Pfingsten 4: Wie ein frommer Entschluss Worte der Weisheit und der Erkenntnis beiseite schieben kann – ein „unglaubliches“ (?) Beispiel aus dem Leben des Apostels Paulus (Apg. 20,13 – 21,14)

Teilnehmer 2: Die Sache „Paulus gegen den heiligen Geist“ finden wir in Apostelgeschichte 20, 22 -21,14.

 

 

 

Teilnehmer 12: Lesen wir doch die ganze Geschichte, die sich sozusagen auf dem Rückweg von der dritten Missionsreise des Paulus ereignet, ab Vers 13 in Apostelgeschichte 20.

 

 

 

Teilnehmer 3: 13Wir aber zogen voraus zum Schiff und fuhren nach Assos und wollten dort Paulus zu uns nehmen; denn er hatte es so befohlen, weil er selbst zu Fuß gehen wollte. 14Als er uns nun traf in Assos, nahmen wir ihn zu uns und kamen nach Mitylene.[1] 15Und von dort fuhren wir weiter und kamen am nächsten Tag auf die Höhe von Chios; am folgenden Tag gelangten wir nach Samos und am nächsten Tag kamen wir nach Milet. 16Denn Paulus hatte beschlossen, an Ephesus vorüberzufahren, um in der Provinz Asien keine Zeit zu verlieren; denn er eilte, am Pfingsttag in Jerusalem zu sein, wenn es ihm möglich wäre.

 

 

 

Teilnehmer 1: Warum wollte Paulus unbedingt zu Pfingsten in Jerusalem sein, so dass er noch nicht einmal in Ephesus Halt machte, wo er doch ganz entscheidend gewirkt hatte?

 

 

 

Teilnehmer 4: Das wird er den Ältesten der Gemeinde in Ephesus bald erklären.

 

 

 

Teilnehmer 5: 17Aber von Milet sandte er nach Ephesus und ließ die Ältesten der Gemeinde rufen. 18Als aber die zu ihm kamen, sprach er zu ihnen: Ihr wisst, wie ich mich vom ersten Tag an, als ich in die Provinz Asien gekommen bin, die ganze Zeit bei euch verhalten habe, 19wie ich dem Herrn gedient habe in aller Demut und mit Tränen und unter Anfechtungen, die mir durch die Nachstellungen der Juden widerfahren sind. 20Ich habe euch nichts vorenthalten, was nützlich ist, dass ich's euch nicht verkündigt und gelehrt hätte, öffentlich und in den Häusern, 21und habe Juden und Griechen bezeugt die Umkehr zu Gott und den Glauben an unsern Herrn Jesus.“

 

 

 

Teilnehmer 6:  Das klingt sehr gut. Aber dann mit den Worten „Und nun siehe“ kommt er zu einem anderen Thema: „22Und nun siehe, durch den Geist gebunden[2], fahre ich nach Jerusalem und weiß nicht, was mir dort begegnen wird, 23nur dass der Heilige Geist in allen Städten mir bezeugt, dass Fesseln und Bedrängnisse auf mich warten.“

 

 

 

Teilnehmer 7: Das ist ja seltsam. Er sagt, dass er nicht weiß, was ihm dort begegnen wird, obwohl ihm der heilige Geist bezeugt, dass Fesseln und Bedrängnisse auf ihn warten. Das ist doch wohl ein Wort der Erkenntnis.

 

 

 

Teilnehmer 8: Daraus sollte schon ganz natürlich eine Weisheit folgen, nämlich zu diesem Zeitpunkt besser nicht nach Jerusalem zu reisen.

 

 

 

Teilnehmer 9: Aber er sagt doch gleichzeitig, dass er durch den Geist gebunden ist, nach Jerusalem zu fahren.

 

 

 

Teilnehmer 10: Die Frage ist, durch welchen Geist er gebunden ist. Wenn der heilige Geist ihn warnt, nach Jerusalem zu gehen, wird er ihn ja wohl nicht gleichzeitig darauf verpflichten, hinzufahren.

 

 

 

Teilnehmer 11: Das verstehe ich nicht. Es kann doch sein, dass Gott möchte, dass er nach Jerusalem fährt, ihn aber gleichzeitig darauf vorbereitet, dass das eine sehr schwierige und heikle Mission wird. „Gebunden im Geist“ kann doch bedeuten, dass der Auftrag Gottes für Paulus unerschütterlich fest steht.[3]

 

 

 

Teilnehmer 12: Ja, das ist durchaus eine Möglichkeit. Aber ob es so ist, sollten wir dem Fortgang des Berichts überlassen.

