, den er liebt. Dennoch wartet er zwei Tage. Offensichtlich in Übereinstimmung mit dem himmlischen Vater, weil das Werk, das getan werden soll, von Gott her gesehen erst dann zu tun ist.[3]

 

Teilnehmer 2: Dann aber will er zurück nach Judäa in das Dorf von Lazarus, Martha und Maria. Seine Schüler warnen ihn vor der Todesgefahr durch die Juden: „7danach spricht er zu seinen Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa ziehen! 8Seine Jünger aber sprachen zu ihm: Meister, eben noch wollten die Juden dich steinigen, und du willst wieder dorthin ziehen?“  

 

Teilnehmer 3: Und dann antwortet Jesus in den Versen 9 und 10 etwas, das ich gar nicht verstehe:[4]Jesus antwortete: Hat nicht der Tag zwölf Stunden? Wer bei Tag umhergeht, der stößt sich nicht; denn er sieht das Licht dieser Welt. Wer aber bei Nacht umhergeht, der stößt sich; denn es ist kein Licht in ihm.

 

Teilnehmer 11: Das scheint mir nicht ganz untypisch zu sein für die Art unseres Meisters, zu reden. Macht er damit nicht deutlich, dass er ganz genau weiß, was er tut? Er leitet seine Antwort mit einer

 

 

 

 

 

rhetorischen Frage ein, auf die die Antwort sonnenklar ist[5].

 

Teilnehmer 4: Und dann redet er davon, dass sich am Tag niemand stößt, denn er sieht das Licht der Welt. Das ist doppeldeutig. Das Licht der Welt ist wörtlich die Sonne. Aber im übertragenen Sinne ist es das Wort Gottes. Und Jesus selbst als das fleischgewordene Wort Gottes ist das Licht der Welt, wie er in Kapitel 9,Verse 4-5, deutlich macht.

 

Teilnehmer 10: Da hat er auch gesagt, dass er die Werke Gottes wirken muss, solange es Tag ist. Wie wir auch wirken sollen, wenn die Zeit da ist. Das betont Jesus in Johannes 9,35.[6] – es sei denn, wir wollten es „bei Nacht“ versuchen. Doch da gibt es dann keine Garantie von Gott, dass es gut ausgeht.

 

Teilnehmer 5: Ja, wer in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes ist und das Gebotene zur rechten Zeit tut, dem wird auch nur das passieren, was Gott will. Und wenn Gott keine Steinigung will entgegen der Befürchtung der Jünger nach Vers 8, dann passiert sie auch nicht.

 

Teilnehmer 6: Zum Thema "Warten auf Gott" möchte ich auf das Buch von Andrew Murray mit eben diesem Titel hinweisen, eine Anleitung des "Harrens" auf Gott in allen Lebenslagen. (Das Buch, Hänssler 1980, wurde von Jutta Richter in den Hauskreis eingeführt.)

 



[1] Dies geschieht später – vgl. Johannes 12,3 - und dient an dieser Stelle der Identifizierung oder näheren Beschreibung der Maria, um die es hier geht. Der Name war ja recht häufig.

[2] Nach diesem Text ist Lazarus ein Jünger, den Jesus lieb hat. Häufig wird der Evangelist Johannes als der Jünger bezeichnet, den Jesus lieb hat. Aber offenbar trifft das auch für Lazarus zu.

[3] Vgl. Johannes 9,4.

[4] Die Frage warf BWL auf.

[5] E.W. Bullinger, Figures of Speech Used in the Bible, London 1898, seventh Reprint Grand Rapids 1979, S. 943 ff., spricht von der Redefigur Erotesis oder Interrogation.

[6] Das hob Hans Steinbakke hervor. Er verwies ebenso auf Sprüche 29,18, Josua 1,8 und Johannes 1,5.

 

Titelbild: Warten auf Gott. Foto: Pexels, pixabay.com/de.