Advent 1.5: wiedergeburt zum Ewigen Leben - Unsterblichkeit Jetzt? (zu Johannes 5,24-30)

 Teilnehmer 1: Der Evangelist Johannes schreibt in Kapitel 5, Verse 24-25: „24 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.“ Das heißt doch ganz klar: Wer an Jesus glaubt, hat das ewige Leben. Er kann nicht sterben.[1]

 

Teilnehmer 2: Aber wir sehen doch quasi jeden Tag, dass Christen sterben. Selbst die von Jesus berufenen Apostel einschließlich Paulus sind gestorben.

 

Teilnehmer 1: Der Hinweis trifft nicht ins Zentrum. Natürlich stirbt der Körper. Aber damit stirbt der Mensch nicht total. Ein Teil von ihm, wahrscheinlich der, den wir Geist nennen, geht beim Sterben des Körpers sofort in den Himmel. Das ist Ergebnis der Wiedergeburt: ewiges Leben.[2]

 

Teilnehmer 3: Das lesen wir so ähnlich auch in Johannes 17, Vers 3: „3Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“ So betet Jesus zu seinem und unserem Vater im Himmel und nennt sich dabei grammatisch in der 3. Person.

 

Teilnehmer 1: Und dieses ewige Leben hat nicht nur bereits für die lebenden Christen begonnen, sondern nach Johannes 5, Vers 25, auch für die toten:  25 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die Toten hören werden die Stimme des Sohnes Gottes, und die sie hören, die werden leben.“

 

Teilnehmer 5: Die „Toten“ sind hier meiner Meinung nach die geistlich Toten im Sinne von Epheser 2, Vers 1.

 

Teilnehmer 4: Ich sehe es noch etwas anders. Jesus sagt: „Es kommt die Stunde“, wobei im Griechischen kein Artikel steht und man auch übersetzen könnte: Es kommt eine Stunde. „und ist schon jetzt“ deutet wohl an, dass sie schon anbricht, obwohl in Vers 28 wiederholt wird: „Es kommt die Stunde“, und es geht grammatisch eindeutig in der Zukunftsform weiter: „in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden“. „und ist schon jetzt“ heißt dann lediglich, dass die grundlegenden Fakten für das künftige Ereignis schon geschaffen sind – Jesus, der Gesalbte Gottes, ist da.

 

Teilnehmer 6: Ich möchte noch eine andere Stelle aus dem Johannes-Evangelium anführen, nämlich Johannes 6, Vers 47: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben. Die Interlinear übersetzt: Der Glaubende hat ewiges Leben (ζωην αιωνιον zooän aioonion).

 

Teilnehmer 7: Und was das bedeutet, hat Jesus bereits in Vers 40 von Johannes 6 erklärt: "40Denn das ist der Wille meines Vaters, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage." Das ewige Leben zu haben, heißt, dass Jesus ihn am Jüngsten Tage auferwecken wird.

 

Teilnehmer 1: Das überzeugt mich nicht. Ich glaube, dass die Auferweckung am Jüngsten Tage nur bedeutet, dass die ewig lebende Seele wieder mit einem Körper vereint wird, und zwar dann nicht mit dem gestorbenen irdischen Körper, sondern einem neuen himmlischen Körper.

 

Teilnehmer 9: Darauf können wir uns vielleicht sogar einigen. Die Seele im Sinne der Persönlichkeit mit all dem, was sie erlebt und gedacht hat, wäre dann zwar da, vielleicht im Totenreich, vielleicht im Himmel, in jedem Fall ohne eigenes Bewusstsein, aber präsent im Bewusstsein Gottes, verwahrt im "Buch des Lebens". In jedem Fall wäre die Seele oder die Persönlichkeit nicht aktiv - eben so, wie es der Prediger beschreibt. Sie wird erst wieder aktiv, wenn sie wieder einen Körper bekommt.

 

Teilnehmer 8: Das scheint mir auch die Aussage in 1. Korinther 15, Vers 36, zu bestätigen: „Was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt.“ Das heißt doch im Klartext, dass in aller Regel erst ein kompletter Tod eintritt, ein Stillstand aller Aktivität einschließlich des Denkens, und diesem Tod dann irgendwann ein neues Lebendigwerden folgt. In 1. Korinther 15, Vers 42b, heißt es: „Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich.“

 

Teilnehmer 1: Aber "gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich" betrifft doch den Körper, nicht aber die Seele oder den Geist des Menschen.