 

 

 

Teilnehmer 1: Wenn es sich bei dem Geist, der Paulus bindet, nach Jerusalem zu fahren, nicht um den heiligen Geist handelt: Welcher andere Geist sollte es denn dann sein?

 

 

 

Teilnehmer 2: Hier kommt die Unterscheidung der Geister ins Spiel.

 

 

 

Teilnehmer 11: Wie meinst Du das denn?

 

 

 

Teilnehmer 3: Na ja, außer dem heiligen Geist gibt es noch den bösen Geist und den menschlichen Geist.

 

 

 

Teilnehmer 4: Hm. Vom bösen Geist habe ich schon in der Bibel gelesen. Aber vom menschlichen Geist?

 

 

 

Teilnehmer 5: Doch, doch. Da fällt mir Römer 8, Vers 16, ein: Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind.“ Da gibt offensichtlich der heilige Geist unserem menschlichen Geist Zeugnis, dass wir Gottes Kinder sind.

 

 

 

Teilnehmer 6: Ok, dann lesen wir mal weiter, um Klarheit zu bekommen: „24Aber ich achte mein Leben nicht der Rede wert, wenn ich nur meinen Lauf vollende und das Amt ausrichte, das ich von dem Herrn Jesus empfangen habe, zu bezeugen das Evangelium von der Gnade Gottes. 25Und nun siehe, ich weiß, dass ihr mein Angesicht nicht mehr sehen werdet, ihr alle, zu denen ich hingekommen bin und das Reich[4] gepredigt habe. 26Darum bezeuge ich euch am heutigen Tage, dass ich rein bin vom Blut aller; 27denn ich habe nicht unterlassen, euch den ganzen Ratschluss Gottes[5] zu verkündigen.“

 

 

 

Teilnehmer 7: Das ist ja schon wieder recht eigenartig. Hier will er ja wohl sagen, dass er allen Gläubigen, die er für das Reich Gottes gewonnen hat, nichts schuldig geblieben ist – er hat ihnen nicht noch mehr zu verkündigen, als er verkündigt hat, denn er hat ihnen den ganzen Ratschluss[6] oder Plan Gottes verkündigt. Mehr gibt es nicht zu sagen. Jetzt müssen sie selber ohne ihn klarkommen – und er kann seinem Entschluss „frei“ oder eben „gebunden“ folgen, nach Jerusalem zu gehen.

 

 

 

Teilnehmer 8: So sieht es aus. Vor allem hat er ihnen ja nach Apostelgeschichte 19, Verse 1-7, klar gemacht, dass die Taufe des Johannes mit Wasser eine Sache ist, dass aber Jesus mit dem heiligen Geist tauft. Den haben sie aktiv empfangen und sind damit vollständig ausgerüstet. Da heißt es nur noch, „bei der Stange zu bleiben“.

 

 

 

Teilnehmer 9: Denn Paulus macht die kommenden Herausforderungen unmissverständlich klar: „28So habt nun Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist eingesetzt hat zu Bischöfen, zu weiden die Gemeinde Gottes, die er durch sein eigenes Blut erworben hat. 29Denn das weiß ich, dass nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch kommen, die die Herde nicht verschonen werden. 30Auch aus eurer Mitte werden Männer aufstehen, die Verkehrtes lehren, um die Jünger an sich zu ziehen. 31Darum seid wachsam und denkt daran, dass ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht abgelassen habe, einen jeden unter Tränen zu ermahnen.“

 

 

 

Teilnehmer 11: Hier wird doch noch einmal deutlich, dass Paulus aus dem Geist Gottes heraus prophetisch redet. Er hat ihnen prophetisch in Vers 25 gesagt, dass sie ihn nicht mehr sehen werden. Und er fährt prophetisch fort, sie zu warnen und auf die kommenden Herausforderungen vorzubereiten.[7]

 

 

 

Teilnehmer 5: Das ist unbestritten. Aber es kann ja durchaus sein, dass er „gebunden durch seinen eigenen Geist oder Vorsatz“ handelt und dass das die Konsequenz hat, dass die Epheser ihn nicht mehr sehen werden. Wir kennen vielleicht von uns selbst, dass wir in einem Moment scharf im Geist Gottes denken und handeln und schon im nächsten Moment haarscharf daneben liegen.

 

 

 

 Teilnehmer 10: Jetzt jedenfalls folgen noch zwei weitere wichtige göttliche Botschaften von Paulus. Nr. 1: „32Und nun befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade, der da mächtig ist, euch zu erbauen und euch das Erbe zu geben mit allen, die geheiligt sind.“

 

 

 

Teilnehmer 11: Und die Botschaft Nr. 2: „33Ich habe von niemandem Silber oder Gold oder Kleidung begehrt. 34Denn ihr wisst selber, dass mir diese Hände zum Unterhalt gedient haben für mich und die, die mit mir gewesen sind. 35Ich habe euch in allem gezeigt, dass man so arbeiten und sich der Schwachen annehmen muss im Gedenken an das Wort des Herrn Jesus, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als nehmen.“

 



[1] Auf der auch in heutigen Zeiten häufig genannten griechischen Insel Lesbos.

[2] Δεδεμενος εγω τω πνευματι (dedemenos egoo too pneumati) – gebunden ich im Geist! Δεω (deoo) – binden, festbinden, anbinden, fesseln, einkerkern, zwingen, hindern, hemmen etc. Vgl. Menge-Güthling, S. 162.

[3] Diese Auffassung vertrat Georg Schmid wie in den vergangenen Jahres so auch im Jahr 2020.

[4] Das Reich Gottes auf Erden ist das oder wenigstens ein wesentliches Ziel der Lehre von Jesus und von Paulus. Vgl. dazu Sir Anthony Buzzard, Das kommende Königreich des Messias, 3. Auflage Restoration Fellowship 2002, übersetzt von Jürgen Laub 2014.

[5] Es ist das Spezifikum des Evangeliums des Paulus, dass die Gläubigen aus den Völkern Miterben des Reiches Gottes zusammen mit den Juden sind. Vgl. Epheser 1, 11-14, und 2,14-3,7.

[6] Griechisch βουλη (bulä) – Wille, Ratschluss, Plan, Beratung, Ratsversammlung, Senat etc. Vgl. Menge-Güthling, S. 138.

[7] Das betonte Georg Schmid.

 

Titelbild: Jerusalem - Ziel der Sehnsucht von Paulus. Stadtplan für das Jerusalem im Jahre 30 nach Christi Geburt. Am oberen Rand ist etwas vom Tempelberg zu sehen. Entnommen aus Liebi, Der Messias im Tempel, S. 36, ursprünglich in Ritmeyer, Archeological Design.

 

 

 Teilnehmer 12: Und dann kommt der traurige Schluss: „36Und als er das gesagt hatte, kniete er nieder und betete mit ihnen allen. 37Da begannen alle laut zu weinen und sie fielen Paulus um den Hals und küssten ihn, 38am allermeisten betrübt über das Wort, das er gesagt hatte, sie würden sein Angesicht nicht mehr sehen. Und sie geleiteten ihn auf das Schiff.“

 

Teilnehmer 1: Und die Reise geht weiter: Als wir uns nun von ihnen losgerissen hatten[1] und abgefahren waren, kamen wir geradewegs nach Kos und am folgenden Tage nach Rhodos und von da nach Patara. 2Und als wir ein Schiff fanden, das nach Phönizien fuhr, stiegen wir ein und fuhren ab. 3Als aber Zypern in Sicht kam, ließen wir es linker Hand liegen und fuhren nach Syrien und kamen in Tyrus an, denn dort sollte das Schiff die Ware ausladen.

 

Teilnehmer 5: Und was bisher in der Schwebe schien, wird hier meines Erachtens sonnenklar durch ein „Wort der Weisheit“: „4Als wir nun die Jünger fanden, blieben wir sieben Tage dort. Die sagten Paulus durch den Geist[2], er solle nicht nach Jerusalem hinaufziehen.“

 

Teilnehmer 3: Doch Paulus lässt sich nicht beeindrucken: „5Und es geschah, als wir die Tage zugebracht hatten, da machten wir uns auf und reisten weiter. Und sie geleiteten uns alle mit Frauen und Kindern bis hinaus vor die Stadt, und wir knieten nieder am Ufer und beteten. 6Und als wir voneinander Abschied genommen hatten, stiegen wir ins Schiff; jene aber wandten sich wieder heimwärts. 7Wir beendeten die Seefahrt und kamen von Tyrus nach Ptolemaïs, begrüßten die Brüder und blieben einen Tag bei ihnen.