 

Teilnehmer 9: Das stimmt. Die Frage ist nur, ob die Persönlichkeit zwischen dem Sterben ihres irdischen Körpers und dem Auferstehen mit einem himmlischen Körper in irgendeiner Weise aktiv ist.

 

Teilnehmer 5: Ich glaube, wir müssen für unser Verständnis dieser Textpassage noch einmal anders ansetzen. Dazu lese ich die folgenden zwei Verse: „26 Denn wie der Vater das Leben hat in sich selber, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in sich selber; 27 und er hat ihm Vollmacht gegeben, das Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist.“ Das ist doch eine verwunderliche Begründung für die Aussagen in den Versen vorher.

 

Teilnehmer 2: Nun mach schon etwas deutlicher, was Du meinst.

 

Teilnehmer 5: Vers 24 sagt, dass die Glaubenden das ewige Leben haben und nicht in das Gericht kommen. In Vers 24 geht es um das Gericht[3] und in Vers 27 geht es auch um das Gericht oder die Unterscheidung. In Vers 24 geht es um diejenigen, die nicht in dieses Gericht oder diese Unterscheidung kommen. Und sie kommen deswegen nicht in die Unterscheidung, weil sie Gott und seinem Gesalbten Jesus glauben, denn die beiden haben das Leben in sich selber und mit ihnen haben bereits alle das Leben in sich selber, die Gott und seinem Gesalbten glauben und vertrauen.

 

Teilnehmer 2: Von welchem Gericht oder welcher Unterscheidung redest Du eigentlich?

 


[1] Das brachte Korrespondentin MWL ein.

[2] So ähnlich MWL.

[3] Griechisch: κρινα (krina). Kann auch mit „Unterscheidung“ übersetzt werden.

 Teilnehmer 5: Na von der, die in den folgenden Versen von Jesus angesprochen wird und wo denn das Wundern aufhört: „28 Wundert euch darüber nicht. Es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden, 29 und es werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.“

 

Teilnehmer 7: Aha. Es geht um die Unterscheidung zwischen denen, die Gutes getan haben und zum Leben auferstehen, und denen, die Böses getan haben und die noch in eine weitere Unterscheidung oder ein weiteres Gericht müssen.

 

Teilnehmer 9: Ich denke nicht, dass es da um eine weitere Unterscheidung oder ein weiteres Gericht geht. Vielmehr scheint es sich mir bei denen, die Böses getan haben, um die Auferstehung in die Konsequenzen des Gerichts oder der Unterscheidung hinein zu handeln, nämlich in den sogenannten oder endgültigen "zweiten Tod".

 

Teilnehmer 8: Ist das gleichbedeutend mit dem Gericht in Offenbarung 20, Verse 11-15?

 

Teilnehmer 5: Davon ist wohl auszugehen. Es wird sowohl nach dem Johannes-Evangelium in Kapitel 5 wie nach der Offenbarung des Johannes in Kapitel 20 gerichtet nach den Werken. Aber ausgenommen von diesem Gericht nach den Werken sind nach Vers 24 diejenigen, die dem Vater und dem Sohn glauben.

 

Teilnehmer 9: Jesus spricht ja in Vers 27 und 28 von sich in der 3. Person. In Vers 30 wechselt er wieder in die Ich-Form und macht klar, dass seine Unterscheidung anhand der Bücher und vor allem des Buches des Lebens der Unterscheidung seines und unseres himmlischen Vaters entspricht: „30 Ich kann nichts von mir aus tun. Wie ich höre, so richte ich, und mein Gericht ist gerecht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.“

 

Teilnehmer 10: Ich möchte hier noch eine Anmerkung von Ethelbert Bullinger einfließen lassen: Der Titel „Sohn Gottes“ in Vers 25 ist mit der Auferstehung verbunden. Der Titel „Menschensohn“ in Vers 27 ist mit dem Gericht verbunden.[1]

 

Teilnehmer 2: Was für einen Schluss ziehst Du daraus?