 

Teilnehmer 4: Das nächste Aufgebot Gottes kommt: „8Am nächsten Tag zogen wir weiter und kamen nach Cäsarea und gingen in das Haus des Philippus, des Evangelisten, der einer von den sieben war, und blieben bei ihm. 9Der hatte vier Töchter, die waren Jungfrauen und weissagten.

 

Teilnehmer 5: Hier steht nicht, was sie weissagten. Aber der ganze Zusammenhang scheint mir ziemlich klar zu machen, um was es in den Weissagungen ging.

 

Teilnehmer 6: Gott macht einen letzten Versuch: „10Und als wir mehrere Tage dablieben, kam ein Prophet mit Namen Agabus aus Judäa herab. 11Und als er zu uns kam, nahm er den Gürtel des Paulus und band sich die Füße und Hände und sprach: Das sagt der Heilige Geist: Den Mann, dem dieser Gürtel gehört, werden die Juden in Jerusalem so binden und überantworten in die Hände der Heiden.“

 

Teilnehmer 7: Wiederum ziehen Lukas, der Schreiber der Apostelgeschichte, und die anderen, die Paulus begleiten, meiner Meinung nach die natürliche einzig richtige weise Schlussfolgerung aus dem Wort der Erkenntnis, das Agabus übermittelte: „12Als wir aber das hörten, baten wir und die aus dem Ort, dass er nicht hinauf nach Jerusalem zöge.“

 

Teilnehmer 8: Doch Paulus lässt sich nicht umstimmen: „13Paulus aber antwortete: Was macht ihr, dass ihr weint und brecht mir mein Herz? Denn ich bin bereit, nicht allein mich binden zu lassen, sondern auch zu sterben in Jerusalem für den Namen des Herrn Jesus.“

 

Teilnehmer 5: Es ist doch seine Entscheidung, seine Selbstverpflichtung und vielleicht nicht Gottes Plan.

 

Teilnehmer 11: Nein, es erfüllt sich, was der Herr zu Hananias in Apostelgeschichte 9, Vers 15, gesagt hat: „15Doch der Herr sprach zu ihm: Geh nur hin; denn dieser ist mein auserwähltes Werkzeug, dass er meinen Namen trage vor Heiden und vor Könige und vor das Volk Israel. 16Ich will ihm zeigen, wie viel er leiden muss um meines Namens willen.“ Und so geht die Geschichte weiter in Kapitel 25 der Apostelgeschichte, wie insbesondere in den Versen 9-12 deutlich wird. Der heilige Geist sagt unentwegt: Es wird geschehen.

 

Teilnehmer 8: Ich verstehe die prophetischen Äußerungen Paulus gegenüber, nicht nach Jerusalem zu gehen, auch als Warnungen und Vorbereitungen für Paulus, sich auf alles gefasst zu machen.[3]

 

Teilnehmer 5: Was hat Gott denn zu Paulus gesagt? Hat er gesagt, dass er nach Jerusalem gehen soll? Nirgendwo steht das.

 

Teilnehmer 11: Ich bin mein Leben lang trotz aller Probleme meinen Weg weitergegangen. Und Gott hat mich stets getröstet. Es lohnt sich, den Weg mit ihm zu gehen. 1966 hatte ich ein paar Probleme, nach England einreisen zu können, weil mir Papiere fehlten. Aber es gelang kraft des Glaubens. In dem Seminar, an dem ich teilnahm, traf ich ein paar junge katholische Priester, die mehr darüber wissen wollten, was es mit dem Glauben nach dem Neuen Testament auf sich hat, und sie luden mich 1968 zu einem Seminar nach Italien ein. Es ging um praktisches Glauben im Zusammenhang mit dem Buch von Emil Brunner „Wahrheit als Begegnung“ und der Frage: Wie glauben die Evangelischen? 1972 folgte dann mein Engagement in Uganda zu Zeiten Idi Amins.

 

Teilnehmer 9: Ende der Debatte: „14Da er sich aber nicht überreden ließ, schwiegen wir und sprachen: Des Herrn Wille geschehe.“

 

Teilnehmer 11: Na, Beginn der Debatte. Hier haben wir es doch: Des Herrn Wille geschehe!“ Es war doch der Wille des Herrn, dass Paulus nach Jerusalem geht.

 

Teilnehmer 10: Das jedenfalls legt der Luthertext 1984 nahe. Aber ist der der Weisheit letzter Schluss?

 

Teilnehmer 5: Ich glaube nicht. Wie kann es des Herrn Wille sein, wenn in Vers 4 die Jünger durch den Geist Gottes sagen, nicht nach Jerusalem zu gehen? Eine Überprüfung der Übersetzung von Vers 14 liegt nahe.

 

Teilnehmer 1: Und siehe da, das Wort „und“ vor „sagten“ ist gar nicht im griechischen Text. Und statt „schwiegen“ heißt es wörtlich „hörten wir auf“. Lukas und die anderen hörten auf, zu sagen „Des Herrn Wille geschehe“. Sie sahen, dass Paulus unerschütterlich in seinem Entschluss war. Sie konnten ihn nicht umstimmen. Der Wille des Paulus geschah.[4]

 

Teilnehmer 11: Diese Schlussfolgerung überzeugt mich nicht. Paulus wird von den Juden abgelehnt und verfolgt und geht trotzdem nach Jerusalem, auch wenn es ihn das Leben kostet. Das sollte unser Vorbild sein. Ich bin auch nicht zurückgewichen, als ich 1972 mit „Jugend mit einer Mission“ zur Evangelisation in Uganda war – nach einigem Hin und Her bin ich gegangen und habe dort meinen 6wöchigen Urlaub verbracht - und auf dem Campus der Universität von Kampala in das Evangelisationszelt eingeladen habe. Ein Mann Idi Amins wollte das unterbinden. Er ging mich an: Ob ich nicht wüsste, dass zur gleichen Zeit der Präsident spreche.  Doch ich habe mich nicht einschüchtern lassen und habe weiter Studenten in das Evangelisationszelt eingeladen. Ich war bereit zu sterben und blieb unbehelligt.[5]

 

Teilnehmer 3: Da gibt es ja vielleicht einen Unterschied. Als Paulus nach Jerusalem kam, gab es viel Unruhe, aber wenig Wirksamkeit wird berichtet.

 

Teilnehmer 2: Unser Einsatz in Uganda war in der Tat sehr wirksam. Ganze Dörfer kamen zum Glauben und legten ihre Amulette ab. Es waren im übrigen die letzten Wochen, in denen zur Herrschaftszeit Idi Amins Evangelisation möglich war. Danach wurden insbesondere die Freien Gemeinden verboten und die Christenverfolgung begann.

 

Teilnehmer 3: Das unterscheidet sich in der Tat von dem, was der Apostel Paulus in Jerusalem erreichte.

 

Teilnehmer 11: Was darüber berichtet wird, ist aber genau das, was der HErr über ihn zu Hananias sagt: „dieser ist mein auserwähltes Werkzeug[6], dass er meinen Namen trage vor Heiden und vor Könige und vor das Volk Israel. Ich will ihm zeigen, wie viel er leiden muss um meines Namens willen.“[7] Deswegen konnte ihn nicht umstimmen, was der heilige Geist sagte – im Gegenteil. Was der heilige Geist sagte, war mehr zur Vorbereitung der anderen Gläubigen auf das, was mit Paulus geschehen würde, als für Paulus selbst.[8]

 

Teilnehmer 4: Wir alle haben keinerlei Anlass, an dem Apostel Paulus herumzukritisieren und wir bewundern seine Standfestigkeit und sind dankbar dafür, dass er das Evangelium nach Europa brachte.

 

Teilnehmer 12:Aber wenn uns die Bibel an diesem hervorragenden Mann Gottes zeigt, wie sehr wir in der besten Absicht den Willen Gottes verfehlen können, so sollten wir hinhören. Ich jedenfalls hätte mir in meinem Leben viel Ungemach ersparen können, wenn ich weniger meiner selbst gemachten oder tradierten Frömmigkeit gefolgt wäre und mehr dem heiligen Geist.[9]

 

Teilnehmer 5: Ich möchte ein anderes Beispiel nennen, indem ein hervorragender Mann Gottes in bester Absicht etwas tat, wozu ihn Gott nicht berufen hatte, und das ihm das Leben kostete: Johannes der Täufer. Er sollte Jesus den Weg bereiten, aber es war nicht sein Auftrag, den von den Römern eingesetzten König wegen seines Ehebruchs zu kritisieren.[10]

 

Teilnehmer 6: Das kann ich nicht verstehen. Es wird doch in Matthäus 3, 1-12, ganz klar, dass es sein Auftrag ist, kompromisslos die Umkehr zu predigen und gute Frucht einzufordern.[11]

 

Teilnehmer 7: Doch meines Wissens von den Juden und nicht von dem nicht-jüdischen König. In Vorbereitung auf den Erlöser – wohl wissend, dass wir uns von der Macht der Sünde nicht selbst befreien können.