 

Teilnehmer 10: Vielleicht diesen: Der Menschensohn ist qualifiziert, die Unterscheidung zu treffen, weil er gezeigt hat, dass ein Mensch Gott voll vertrauen oder glauben kann. Der Gottessohn ist qualifiziert, Menschen von den Toten aufzuerwecken, weil er voll der Kraft Gottes ist.

 

Teilnehmer 2: Und was für einen Schluss ziehen wir nun zu der Frage, ob die Christen mit dem Tod ganz tot sind oder ob ein Teil von ihnen schon irgendwie persönlich im Himmel mit Gott und Jesus zusammenlebt, also lebendig ist?

 

Teilnehmer 1: Ich wiederhole:

- wer Jesus glaubt, kommt nicht ins Gericht;

- dessen ewiges Leben hat jetzt schon begonnen. Und Vers 25 sagt, dass das selbst für die Toten gilt, die die Stimme Jesu, des Sohnes Gottes hören.

 

Allerdings werden nicht alle nach dem Tod gleich behandelt. Manche stehen auf zum Gericht. Aber die jetzt an den Messias Jesus von Nazareth glauben, und diejenigen, die im Alten Testament die Hoffnung auf den Messias hatten, sind vom Tod zum Leben durchgedrungen. Der Tod kann sie – die Gläubigen – schon jetzt nicht halten. Etwas in den Gläubigen geht in den Himmel zu Gott.

 

Teilnehmer 5: Und ich wiederhole: Dass ich als an den Messias Glaubender das ewige Leben habe, heißt noch lange nicht, dass ich ununterbrochen lebe im Sinne eines aktiven Lebens. Es heißt vielmehr, dass ich nicht im Tod, im Stillstand, bleibe. Ziehen wir doch 1. Korinther 15, Vers 54, heran: „54Wenn aber dies Verwesliche anziehen wird die Unverweslichkeit und dies Sterbliche anziehen wird die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht (Jes 25,8; Hos 13,14): »Der Tod ist verschlungen in den Sieg.“

 

Teilnehmer 9: Hier wird in der Tat deutlich, dass der Tod nicht teilweise beim Sterben ausgeschaltet wird, sondern dass er erst dann hinein in den Sieg aufgesogen wird, wenn das Verwesliche, das nun sichtlich der Körper ist, die Unverwesliche angezogen hat. Erst dann, nach dieser körperlichen Verwandlung, kann von Unsterblichkeit die Rede sein. Der Mensch kann nirgendwo, weder im Himmel noch in der „Hölle“, ohne einen Körper lebendig im Sinne von "aktiv" sein.

 

Teilnehmer 5: Vielleicht wird in diesem Licht auch deutlicher, dass das Leben des Menschen nach dem Tod nach Johannes 5, Vers 24, untrennbar mit der Auferstehung des Körpers verbunden ist. Die Auferstehung des Körpers ist die Auferstehung des Lebens! In Johannes 11,26 wird es vielleicht noch deutlicher. Die Lutherfassung sagt „… wird nimmermehr sterben“. Die Interlinear jedoch: Wird keinesfalls sterben in Ewigkeit. Der griechische Text: Wird keinesfalls sterben für den Äon. Für den Äon, der kommt mit der sichtbaren Herrschaft Jesu. Bleibt spannend.

 

Teilnehmer 9: Dass Geist und Seele zusammen in den Himmel zu Gott gehen könnten, habe ich einer Predigt von Christoph Dohmen entnommen. Allerdings kann ich dem nur in dem Sinne zustimmen, dass sie bei Gott inaktiv sind und bei Gott im Bewusstsein sind im Sinne eines „Buch des Lebens“ oder eines Platzes in Gottes digitaler Bibliothek.

 

Teilnehmer 1: Ich habe auch nochmal im Johannes-Evangelium gelesen. Ich glaube, es gibt noch sehr viel Erkenntnis zu gewinnen.

 

Teilnehmer 5: Darüber hinaus muss sicher auch die Geschichte vom armen Lazarus in Abrahams Schoß betrachtet werden, die der Evangelist Lukas berichtet.

 

Teilnehmer 6: Das dann unter Advent 1.6.

 


[1] Ethelbert W. Bullinger, Companion Bible, S. 1526.

 

Titelbild: Abstrakt.Hintergrund. Foto: Pexels.Pixabay.