 

Teilnehmer 11: Dieser König war Idumäer, also Edomiter, aus dem Volk Esaus, und hing der jüdischen Religion an.[12]

 

Teilnehmer 1: Aber seine Anhänglichkeit an die jüdische Religion hielt sich doch sehr in Grenzen, war womöglich wenigstens zum Teil politisch motiviert. Jedenfalls schreckte er nicht davor zurück, Johannes den Täufer enthaupten zu lassen.

 

Teilnehmer 5: Vielleicht ist es auch so ein selbst gemachter Auftrag, dass ich alle diese Dialoge aufschreibe.[13] Oder doch nicht? Bin ich „gebunden im Geist“ oder inspiriert vom heiligen Geist?

 

Teilnehmer 10: Zurück zum Bibeltext. „Gebunden im Geist“ – das kann doch kaum der Geist Christi oder der Geist Gottes sein, denn es heißt doch klar und deutlich, dass uns der Geist Christi oder der Geist Gottes frei macht[14], also uns nicht bindet.

 

Teilnehmer 5: Ich finde es auch verwunderlich, dass Paulus in diesem Bericht erklärt, dass er sein Leben für nicht der Rede wert erachtet. Im Verlauf der Ereignisse weiß er sich jedoch sehr wohl auf das römische Bürgerrecht zu berufen, um der Geißelung zu entgehen.[15]

 

Teilnehmer 12: Jesus immerhin schwitzte Blut, als er Folterung und Hinrichtung auf sich zukommen sah, und fragte drei Mal, ob er diesen Kelch trinken muss. Dann erst trank er ihn.

 

Teilnehmer 1: Hilfe, wo sind wir jetzt? Sind wir noch bei „Wort der Weisheit“ und „Wort der Erkenntnis“? Oder sind wir bei allzu verwegenen Schlussfolgerungen gelandet?

 



[1] Wie auch die vorangegangenen Verse zeigen, geht es in der Bibel sehr emotional zu.

[2] Δια του πνευματος (dia tu pneumatos) – durch den Geist. Hier steht im Griechischen „durch“ – im Gegensatz zu Apostelgeschichte 20, 22.

[3] Das äußerte Jutta Richter ebenfalls in 2020.

[4] Das unterstrich Heinz Hüls. Vers 14b: ησυχασαμεν ειποντες του κυριον το θελημα γινεσθω (häsuchasamen eipontes tu kürion to theläma ginesthoo). Ησυχασαμεν (häsuchasamen) ist die 1. Person Plural Indikativ Aorist Aktiv von ησυχαζω (häsuchaksoo)(Guillemette, S. 198), was intransitiv „ruhen“ bedeutet, insbesondere auch haltmachen, schweigen, nichts unternehmen, keinen Widerstand leisten, neutral bleiben (Menge-Güthling, S. 322). Ειποντες (e-ipontes) ist Nominativ Maskulinum Plural Partizip Aorist Aktiv von λεγω (legoo), sagen. Also: „Wir  machten Halt (oder: hörten auf damit), zu sagen <Des Herrn Wille geschehe>.“ Vgl. zum „Prophetic warning“ auch die entsprechenden Abschnitte in der Companion Bible von E.W. Bullinger.

[5] Das erzählte Georg Schmid.

[6] Σκευος (skeuos) – Gefäß, Gerät, Werkzeug, Gepäck etc. Vgl. Menge-Güthling, S. 626.

[7] Apostelgeschichte 9, 15 f.

[8] Das betonte Georg Schmid. Vgl. Apg. 9, 15b-16.

[9] Das erklärte Alfonso.

[10] Darauf wies Alfonso hin.

[11] Das betonte Georg Schmid.

[12] Darauf wies Georg Schmid hin.

[13] Diesen Seufzer gestattete sich Heinrich Höfer.

[14] Vgl. 2. Korinther 3,17; Galater 5,1.

[15] Z.B. Apostelgeschichte 22, 25-29.